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Alles Versager? - Deutsches Jugendinstitut e.V.

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• Die Beziehung Lehrer-Schüler: Wissen Lehrkräfte überhaupt, über welche Macht<br />

sie verfügen?<br />

Die Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schülern spielen nach Meinung<br />

aller Befragten eine sehr wichtige Rolle – sowohl hinsichtlich der Entstehung<br />

von Schulverweigerung als auch hinsichtlich des Umgangs mit Schulverweigerern.<br />

Manche Fachkräfte sind sogar der Meinung, daß die Qualität der Lehrer-<br />

Schüler-Beziehung ausschlaggebend für den schulischen Erfolg oder Mißerfolg<br />

eines Schülers ist.<br />

Lehrkräfte sind aber – darin sind sich die Fachleute einig – mindestens eine entscheidende<br />

Variable für das Verhalten von Schülern. Eine negative Lehrer-<br />

Schüler-Interaktion ist gekennzeichnet durch die Angst des Lehrers, den Schüler<br />

und damit möglicherweise die Klasse “nicht im Griff zu haben”, und die Angst<br />

des Schülers, kritisiert, abgewertet, bloßgestellt oder gar lächerlich gemacht zu<br />

werden. Der Unterricht mit seinen Leistungsanforderungen wird von diesen<br />

Schülern als bedrohlich und angstauslösend erlebt. Eine positive Lehrer-<br />

Schüler-Interaktion dagegen basiert auf gegenseitiger Wertschätzung, beide Parteien<br />

nehmen sich gegenseitig ernst und erleben ihre Beziehung im Idealfall als<br />

vertrauens- und verständnisvoll.<br />

Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern mit Verweigerungstendenzen<br />

wird faktisch von den Fachkräften außerhalb der Schule negativer beurteilt als<br />

von den Fachkräften, die unmittelbar in der Schule arbeiten. Schulverweigerer<br />

haben nach den Beobachtungen unserer Gesprächspartner, deren Aufgabengebiet<br />

außerhalb der Schule liegt, eher selten ein gutes Verhältnis zu ihren Lehrkräften.<br />

Es fehle am gegenseitigen Verständnis und die Schüler erwarten mehr<br />

oder weniger zwangsläufig, daß sie von ihren Lehrkräften negativ beurteilt werden<br />

- weitgehend unabhängig davon, wie sie sich verhalten. Das Verhältnis zum<br />

Lehrer wird als wenig oder gar nicht vertrauensvoll erlebt, der Schüler erwartet<br />

Kritik und Demütigung. Darüber hinaus stellen die Schüler fest, daß so gut wie<br />

kein Interesse an ihnen als Personen besteht und die Lehrkräfte nicht selten mit<br />

Erleichterung auf ihre Abwesenheit von der Schule reagieren und sogar insgeheim<br />

hoffen, daß diese schwierigen Schüler auf Dauer wegbleiben, da sie den<br />

Unterricht stören und in der Klasse für Unruhe sorgen. Typisch ist in diesem<br />

Zusammenhang auch die Art der Schulverweigerung, mit der die Schüler auf<br />

gestörte Lehrer-Schüler-Beziehungen reagieren: es sind zuallererst diese Schulstunden<br />

bzw. diese Schulfächer, die von den Schülern boykottiert werden. Häufen<br />

sich gestörte Beziehungen auch zu anderen Lehrkräften, ist der Schritt zur<br />

völligen Abkehr von der Schule nicht mehr sehr groß.<br />

Gute schulische Leistungen sind häufig der Schlüssel zu einem guten Lehrer-<br />

Schüler-Verhältnis. Der Lehrer sieht, daß seine Arbeit “Früchte trägt” und<br />

“belohnt” den Schüler mit einer positiven Reaktion (Lob, gute Noten, emotionale<br />

Zuwendung usw.). Indem die Schüler die Erwartungen erfüllen und gute<br />

Leistungen zeigen, verhalten sie sich so, wie es von den Erwachsenen gewünscht<br />

wird. Entsprechend erhalten sie gute Zensuren, die sie als Belohnung des Leh-<br />

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