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rungswahlen und Selbstverwaltung - Forum Gesundheitspolitik

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dieses Mal Urwahlen erzwingen würde. Der DAG wurde vorgeworfen, Wählertäuschung<br />

zu betreiben, „indem sie die im DGB zusammengeschlossenen Gewerkschaften<br />

als ‚Arbeitergewerkschaften’ bezeichne. Tatsächlich seien im DGB doppelt<br />

so viele Angestellte organisiert wie in der DAG.“ Die FAZ gab sowohl dem DGB<br />

als auch der DAG Raum zur Darstellung ihrer Anliegen: Der DGB hob die Bedeutung<br />

einer starken Fraktion in der <strong>Selbstverwaltung</strong> hervor, „weil die Beschlüsse der<br />

Vertreterversammlungen die Gesetzgebung im B<strong>und</strong> <strong>und</strong> in den Ländern beeinflussten.<br />

Die Mitglieder der <strong>Selbstverwaltung</strong>sorgane könnten wesentlich zur Unterstützung<br />

der sozialpolitischen Forderungen des DGB beitragen.“ 16 Der Bericht vom<br />

Wahlkampfauftakt der DAG 17 stellte deren Hauptforderungen nach Beibehaltung<br />

des nach Berufsgruppen gegliederten Versicherungssystems <strong>und</strong> der Verbesserung<br />

der Renten vor. Weiterhin waren der FAZ 18 Absprachen zwischen DGB <strong>und</strong> DAG in<br />

der Arbeiterversicherung, durch die eine Urwahl bei der AOK Frankfurt verhindert<br />

wurde, eine Meldung wert.<br />

Neben dem bisher skizzierten Thema der Auseinandersetzungen zwischen den<br />

etablierten Verbänden DGB, DAG <strong>und</strong> den Christlichen Gewerkschaften im Wahlkampf<br />

wurden bis 1968 in der Presse die Realität der Sozialwahlen <strong>und</strong> der Einfluss<br />

der <strong>Selbstverwaltung</strong> kritisch hinterfragt. In der Hauptsache ging es dabei um die<br />

Beurteilung der Wahlkämpfe <strong>und</strong> der Arbeit der <strong>Selbstverwaltung</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

begrenzter Einflussmöglichkeiten der <strong>Selbstverwaltung</strong> <strong>und</strong> der Bedeutung<br />

ihrer Aufgaben. Als bedeutendste Aufgaben wurden der <strong>Selbstverwaltung</strong> in vielen<br />

Presseartikeln die Verwendung <strong>und</strong> die Anlage der Versichertenbeiträge durch die<br />

Haushaltsaufstellung sowie der Ausgleich zwischen den Arbeitnehmer- <strong>und</strong> Arbeitgeberinteressen<br />

in der Sozialversicherung durch die paritätische Besetzung der Organe<br />

zugeschrieben. „Weittragende sozialpolitische Entscheidungen“ könnten von<br />

der <strong>Selbstverwaltung</strong> nicht getroffen werden, weil die Reichsversicherungsordnung<br />

die Leistungen <strong>und</strong> Ansprüche weitestgehend regele. 19 Für das Desinteresse der<br />

einzelnen Versicherten an der <strong>Selbstverwaltung</strong>, ablesbar an der sukzessive gesunkenen<br />

Wahlbeteiligung zwischen 1953 <strong>und</strong> 1968, wurden in der Presse regelmäßig<br />

zwei Argumente geliefert: Einerseits die große Rolle der Verbände – es seien, „wie<br />

bei den Tarifverhandlungen, die ‚Sozialpartner’, für die es um den Einfluss auf große<br />

Summen Geldes <strong>und</strong> um die Besetzung einer großen Zahl wichtigster Posten<br />

geht. [...] Der einzelne Rentner, der einzelne Kranke weiß von diesem Kampf vermutlich<br />

wenig. Sein Schicksal wird von der Gesetzgebung des Staates auf diesem<br />

Gebiet sehr viel stärker berührt.“ 20 Andererseits die „Entmachtung“ der <strong>Selbstverwaltung</strong><br />

durch die Verwaltung. Die <strong>Selbstverwaltung</strong> hätte „dem Versicherten nicht<br />

das Gefühl genommen, dass er einer übermächtigen Sozialbürokratie ausgeliefert<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

FAZ vom 18.05.1968: „DGB erinnert an Sozialwahlen.“<br />

FAZ vom 10.04.1968: „Volksversicherung abgelehnt. DAG eröffnet Wahlkampf / Für Verbesserung<br />

der Renten.“<br />

FAZ vom 11.05.1968: „Keine Sozialwahl bei der AOK. Lediglich der Deutsche Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

reicht eine Liste ein.“<br />

Siehe FAZ von 16.02.1953 <strong>und</strong> vom 06.06.1958.<br />

FAZ vom 16.02.1953.<br />

14

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