Glossen - Welcker-online.de
Glossen - Welcker-online.de
Glossen - Welcker-online.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
kein Opfer zumutet, dürfte also doch das Telephon sein, das wenigstens hin<br />
und wie<strong>de</strong>r die Antwort »Schmecks!« erlaubt.<br />
DER KRITIKER<br />
— — Das Dargestellte bleibt im Gedächtnis, nicht <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r es darstellt.<br />
— — Es gibt keine Schauspieler, es gibt nur ein Ensemble. Das<br />
Ensemble spielt, nicht die Schauspieler ... Die Schauspieler Bruk,<br />
Messkin, Ben Ari, Schnei<strong>de</strong>r, Ben—Chaim, Warschawa sind ersten<br />
Ranges, ebenso H. Grober, T. Ju<strong>de</strong>lewitsch und A. Rowina, die die<br />
Lea spielt.<br />
DER PLAUDERER<br />
hört im Grammophon Girardi das Hobellied singen. Er sieht ihn natürlich dabei<br />
und beschreibt <strong>de</strong>n großen Moment <strong>de</strong>r dritten Strophe (<strong>de</strong>m Girardi übrigens,<br />
in frommer Furcht <strong>de</strong>s Erlebnisses, nie ganz gewachsen war):<br />
— — Die größte Coupletstrophe, die <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bühne jemals<br />
gegeben wur<strong>de</strong>!<br />
... Auf offener Szene hat er dabei je<strong>de</strong>smal einen kleinen Schritt<br />
nach vorne gemacht. Die Stimme um Nuancen weicher. Das Orchester<br />
trat vollständig hinter <strong>de</strong>r Deklamation zurück. Die Atempausen<br />
wur<strong>de</strong>n länger. Und wenn auch an <strong>de</strong>m langen hageren<br />
Körper keine Bewegung heftigeres Echauffement verriet ... so gewannen<br />
doch seine lieben, tiefliegen<strong>de</strong>n Augen von Sekun<strong>de</strong> zu<br />
Sekun<strong>de</strong> mehr Glanz, schimmerten jenem Augenblick entgegen,<br />
von <strong>de</strong>m die dritte Strophe spricht, nahmen tränenbetauten Abschied,<br />
ehe ihr Träger ...<br />
... Da leg' ich halt mein Hobel hin<br />
Und sag' <strong>de</strong>r Welt A<strong>de</strong>.<br />
Langsam und leise kommen diese Worte aus <strong>de</strong>m Grammophon. —<br />
—<br />
Nicht ganz diese. Man müßte meinen, daß einer verpflichtet wäre, die »größte<br />
Coupletstrophe, die <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bühne jemals gegeben wur<strong>de</strong>« richtig<br />
zu zitieren. Aber vielleicht ist das Grammophon schuld, das ihm ja auch <strong>de</strong>n<br />
Eindruck eines langen hageren Girardi vermittelt hat. Wenn nur nicht das<br />
Denkmal nach diesem Entwurf entsteht!<br />
EIN FEINES OHR<br />
hat Liebstöckl:<br />
Doch gewahrt das feinere Ohr nicht selten die edlere Linie <strong>de</strong>s alten<br />
Burgtheaterlustspielgeistes, <strong>de</strong>r Siebert, Maierhofer, Günther,<br />
Huber und Schmidt umweht.<br />
Mein stumpferes Auge wür<strong>de</strong> da <strong>de</strong>n edleren Ton <strong>de</strong>s alten Burgtheaterlustspielgeistes,<br />
<strong>de</strong>r Sonnenthal, Meixner, Hartmann, Schöne und Gabillon umweht<br />
hat, kaum gewahren.<br />
80