Alles Versager? - Deutsches Jugendinstitut e.V.
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Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick<br />
In diesem Kapitel sind die Ergebnisse der Gespräche thesenartig zusammengefaßt.<br />
Dabei werden nur solche Ergebnisse referiert, die von den befragten Fachkräften<br />
überwiegend so berichtet wurden. Erfahrungen einzelner, die keine<br />
Bestätigung durch einen nennenswerten Teil der anderen Experten fanden, werden<br />
hier nicht berücksichtigt.<br />
Mehrheitlich kommen die befragten Fachleute zu folgenden Ergebnissen:<br />
– Schulverweigerung nimmt spürbar zu!<br />
Für die letzten Jahre wird von den Fachleuten übereinstimmend eine<br />
Zunahme von Schulverweigerung registriert. Diese betreffe sowohl die alten<br />
als auch die neuen Bundesländer.<br />
– Schulverweigerungstendenzen zeigen sich bereits deutlich in der 4. bzw. 5.<br />
Klasse: Die Experten schätzen, daß in jeder Klasse etwa fünf Kinder oder ca.<br />
10 bis 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler in einer Klasse bereits<br />
“schulmüde” sind.<br />
– Das Alter des Schülers korreliert mit seinem Schulbesuchsverhalten: Jüngere<br />
Schüler verweigern eher “passiv”, das heißt, sie machen im Unterricht<br />
nicht (mehr) mit, verhalten sich in der Klasse aber eher unauffällig; ältere<br />
Schüler verweigern zunehmend “aktiv”: über Störungen im Unterricht,<br />
gelegentliches Schuleschwänzen (stunden- oder tageweise) bis hin zur totalen<br />
und oft endgültigen Abkehr von der Schule. “Aktive” Schulverweigerung<br />
fängt im Alter von 12 bzw. 13 Jahren an.<br />
– Schulverweigerung ist ein Prozeß, Schulverweigerer wird man nicht “über<br />
Nacht”, sondern man entwickelt sich dazu in mehreren Phasen. Gründe für<br />
eine spätere aktive Schulverweigerung “entstehen” zum Teil bereits in den<br />
unteren Klassen. Retrospektiv werden Erfahrungen und Erlebnisse aus<br />
früheren Klassen mit aktuellen schulverweigernden Verhaltensweisen in<br />
Zusammenhang gebracht.<br />
– Der Übergang von der 4. Klasse Grundschule in die 5. Klasse bzw. in eine<br />
weiterführende Schulart markiert den zeitlichen Beginn vieler Probleme<br />
und Auffälligkeiten. Etwa ab der 6. Klasse setzt die aktive Phase der Schulverweigerung<br />
ein.<br />
– Jungen verweigern eher aktiv, Mädchen eher passiv. Die Gruppe der aktiven<br />
Schulverweigerer besteht zu etwa einem Drittel aus Mädchen und zu etwa<br />
zwei Dritteln aus Jungen. Insgesamt verzeichnen die Experten vor allem bei<br />
den Mädchen eine wachsende Tendenz zur Schulverweigerung.<br />
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