Schüler - Gießener Allgemeine
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<strong>Schüler</strong> AZ | DIE SCHÜLERZEITUNG der <strong>Gießener</strong> <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung/Alsfelder <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung<br />
dann können sich immernoch Schulen<br />
gegen ihn wehren. Außerdem kann jedes<br />
Bundesland seine eigenen Vorstellungen<br />
individuell im Schulsystem umsetzen. So<br />
können mehrere voneinander unabhängige<br />
Ministerien ihre eigenen Schulsysteme<br />
entwickeln und es entsteht ein Wettbewerb.<br />
Die gute Seite daran ist, dass<br />
verschiedene Systeme entstehen und die<br />
einen von den anderen lernen können.<br />
Auf der anderen<br />
Seite gibt<br />
es aber auch<br />
Nachteile. Die<br />
unterschiedlich durchdachten Systeme<br />
sind so komplex, dass schon ein Umzug<br />
in ein anderes Bundesland zum Problem<br />
werden kann. In der gymnasialen Oberstufe<br />
ist der Wechsel von einem Bundesland<br />
in ein anderes unter Umständen<br />
ohne das Wiederholen einer Klassenstufe<br />
nicht zu schaffen.<br />
Wenn jetzt einige Bundesländer wieder zu<br />
G9 zurückkehren, wird auch ein Umzug in<br />
der Mittelstufe noch schwieriger werden.<br />
Zum Beispiel wird bei G8 die zweite<br />
Fremdsprache ab der 6. Klasse unterrichtet,<br />
während diese bei G9 erst in der 7.<br />
Klasse startet.<br />
Da Hessen nicht komplett zu G9 zurückkehrt,<br />
sondern jede Schule selbst<br />
entscheiden darf, ob sie bei G8 bleibt<br />
oder zu G9 wechselt, wird höchstwahrscheinlich<br />
sogar ein Umzug innerhalb<br />
Hessens schwierig werden. Nach einer<br />
Recherche des Radiosenders FFH bleiben<br />
zum Beispiel alle sieben Gymnasien in<br />
Wiesbaden sowie die Gymnasien im<br />
RheingauTaunusKreis bei G8, während<br />
einige Schulen in Hessen – wie auch die<br />
<strong>Gießener</strong> Herderschule – eine Wahlmöglichkeit<br />
zwischen G8 und G9 anbieten<br />
möchten. In Gießen hat sich neben dem<br />
LLG auch die Liebigschule für die Rückkehr<br />
zu G9 entschieden.<br />
Aber Chaos herrscht auch in den anderen<br />
Bundesländern. BadenWürttemberg<br />
und das Saarland führen Gemeinschaftsschulen<br />
ein, die als eine Art ganztägige<br />
Gesamtschule mit Abituroption nach neun<br />
Jahren fungieren. In NordrheinWestfalen<br />
wird die Sekundarschule eingeführt, eine<br />
Schulform, in der die <strong>Schüler</strong> mindestens<br />
bis zur 6. Klasse gemeinsam unterrichtet<br />
»Chaos gibt es nicht nur in<br />
Hessen, sondern auch anderswo«<br />
werden. Bayern kürzt den G8Lehrplan<br />
und plant ähnlich wie Hessen ein G9<br />
Abitur. In den Stadtstaaten Hamburg, Bremen,<br />
Berlin sowie in Thüringen herrscht<br />
Reformstille, aber auch hier sind heftige<br />
Diskussionen an der Tagesordnung.<br />
Da fragt man sich doch nur: Was soll das<br />
alles?<br />
Einige Reformen finde ich sinnvoll, andere<br />
wiederum nicht. Eine Gesamtschule<br />
beispielsweise<br />
bietet schwächeren<br />
<strong>Schüler</strong>n,<br />
die vielleicht<br />
auf einem Gymnasium nicht zurechtkämen,<br />
die Möglichkeit, dennoch einen<br />
gymnasialen Abschluss zu erlangen. Das<br />
Abschaffen der verbindlichen Schulempfehlung<br />
ist in meinen Augen ebenfalls eine<br />
vernünftige Sache. Niemand außer Eltern<br />
und <strong>Schüler</strong>n sollten entscheiden, auf<br />
welche Schule das Kind gehen soll. Die<br />
Empfehlung soll ledigleich ein Wegweiser<br />
sein. Daher bemängele ich gerade das<br />
bayrische Schulsystem. Hier wird mit<br />
Beginn der ersten Klasse Druck auf die<br />
Kinder ausgeübt, dass sie auch ja eine<br />
gute Empfehlung bekommen. Auf der anderen<br />
Seite halte ich es nicht für sinnvoll,<br />
G8 einzuführen und wenige Jahre später<br />
wieder zu G9 zu wechseln. Hätte man<br />
nicht besser G8 weiter ausbauen sollen?<br />
Außerdem denke ich, dass es keine gute<br />
Idee ist, dass sich die Oberstufenmodelle<br />
so stark voneinander unterscheiden, dass<br />
beispielsweise Umzüge teilweise unmöglich<br />
werden.<br />
Sicherlich spielt auch der Wahlkampf<br />
eine große Rolle, die Bildungsdebatte ist<br />
immer ein heißes Eisen im Erlangen um<br />
Wählerstimmen. Gerade jetzt ist guter<br />
Wahlkampf wichtig, denn die Bundestagswahlen<br />
sind nur noch wenige Tage<br />
entfernt.<br />
Insofern wird es auch in der Zukunft wohl<br />
sehr unterschiedliche Bildungssysteme in<br />
den Bundesländern geben.<br />
Max Hamscher,<br />
Landgraf-Ludwigs-Gymnasium<br />
Quellen:<br />
• www.spiegel.de Suche: PISA Studie dpa<br />
• http://www.linkpics.de/gbbilder/anlaesse_und_feiertage/abitur_abschluss/75abiturabschluss3.jpg<br />
• http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_Deutschland<br />
• http://www.spiegel.de/flash/flash27227.html<br />
• http://de.wikipedia.org/wiki/Gymnasiale_Oberstufe<br />
• http://www.ffh.de/newsservice/ffhnachrichten/nController/News/nAction/show/<br />
nCategory/topnews/nId/21207/nItem/g8g9<br />
wahlmoeglichkeitvielehessischegymnasienaendernnichts.html<br />
Lautstark protestieren Demonstranten teilweise für die Rückführung zu G9. Unser<br />
Autor kann das nicht nachvollziehen.<br />
Foto: dpa<br />
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