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Alles Versager? - Deutsches Jugendinstitut e.V.

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Im Gegensatz zu diesen passiven Verweigerern bringen die aktiven Schulverweigerer<br />

mit ihrem Verhalten offen zum Ausdruck, daß sie nicht gewillt oder nicht<br />

in der Lage sind, schulischen Anforderungen nachzukommen. Ihr Verhalten ist<br />

eher “nach außen” gerichtet und soll geradezu für Lehrer, Eltern und andere<br />

Bezugspersonen sichtbar sein. Die Experten unterscheiden bei den aktiven Verweigerern<br />

zwei Gruppen: Die erste Gruppe sind solche Schülerinnen und<br />

Schüler, die als Verhaltensmuster für die Lösung ihrer Probleme das Fernbleiben<br />

vom Unterricht gewählt haben und auf diesem Weg versuchen, Signale an die<br />

“Außenwelt” zu senden. Die Intensität des Schwänzens ist dabei sehr unterschiedlich<br />

und reicht von gelegentlicher (stundenweises bis tageweises Schwänzen)<br />

bis zu dauerhafter Abwesenheit. Die zweite Schülergruppe geht zwar (noch)<br />

weiterhin zur Schule, sie bringt aber ihre Ablehnung und Verweigerung offen im<br />

Unterricht zum Ausdruck und macht durch aggressives und/oder destruktives<br />

Verhalten gegenüber Mitschülern und/oder Lehrkräften auf sich aufmerksam.<br />

Eine “Mischform” von Schulverweigerung, die zunehmend öfter beobachtet,<br />

aber als spezifische Ausprägung von Schulverweigerung von den Lehrkräften<br />

nicht immer erkannt wird, ist das Zuspätkommen. Der Schüler kommt zwar im<br />

großen und ganzen regelmäßig in die Schule, aber z.B. zehn Minuten zu spät.<br />

Weil es sich “dann irgendwie nicht mehr lohnt”, noch in den Unterricht zu<br />

gehen, “hängen sie gleich eine ganze Stunde ab”, bleiben aber meist im Schulgebäude<br />

oder zumindest in der Nähe der Schule, um dann zur nächsten Stunde<br />

rechtzeitig in die Klasse zu gehen. Diese Form der Verweigerung richtet sich<br />

meist gegen ein bestimmtes Unterrichtsfach bzw. gegen eine bestimmte Lehrkraft.<br />

Schulverweigerer agieren – die einen aktiv, die anderen passiv. Das Verlaufsmuster<br />

scheint in der Praxis von der passiven zu der aktiven Verweigerungsform zu<br />

gehen. Die Grenzen zwischen beiden sind zwar in beide Richtungen fließend,<br />

aber der Übergang von passiver zu aktiver Schulverweigerung wurde öfter beobachtet<br />

als umgekehrt. Dabei fängt der Prozeß der Verweigerung häufig mit Entschuldigungen<br />

in Form von Krankschreibungen an. Die Krankheiten selbst sind<br />

meist nicht einmal vorgeschoben, sondern finden als psychosomatische Reaktionen<br />

auf Anforderungen und Schwierigkeiten, denen man sich nicht gewachsen<br />

fühlt, tatsächlich statt.<br />

In diesem Zusammenhang berichten die Experten von Erfahrungen, die Schüler<br />

mit gelegentlichem Schwänzen gemacht hätten. Lehrkräfte hätten auf das sporadische<br />

Auftauchen des Schülers im Unterricht mit Spott und Ironie reagiert.<br />

Statt Ermutigung (“schön, daß du wieder da bist, soviel hast du gar nicht versäumt”)<br />

wurden die Schüler verspottet (“was, dich gibt es auch noch ...” oder<br />

“hast du dich verlaufen?”). Solche Reaktionen von Lehrkräften, die im übrigen<br />

von den Mitschülern meist mit beifälligem Gelächter quittiert würden, würden<br />

bei den betreffenden Schülern genau das Gegenteil dessen bewirken, was man<br />

beabsichtigt: Statt wieder regelmäßig zur Schule zu kommen und den versäumten<br />

Unterrichtstoff nachzulernen, würden diese Schüler immer seltener zur<br />

Schule gehen und irgendwann endgültig wegbleiben. Daß die beschriebenen<br />

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