Alles Versager? - Deutsches Jugendinstitut e.V.
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Insbesondere Kinder mit Leistungsschwächen oder anderen für Außenstehende<br />
sichtbaren oder erfahrbaren Beeinträchtigungen erleben häufig, daß sie verspottet<br />
und ausgelacht werden – auch und gerade von ihren Mitschülern. Soziale<br />
Ausgrenzung ist die Folge. Die Schule hat also eine herausragende Stellung im<br />
Jugendalter: die soziale Umwelt der Jugendlichen wird in hohem Maße durch<br />
die Schule und ihre Anforderungen geprägt. Ist der Jugendliche nicht in der<br />
Lage, diesen Erwartungen gerecht zu werden, und verläßt er die Schule, verliert<br />
er nicht nur den eingeschränkten Sozialraum Schule, sondern auch eine wichtige<br />
soziale Bezugsgruppe, nämlich seine Mitschüler, und damit wiederum einen<br />
Großteil seiner außerschulischen Beziehungsmöglichkeiten. Der Ausschluß aus<br />
altersgemäßen soziokulturellen Zusammenhängen aber führt zu (weiteren) massiven<br />
Problemlagen, die sich unter Umständen im jungen Erwachsenenalter<br />
fortsetzen (und dort vor allem in Ausbildung und Beruf).<br />
Pauschal werden Schulverweigerer häufig als “nicht sehr belastbar”, “zum Teil<br />
überbehütet”, “gesundheitlich geschädigt”, sowie “depressiv” und “aggressiv”<br />
bezeichnet. Diese Einschätzung wird von den Experten geteilt. Ein Lehrer dazu:<br />
“<strong>Alles</strong> ist für diese Kinder Streß und geht ihnen tierisch auf die Nerven”! Ein weiteres<br />
Merkmal, das die Zielgruppe “Schulverweigerer” kennzeichnet, ist nach<br />
Meinung der Experten ihre Unfähigkeit, mit Verbindlichem umzugehen und<br />
sich auf Absprachen und Strukturen einzulassen. Auch würde es ihnen schwerfallen,<br />
sich in der Gruppe (sozial) zu verhalten und Verantwortung für andere<br />
und für sich selbst zu übernehmen. Die Gruppe der Schulverweigerer wird insgesamt<br />
von den Experten charakterisiert als “mißtrauisch”, “labil” und mit<br />
“wenig Sozialkompetenzen” ausgestattet. Ferner seien sie “sehr emotional” und<br />
hätten Probleme, “mit Kritik umzugehen” und “Konflikte verbal zu lösen”.<br />
Besonders erschreckend sei auch, daß es Schulverweigerer gibt, denen “elementare<br />
Kenntnisse in Lesen und Schreiben fehlen”. Manche seien “faktisch Analphabeten”.<br />
Dieses Problem wird insbesondere von den Fachkräften außerhalb<br />
der Schulen berichtet: “Es ist unglaublich, aber so mancher 15-jährige Schulverweigerer<br />
kann kaum lesen und schreiben”. Es sei “kaum vorstellbar”, daß solche<br />
Schüler sich “ohne Arrangements mit der Lehrkraft durchmogeln” könnten.<br />
Ihre mangelnde Lese- und Schreibfähigkeit wirke sich ferner nach der Schulzeit<br />
negativ bei der Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatzsuche aus; auch “einfache”<br />
Arbeitsplätze stünden aufgrund der immer komplexer werdenden Beschäftigungsgesellschaft<br />
für diese Gruppe nicht oder nicht mehr ausreichend zur Verfügung.<br />
Es fällt auf, daß es sich bei all diesen Beschreibungen überwiegend um Persönlichkeitsmerkmale<br />
handelt, die defizitär sind. Den Schulverweigerern gehen<br />
Fähigkeiten oder Verhaltensweisen ab, die andere Schülerinnen und Schüler –<br />
im Gegensatz zu ihnen – haben. Im folgenden wollen wir umgekehrt vorgehen<br />
und versuchen, spezifische Eigenschaften, die Schulverweigerer nach Meinung<br />
der befragten Experten haben, mit Hilfe von einigen ausgewählten Merkmalen<br />
zu beschreiben.<br />
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