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sens Weltanschauung — <strong>de</strong>r Genitiv ist zu entschuldigen, da »Jobses« ins<br />
Skurrile ablenken wür<strong>de</strong> — umspannt alles. Sie umschließt, was da kreucht<br />
und fleucht, sie umfaßt das Inventar notwendiger Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong>,<br />
über das die Schöpfung verfügt, vom Kurszettel bis zu <strong>de</strong>n Schwalben, immer<br />
mit <strong>de</strong>r gleichen Objektivität <strong>de</strong>r Beobachtungsgabe, die sich nur bei <strong>de</strong>r Berührung<br />
strafrechtlicher Probleme von einer gewissen Empfindsamkeit alteriert<br />
zeigt. Da entstehen freilich wie<strong>de</strong>r merkwürdige Visionen vom Schicksal<br />
Bekessys, wo Dinge gleichsam aus <strong>de</strong>m Schlaf gesprochen wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen<br />
man im wachen Zustand, zumal im eigenen Blatt, nicht gerne spricht. Aber<br />
<strong>de</strong>r Leitgedanke, <strong>de</strong>r eine Art traumwandlerischer Sicherheit gewährt, ist<br />
auch hier: So ist das Leben, nämlich eine Kettenbrücke o<strong>de</strong>r ein Kin<strong>de</strong>rhemd,<br />
je nach<strong>de</strong>m. Wie keiner hat Jobs <strong>de</strong>n Reiz <strong>de</strong>r Metapher ausgekostet, die sich<br />
ihm überall dort schenkt, wo ein an<strong>de</strong>rer sie nicht geschenkt nehmen wür<strong>de</strong>,<br />
und <strong>de</strong>r Mollausklang <strong>de</strong>r drei beziehungsvollen Punkte gewährt <strong>de</strong>m Leser<br />
<strong>de</strong>n Nachgenuß und je<strong>de</strong>nfalls die Möglichkeit, die Sache noch einmal zu<br />
überschlafen. Wie Jobs die Natur nur ansieht, wird sie auch schon zum Bil<strong>de</strong>,<br />
wo er das Leben anpackt, ist es interessant, und er war es, <strong>de</strong>r insbeson<strong>de</strong>re<br />
das Vergängliche <strong>de</strong>s neuen Reichtums so im Gleichnis erschaut hat, daß eine<br />
Bil<strong>de</strong>rfülle und ein Geistreichtum zurückgeblieben sind, die <strong>de</strong>r verblichenen<br />
Herrlichkeit Castiglionis spotten, aber Ihrer wehmütig ge<strong>de</strong>nken. Ich muß gestehen,<br />
daß in meinem von einer profanen Arbeit erfüllten Leben, <strong>de</strong>m die<br />
künstlerischen Freu<strong>de</strong>n eigentlich versagt sind und in <strong>de</strong>r heutigen Umwelt<br />
auch schwer zu erlangen wären, mich nur wenige geistige Führer so angemutet<br />
haben wie Jobs, <strong>de</strong>ssen Gaben ich sammle und von <strong>de</strong>m ich mir für ruhigere<br />
Zeiten, für die besinnlichen Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lebensherbstes, manches zurückgelegt<br />
habe. Manchen Schatz bewahre ich seit damals, als er <strong>de</strong>m toten Kupelwieser<br />
das schöne Wort nachgerufen hat, das etwa lautet: »Biologie, Radiumforschung,<br />
mo<strong>de</strong>rne Bo<strong>de</strong>nbewirtschaftung waren die Vestalinnen, hinter<br />
<strong>de</strong>ren Ampel er mit <strong>de</strong>m Vorurteilsgepäck <strong>de</strong>s Großbürgers einherschritt.« So<br />
o<strong>de</strong>r noch schöner. Damals wur<strong>de</strong> ich auf Jobs aufmerksam, <strong>de</strong>ssen Schaffen<br />
mit <strong>de</strong>n ersten erfolgreichen Erpressungen Bekessys begonnen hat, aber seine<br />
Wirksamkeit überdauern sollte. Auf <strong>de</strong>m Hintergrund einer Stofflichkeit,<br />
die zumeist die nüchternen Agen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kipper und Wipper betraf, hat sich<br />
dieser brillante Geist entfaltet, um sich selbst zu genügen in einer reinen Lust<br />
an <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>ssen, was hinter <strong>de</strong>n Dingen liegt o<strong>de</strong>r auch was bevorsteht.<br />
Diese Wortkunst bleibt über <strong>de</strong>r Sphäre gebreitet wie <strong>de</strong>r Teppich jener<br />
blumigen Au, wo manch eine Henne eine blin<strong>de</strong> Perle fin<strong>de</strong>t, die man zwar vor<br />
die Säue werfen mag, jedoch nicht ohne <strong>de</strong>n Vogel auf <strong>de</strong>n Kopf zu treffen.<br />
Was mir aus <strong>de</strong>r letzten, ereignisvollen Epoche gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>n Augen liegt,<br />
um diese mit einer Fülle <strong>de</strong>r Gesichte zu erfreuen, soll auch an<strong>de</strong>ren zugänglich<br />
gemacht sein.<br />
Politik<br />
Die Nur—Politiker brauchen Schellengeklingel, wollen die Massen<br />
mit neuen Impulsen erfüllen, sehnen sich nach <strong>de</strong>r großen Apotheose<br />
<strong>de</strong>s großen Schlagwortes. Die Gewerkschaftsführer ... wollen<br />
wegen einer Kulturfrage das Tischtuch mit <strong>de</strong>n Christlichsozialen<br />
nicht zerschnei<strong>de</strong>n, sie können die parlamentarische Tribüne<br />
nicht entbehren ... sie können nur praktische Vorteile für die<br />
Arbeiter erzielen, wenn die politische Atmosphäre nicht vergiftet<br />
bleibt ... Die Sozial<strong>de</strong>mokraten kennen die Fährnisse, die ihnen<br />
drohen, wenn <strong>de</strong>r Verhandlungsweg verrammelt bleibt. Gestern<br />
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