Alles Versager? - Deutsches Jugendinstitut e.V.
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• Hat die Schulform Einfluß auf Schulverweigerung? Verweigert beispielsweise ein<br />
Hauptschüler eher als ein Gymnasiast?<br />
Nach den Beobachtungen der Experten hängt Schulverweigerung eng mit der<br />
besuchten Schulform zusammen. Je höher die Bildungsanstalt, desto geringer ist<br />
die (aktive) Verweigerungsquote. Schüler aus dem unteren Qualifikationsbereich<br />
tragen demnach ein höheres Risiko, zu Schulverweigerern zu werden als<br />
ihre Kollegen aus dem mittleren und höheren Qualifikationsbereich. Konkret<br />
bedeutet dies nach Ansicht der Experten: Schulverweigerer sind in erster Linie<br />
Haupt- und Sonderschüler. Ferner sind dies Schüler aus dem Berufsvorbereitungsjahr<br />
(BVJ) sowie Schüler aus Berufsschulen, die keine Lehrstelle bzw. keinen<br />
Ausbildungsplatz gefunden haben, aber noch der Berufsschulpflicht unterliegen.<br />
Dieses Ergebnis verwundert nicht – hängt doch die besuchte Schulform sehr<br />
eng mit den späteren Ausbildungs- und Beschäftigungschancen zusammen. Die<br />
Schulart und die erreichten Noten bzw. der Notendurchschnitt im Schulabschlußzeugnis<br />
bestimmen weitgehend die Perspektiven für eine Berufsausbildung<br />
und/oder einen Arbeitsplatz. Für Schüler unterhalb der mittleren Bildungsqualifikation<br />
geht es eher darum, überhaupt einen Schulabschluß zu<br />
erwerben, um sich wenigstens theoretisch die Voraussetzungen für einen Ausbildungsplatz<br />
zu sichern. Wegen dieser tendenziellen Entwertung des Hauptschulabschlusses<br />
ist es nicht immer einfach, eine gleichbleibende Lernmotivation zu<br />
entwickeln und über längere Zeit aufrechtzuerhalten, zumal die Konkurrenz um<br />
Ausbildungs- und Arbeitsplätze auch aus den weiterführenden Schulen kommt:<br />
Auch ein guter mittlerer Bildungsabschluß verspricht zwar heute keineswegs<br />
mehr automatisch qualifizierte Ausbildungsmöglichkeiten und nachfolgende<br />
(sichere) Arbeitsplätze, aber klar ist auch, daß einem Bewerber mit mittlerem<br />
Bildungsabschluß in der Regel der Vorzug gegeben wird gegenüber einem<br />
Hauptschulabsolventen. Insofern ist eine Schulbildung im unteren Qualifikationsbereich<br />
mitverantwortlich für eine mögliche soziale Ausgrenzung des<br />
Jugendlichen nach der Schulentlassung. Ihre Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz<br />
in einem anerkannten Ausbildungsberuf und, in der Folge, auf eine qualifizierte<br />
Vollzeitbeschäftigung erweist sich vielfach als trügerische Zukunftsperspektive,<br />
denn häufig landen sie – meist ohne Ausbildung – in ungesicherten<br />
und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen.<br />
Schulverweigerung gibt es natürlich nicht nur in Schulen des unteren Qualifiaktionsbereichs,<br />
auch an mittleren und höheren Schulen finden sich Schulverweigerer,<br />
allerdings fehle hier – so die befragten Fachkräfte – weitgehend das<br />
“Motiv” berufliche Perspektivlosigkeit. Die Ursachen seien an weiterführenden<br />
Schulen vielfach anders gelagert: Neben einer eher politisch motivierten Protesthaltung<br />
scheinen insbesondere die Lehrer-Schüler-Beziehung und die Angst,<br />
vor allem in den Augen der Eltern zu versagen, eine bedeutende Rolle zu spielen.<br />
Der Druck auf die Schüler sei hier nicht weniger groß, aber insgesamt gehen die<br />
Experten dennoch von einer geringeren Zahl von Schulverweigerern in diesen<br />
Bildungsanstalten aus.<br />
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