download - Amz.de
download - Amz.de
download - Amz.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nur noch eines aus: „Dieses Auto ist ein<br />
Oldtimer.“ Das war´s, mehr nicht. Rückschlüsse<br />
auf <strong>de</strong>n Zustand im Detail lassen<br />
sich daraus nicht ziehen. Hier ist jetzt <strong>de</strong>r<br />
Oldtimer-Fachbetrieb gefor<strong>de</strong>rt. Er sollte<br />
neben <strong>de</strong>m H-Gutachten auch immer eine<br />
<strong>de</strong>taillierte Zustandsbeschreibung anbieten<br />
– am besten nach Baugruppen sortiert.<br />
Auch gilt es für <strong>de</strong>n Fachbetrieb, die<br />
gesetzlichen Freiheiten in <strong>de</strong>r Oldtimerei<br />
sinnhaft mit Leben zu erfüllen. Natürlich<br />
steht <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwunsch immer obenan,<br />
schließlich kann es sich niemand leisten,<br />
die Kundschaft vom Hof zu schicken, nur<br />
weil sie nicht mit <strong>de</strong>r Meinung <strong>de</strong>s Fachmannes<br />
konform geht. Was <strong>de</strong>r Fachbetrieb<br />
aber leisten muss, ist, eingehend<br />
und ehrlich über Möglichkeiten zu beraten,<br />
wie <strong>de</strong>r historisch korrekte Zustand<br />
eines Fahrzeuges aussieht, was maximal<br />
möglich ist und wo ein<strong>de</strong>utig die Grenzen<br />
<strong>de</strong>s guten Geschmacks überschritten sind<br />
und <strong>de</strong>r Oldtimer-Status gefähr<strong>de</strong>t ist.<br />
Was aber ist nun tatsächlich erlaubt<br />
seit <strong>de</strong>r Novellierung? Was ist verboten?<br />
Um es kurz zu machen: Eigentlich ist fast<br />
alles erlaubt. Angeblich strenger sollen die<br />
Än<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>m Motor<br />
gewor<strong>de</strong>n sein. Hier gilt jetzt: Original,<br />
aus <strong>de</strong>rselben Baureihe, 30 Jahre alt o<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n ersten zehn Jahren <strong>de</strong>s Autolebens<br />
nachgerüstet. Bisher durften auch zeitgenössiche<br />
Aggregate verbaut sein, wenn<br />
sie technisch zum Fahrzeug passten. Das<br />
wohl populärste Beispiel – <strong>de</strong>r Käfer mit<br />
<strong>de</strong>m Porsche-Motor – bekäme also nicht<br />
mehr so ohne Weiteres ein H-Gutachten.<br />
Das hat er allerdings vor <strong>de</strong>r Novellierung<br />
auch nicht, weil sich <strong>de</strong>r Eigentümer vom<br />
Gutachter ernsthaft hätte fragen lassen<br />
müssen, ob er sein Fahrzeug tunen<br />
will o<strong>de</strong>r ob er ein historisches Original<br />
möchte. Denn schließlich steht das „H“<br />
im Kennzeichen für „historisch“ und nicht<br />
etwa für „hyper-schnell“ o<strong>de</strong>r „Holzweg“.<br />
Dafür erlaubt die Richtlinie weitgehen<strong>de</strong><br />
Spielräume bei Umbauten am<br />
Aggregat: Wur<strong>de</strong> das Fahrzeug fachmännisch<br />
und zeitgerecht getunt, ist die H-<br />
Zulassung weiterhin möglich. Es ist also<br />
jetzt erlaubt, aus einem 02-BMW einen<br />
„tii“ zu machen, ebenso ist es möglich,<br />
einen 3er-BMW zum Alpina umzubauen<br />
und auch <strong>de</strong>r NSU Prinz darf ohne Hemmungen<br />
zum „TT“ mutieren. Die gleichen<br />
Regeln gelten für Umbauten an <strong>de</strong>r Karosserie.<br />
So ist beispielsweise <strong>de</strong>r Umbau<br />
zum Cabrio erlaubt, wenn es auch ein Cabrio<br />
in <strong>de</strong>r Baureihe gab o<strong>de</strong>r Cabrio-Umrüster<br />
für das Mo<strong>de</strong>ll lizensiert waren. Sicherlich<br />
muss <strong>de</strong>r Oldtimer-Fachbetrieb<br />
sich hier auf so manche Gradwan<strong>de</strong>rung<br />
einlassen, Aber gera<strong>de</strong> die neuen Richtlininien<br />
geben <strong>de</strong>m Mitarbeiter Gelegenheit,<br />
sich als Profi zu beweisen. Er muss<br />
seine Kun<strong>de</strong>n gut beraten.<br />
Das Problem an <strong>de</strong>r Vereinfachung<br />
<strong>de</strong>r Spielregeln ist, dass Oldtimer schon<br />
lange nicht mehr die Liebhaberei von einigen<br />
wenigen Automobil-Enthusiasten<br />
sind. Immer mehr Menschen ent<strong>de</strong>cken<br />
die alten Fahrzeuge als vermeintlich renditestarke<br />
Geldanlage – ein Credo, das<br />
ihnen an je<strong>de</strong>r Ecke vorgebetet wird. Mit<br />
<strong>de</strong>m spitzen Bleistift gerechnet, sieht<br />
das allerdings an<strong>de</strong>rs aus. Je<strong>de</strong>nfalls hat<br />
dieser Umstand zu Preissteigerungen<br />
und Spekulationen geführt. Beson<strong>de</strong>rs<br />
gefragt sind heute leistungsstarke Fahrzeuge<br />
aus <strong>de</strong>n späten 70er- und inzwischen<br />
sogar aus <strong>de</strong>n 80er-Jahren. Die<br />
Geschäftemacher haben schon lange<br />
erkannt, dass sich hier insbeson<strong>de</strong>re mit<br />
getunten und „aufgeschnittenen“ Exemplaren<br />
viel mehr Geld verdienen lässt als<br />
mit „langweiligen“ Originalen. Das Cabrio<br />
bringt immer mehr als das Coupe.<br />
Die Rennversion erreicht einen <strong>de</strong>utlich<br />
höheren Preis als das Opa-Auto. Gut erhaltene<br />
Originale wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Umbau<br />
geopfert, auf Dauer verpfuscht und dann<br />
als „historisch korrekt modifizierter Neuaufbau“<br />
angeboten. Für <strong>de</strong>n Oldtimer-<br />
Liebhaber bleiben sie immer nur eines:<br />
eine Fälschung. Hier muss <strong>de</strong>r Fachbetrieb<br />
<strong>de</strong>n richtigen Weg zeigen.<br />
Tom Vahle<br />