Schüler - Gießener Allgemeine
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<strong>Schüler</strong> AZ | DIE SCHÜLERZEITUNG der <strong>Gießener</strong> <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung/Alsfelder <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung<br />
zu tun. An der privaten Gesamtschule in<br />
Brandenburg haben die <strong>Schüler</strong> eine<br />
eigene Firma gegründet, es gibt Fahrten<br />
nach Nordirland. Wer seine Kinder hier<br />
anmeldet, gehört meist zur klassischen<br />
Mittelschicht, die sozialen Probleme des<br />
nahen Berlins spielen hier eher keine<br />
Rolle.<br />
An seinen Eltern liege es auch, dass er<br />
persönlich zur Wahl gehen werde, sagt<br />
der 19 Jahre alte Richard König. »Und ich<br />
finde, das ist meine Pflicht.« Auch Elisa<br />
Funke meint: Man muss wählen gehen –<br />
um der rechtsradikalen NPD keine Chance<br />
zu geben. Doch insgesamt, so schätzen<br />
die potenziellen Erstwähler, wird wohl<br />
nur ein Drittel ihrer Freunde ein Kreuz auf<br />
den Wahlzettel machen.<br />
Bei der Bundestagswahl 2009 waren die<br />
Jungen die Wahlmüdesten: Die Beteiligung<br />
der unter 25Jährigen lag zehn<br />
Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt<br />
von 71,4 Prozent. Dabei kommen<br />
die »Erstis« traditionell noch häufiger ins<br />
Wahllokal als die »Zweitwähler«, also die<br />
22 bis 25Jährigen. Demoskopen gehen<br />
davon aus, dass viele Erstwähler noch bei<br />
den Eltern wohnen und mit ihnen zur Wahl<br />
gehen. Für die Parteien sind die jungen<br />
Erwachsenen eine schwierige Zielgruppe.<br />
Die Grünen fuhren 2009 zwar 11,6 Prozent<br />
ihrer Stimmen bei den unter 25Jährigen<br />
ein. Doch damit stehen sie ziemlich<br />
alleine da. In einer Studie der CDUnahen<br />
KonradAdenauerStiftung aus dem Jahr<br />
2012 wird betont, man müsse bedenken,<br />
»dass die Gruppe der Jungwähler eine<br />
eher geringe Bedeutung für das Wahlergebnis<br />
der Parteien besitzt«.<br />
Es gibt einfach mehr ältere als junge<br />
Menschen in Deutschland – und die Alten<br />
gehen auch noch häufiger zur Wahl. So<br />
machten bei der Bundestagswahl 2009<br />
rund 15,5 Millionen über 60Jährige ihre<br />
Kreuzchen, aber nur 6,2 Millionen unter<br />
30Jährige.<br />
Trotzdem mühen sich die Parteien nach<br />
Kräften um die Stimmen der Jüngsten.<br />
»Diese Zielgruppe ist sehr wichtig, da<br />
sie aufgeschlossen und neugierig ist und<br />
leicht erreichbar über die neuen Medien.<br />
Wer das erste Mal wählt, baut auch eine<br />
Beziehung zu der Partei, die er wählt,<br />
auf«, heißt es bei der SPD. Die Partei<br />
versucht, junge Leute in ihrer Lebensrealität<br />
anzusprechen und setzt dabei auf<br />
Themen wie Mieten oder fehlende Ausbildungsplätze.<br />
Die CDU teilt Jung und Erstwählerkarten<br />
aus, alle Parteien setzen außerdem auf<br />
soziale Netzwerke und eigene Plattformen.<br />
Doch wer kann am meisten punkten?<br />
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa<br />
hat sich die Erstwähler auf Basis des<br />
»Stern«RTLWahltrends genauer<br />
angesehen. Demnach sind Union und<br />
SPD bei den Jüngsten genauso beliebt<br />
wie bei der Gesamtwählerschaft (41 und<br />
23 Prozent). Die Grünen schneiden mit<br />
21 Prozent bei den Erstwählern deutlich<br />
besser ab als bei Älteren – ebenso mit<br />
fünf Prozent die Piraten. Die FDP ist mit<br />
zwei Prozent abgeschlagen, auch die<br />
Linke liegt mit vier Prozent schlechter<br />
als beim Durchschnittswähler. Bei der<br />
Kanzlerfrage hat CDUChefin Merkel<br />
auch bei der Jugend die Nase vorn.<br />
Der SPD sprechen die Jungwähler<br />
allerdings mehr politische Kompetenz<br />
zu als die Alten. Insgesamt ordnen sich<br />
die meisten Erstwähler der politischen<br />
Mitte zu.<br />
Doch was hilft das, wenn viele gar nicht<br />
erst zur Wahl kommen? Den Petershagener<br />
Erstwählern will eine überparteiliche<br />
politische Initiative Beine machen. Die<br />
»WahlGang« verteilt Regenschutz für<br />
Fahrradsattel – und fordert darauf:<br />
»Arsch hoch, wählen gehen.«<br />
Die Stimmen für CDU und SPD sind<br />
laut Umfragen unter den Erstwählern<br />
ähnlich verteilt wie in der Gesamtheit<br />
der Wähler. Schaut man sich dagegen<br />
die Grünen oder die Piraten an, sieht<br />
das schon anders aus.<br />
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