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rbeitszeit - Institut Arbeit und Qualifikation

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'ERHARD"OSCH<br />

Wenn sich sowohl die A<strong>rbeitszeit</strong>präferenzen als auch die betriebliche <strong>Arbeit</strong>sorganisation<br />

ändern, werden die alten Paradigmen der A<strong>rbeitszeit</strong>politik, die um den standardisierten<br />

Normalarbeitstag aufgebaut waren in Frage gestellt. Die Suche nach einem neuen<br />

A<strong>rbeitszeit</strong>paradigma ist gegenwärtig in vollem Gang. Untersuchungen zur A<strong>rbeitszeit</strong><br />

ähneln heute Momentaufnahmen.<br />

• Manche heute als typisch geltende <strong>Arbeit</strong>smuster sind unter Umständen nur historische<br />

Episoden, die in einigen Jahren ganz anders aussehen. So spricht etwa vieles<br />

dafür, dass die niederländische Teilzeitgesellschaft in ihrer heutigen Form nur eine<br />

vorübergehende Erscheinung sein wird, da die zunehmend besser ausgebildeten<br />

jungen niederländischen Frauen mit geringfügigen Tätigkeiten auf Dauer nicht zufrieden<br />

sein werden.<br />

• Weiterhin sind viele der angebotenen neuen Paradigmen, wie etwa „Posttaylorismus“,<br />

„Toyotismus“ oder die „Flexible Fabrik“ noch sehr einseitig gefasst, da sie<br />

nur neue betriebswirtschaftlichen Anforderungen thematisieren. A<strong>rbeitszeit</strong> greift<br />

aber tief ins private Leben der Beschäftigten ein, so dass jedes nachhaltige Leitbild<br />

zur künftigen A<strong>rbeitszeit</strong> auch die Flexibilitätsbedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigen<br />

muss, die sich aus der immer schwierigen Balance zwischen <strong>Arbeit</strong>s<strong>und</strong><br />

Privatleben ergeben.<br />

Ein neues, nachhaltiges Paradigma der A<strong>rbeitszeit</strong>gestaltung muss daher aus einer Synthese<br />

der Entwicklung sozial abgesicherter, flexibler Lebensa<strong>rbeitszeit</strong>en für die Erwerbstätigen<br />

<strong>und</strong> post-tayloristischer Formen der <strong>Arbeit</strong>sorganisation für die Unternehmen<br />

hervorgehen. Man könnte auch von der Synthese zwischen wirtschaftlicher Effizienz<br />

<strong>und</strong> Erhöhungen der individuellen A<strong>rbeitszeit</strong>souveränität sprechen.<br />

Der Titel dieses Berichts (Modernisierung der A<strong>rbeitszeit</strong>) soll andeuten, dass die<br />

heutigen A<strong>rbeitszeit</strong>strukturen veränderungsbedürftig sind; sie sind langfristig nicht<br />

„sustainable“, also nicht „zukunftsfähig“, sondern müssen an veränderte Erwerbsmuster<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Rahmenbedingungen angepasst werden. In dieser Hinsicht befinden<br />

sich alle europäischen Länder in einer Übergangs- aber auch einer Experimentierphase.<br />

Dabei wird auf alle Ebenen der Gesellschaft experimentiert. Die A<strong>rbeitszeit</strong>präferenzen<br />

der Betriebe <strong>und</strong> der Individuen ändern sich fortlaufend, <strong>und</strong> die Tarifpartner <strong>und</strong> der<br />

Gesetzgeber haben Mühe in ihren Regelungsbemühungen mit diesen Entwicklungen<br />

Schritt zu halten. Bestandsaufnahmen der A<strong>rbeitszeit</strong>entwicklung sind Schnappschüsse<br />

eines sich bewegenden Objekts. Durch die Reorganisation von Betrieben <strong>und</strong> veränderte<br />

individuelle Lebensentwürfe werden neue A<strong>rbeitszeit</strong>realitäten geschaffen, auf die man<br />

nur Einfluss nehmen kann, wenn man die Gründe für die Veränderungen begreift. Denn<br />

man kann auf Dauer nicht völlig gegen den Produkt- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt sowie die Bedürfnisse<br />

der Beschäftigten ansteuern. So würde etwa das Verbot der Sonntagsarbeit in<br />

kapitalintensiven Branchen in der heutigen globalisierten Wirtschaft unweigerlich zur<br />

Auswanderung mancher Betriebe dieser Industrien führen. Oder: Das traditionelle Alleinernährermodell<br />

mit dem erwerbstätigen Mann <strong>und</strong> der allzeit verfügbaren Hausfrau<br />

wird auch durch noch so großzügige Förderung (etwa eines Familiengehalts) nicht wiederherstellbar<br />

sein. Esping-Andersen (1996) hat darauf hingewiesen, dass eine konser-

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