rungswahlen und Selbstverwaltung - Forum Gesundheitspolitik
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im Bereich der Rehabilitation andere Spielräume als in der Rentenversicherung.<br />
Hier stehe beispielsweise ein Budget von 3 Milliarden DM zur Verfügung, über das<br />
die <strong>Selbstverwaltung</strong> entscheiden könne. Die größte Einflussmöglichkeit liegt freilich<br />
auf einem anderen Gebiet. Über die <strong>Selbstverwaltung</strong> fänden die Gewerkschaften<br />
– in Verbindung mit dem Sachverstand des Trägers – ‚eine zweite Schiene, sich<br />
bei der Politik Gehör zu verschaffen’, hebt Kerwat hervor. ‚Das spielt sich nicht<br />
immer vor Fernsehkameras ab, aber es wird auf diesen Kanälen eine ganze Menge<br />
erreicht’. [...] Dennoch sei der Einfluss der <strong>Selbstverwaltung</strong> nicht von der Hand zu<br />
weisen. ‚Die mischen auch im Gesetzgebungsverfahren kräftig mit’“, so Kerwat.<br />
Die FAZ interpretiert: „Es ist wohl diese öffentliche Aufmerksamkeit, die einen<br />
Platz in der <strong>Selbstverwaltung</strong> so attraktiv macht“. Die SZ 108 ließ Kandidatinnen des<br />
DGB <strong>und</strong> der IG Metall zu Wort kommen: „’In der Rentenversicherung ist im Bereich<br />
der Rehabilitation einiges möglich’, sagt zum Beispiel die Münchnerin Christiane<br />
Voigt, die für den DGB kandidiert. ‚Hier kann der Verwaltungsrat eigene<br />
Schwerpunkte setzen’. In den Krankenversicherungen sind die Möglichkeiten der<br />
ehrenamtlichen Verwaltungsräte tendenziell größer: Sie können immer wieder Modellprojekte<br />
anregen, die den Versicherten nutzen sollen. Daneben betonen die Beteiligten<br />
die politische Bedeutung der Gremien: ‚Wir sind zwar oft direkt abhängig<br />
von der Gesetzgebung, aber wir müssen auch Lobbyarbeit leisten, um auf das Parlament<br />
einzuwirken’, sagt Marion Tögel, Kandidatin der IG Metall.“ In der TAZ 109<br />
wurde die Lobbyarbeit der Gremien folgendermaßen bewertet: „Für die Politik von<br />
BfA <strong>und</strong> Krankenkassen ist die <strong>Selbstverwaltung</strong> Gold wert. Nur über die Vertreterversammlung<br />
dürfen sie sich zu Fragen der allgemeinen Sozialpolitik äußern. Gäbe<br />
es keine <strong>Selbstverwaltung</strong>, wären BfA <strong>und</strong> Kassen schlichte Behörden <strong>und</strong> müssten<br />
zu Fragen der Ges<strong>und</strong>heitspolitik <strong>und</strong> Reformen des Sozialwesens schweigen.“ Dass<br />
sich in Folge des 1. <strong>und</strong> 2. GKV-Neuordnungsgesetzes (1997) <strong>und</strong> des Solidaritätsstärkungsgesetzes<br />
(Anfang 1999) im Bereich der Krankenkassen neue Gestaltungsmöglichkeiten<br />
für die <strong>Selbstverwaltung</strong> ergeben hatten (z. B. Modellprojekte, vernetzte<br />
Praxen) <strong>und</strong> mit dem Ges<strong>und</strong>heitsreformgesetz für das Jahr 2000 weitere<br />
geplant waren, wurde in der Berichterstattung mit Ausnahme der FAZ ignoriert. Die<br />
FAZ 110 legte diesen Zuwachs an Einfluss jedoch negativ aus: „Diesen weitgehend<br />
anonymen Mächten will die B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerin nun noch mehr Entscheidungsgewalt<br />
über die Verwendung der Mitgliederbeiträge <strong>und</strong> über die Struktur der<br />
Krankenversorgung zuschieben. Es fängt mit der Bevollmächtigung der Kassen zur<br />
Qualitäts- <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitssicherung im Krankenhaus an. Damit werden die<br />
Kassen zu den eigentlichen Trägern von Krankenhäusern; sie können in steigendem<br />
Maße vorschreiben, in welche Kliniken die Ärzte die Patienten einzuweisen haben.<br />
108<br />
109<br />
110<br />
SZ vom 14.04.1999: „Sozialwahl: 307.000 Münchner erhalten Unterlagen – aber wofür? Ein<br />
bisschen Frieden wählen: weithin unbekannte Gremien sollen Etat der Sozialversicherungen<br />
kontrollieren.“<br />
TAZ vom 18.03.1999: „Richtig, wichtig <strong>und</strong> ein bisschen überholt. Sozialwahl 1999: Die<br />
Versicherten haben nur scheinbar die Macht, weil Gesetze alles regeln.“<br />
FAZ vom 05.05.1999: „Anonyme Mächte“.<br />
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