Ausgabe 1 - RhB
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Rhätische Bahn InfoRetica, Nr. 1/ 2013<br />
Interview mit Martina Tomaschett<br />
Von Eugen Cantieni<br />
Statements von Martina Tomaschett, Ressortleiterin<br />
Bau und Verkehr, Behindertenkonferenz Graubünden<br />
Martina, was war aus deiner Sicht die Motivation, sich<br />
an diesem Kurs zu engagieren?<br />
Durch solch wichtige Kurse, können zwischenmenschliche<br />
Barrieren abgebaut werden – so wird ersichtlich,<br />
dass Leute mit Handicap ganz normale Menschen sind.<br />
Man kann mit ihnen reden, ihre Bedürfnisse erkennen<br />
und entsprechend auf sie eingehen. Wichtig ist mir die<br />
Botschaft: «Egal was für eine Behinderung, jeder Mensch<br />
soll vollwertig bedient und behandelt werden».<br />
Was waren deine Eindrücke und Erlebnisse des<br />
Kurstages mit dem Zugpersonal?<br />
Der Kurs war für uns sehr eindrücklich, das Zugpersonal<br />
hat sehr grosses Interesse gezeigt. Der Austausch zwischen<br />
dem Zugpersonal und uns war echt toll. Es sind<br />
auch viele Fragen gestellt worden; auch im praktischen<br />
Teil war es eine Freude wie alle mitgemacht haben.<br />
Wenn du einen Wunsch an den öV äussern darfst,<br />
wie lautet er?<br />
Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr solche<br />
Veranstaltungen geben würde. Auch wäre ich froh,<br />
dass wir bei Planungen an Zügen oder Bahnhofsumbauten<br />
stärker mit einbezogen würden. Denn theoretisch<br />
ist ja alles möglich, aber in der Praxis sieht es oft<br />
anders aus. Ferner wünschte ich mir schlankere Kommunikationswege<br />
zwischen dem Call Center (handicap/<br />
Brig) und dem Zugpersonal. So könnte die Anmeldefrist<br />
verkürzt und das Zugpersonal besser vorbereitet werden.<br />
Kurzportrait<br />
Mein Name ist Martina Tomaschett ich wurde am 17.<br />
Januar 1968 in Chur geboren. Ich habe die Schulen in<br />
Chur besucht und danach eine Lehre als Coiffeuse<br />
gemacht. Mit 17 Jahren habe ich die Diagnose MS bekommen.<br />
Habe aber trotz allem noch zwei Kinder bekommen.<br />
Vor zwei Jahren bin ich in die Behindertenkonferenz<br />
Graubünden für Bau und Verkehr gewählt<br />
worden. Diese Aufgabe gefällt mir sehr. Man kann viele<br />
Sachen bewirken und sie hat sehr viel mit Menschen<br />
zu tun.<br />
Worum geht es?<br />
Menschen mit Behinderungen oder altersbedingten Einschränkungen<br />
haben dasselbe Recht auf autonome Mobilität und<br />
dasselbe Bedürfnis danach wie nicht eingeschränkte Personen.<br />
Dabei spielt der öffentliche Verkehr eine zentrale Rolle.<br />
Seit dem 1. Januar 2004 ist das Behindertengleichstellungsgesetz<br />
(BehiG) samt seinen Verordnungen in Kraft. Es hält fest, dass<br />
der öffentliche Verkehr (öV) bis spätestens Ende 2023 den<br />
Bedürfnissen der behinderten und altersbedingt eingeschränkten<br />
Reisenden entsprechen muss. Mit Blick auf die demographische<br />
Entwicklung unserer Gesellschaft ist dies ein Vorhaben, von<br />
dem nicht nur jüngere Menschen mit einer dauernden<br />
Beeinträchtigung, sondern ein bedeutender Teil der öV-Benützenden<br />
profitiert. Denn mit zunehmendem Alter steigt das Risiko,<br />
nicht mehr gut zu sehen, nicht mehr gut zu hören oder nicht<br />
mehr gut gehen zu können. Aber auch junge und gesunde<br />
Personen sind froh, wenn das Einsteigen mit dem Kinderwagen<br />
oder mit schwerem Gepäck ein Kinderspiel ist. Und: wer hat sich<br />
nicht schon einmal den Fuss verstaucht?<br />
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