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Eric Voegelins Politische Religionen. Kontexte und Kontinuitäten

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33<br />

wicklung, von Revolution <strong>und</strong> Krise. Wenn der säkularisierte Staat<br />

nicht in den Kontext der geistigen Geschichte der modernen Welt<br />

gestellt wird, müssen die politischen Phänomene eines Krisenzeitalters<br />

völlig unverständlich bleiben, <strong>und</strong> ihre Diskussion muss entweder<br />

auf die langweilige Beschreibung äußerlicher Begebenheiten<br />

beschränkt werden oder aber auf das Wettern über die schlechten<br />

Menschen, die die gute, liberale, aufgeklärte Demokratie nicht mögen.“<br />

43<br />

Es ist dieser, auf die Gesamtexistenz des Menschen <strong>und</strong> auf die<br />

geistige Substanz menschlicher Gemeinschaft gerichtete Blick, der<br />

die politische Philosophie <strong>Voegelins</strong> durchgehend kennzeichnen<br />

wird <strong>und</strong> der schon hier, in den <strong>Politische</strong>n <strong>Religionen</strong> deutlich zum<br />

Ausdruck kommt. 44 Er ist letztlich – um nochmals daran zu erinnern<br />

– in der oben zitierten Überzeugung begründet, dass das F<strong>und</strong>ament<br />

der politischen Philosophie eine philosophische Anthropologie bildet<br />

<strong>und</strong> dass ein zentrales Element dieser Anthropologie die Auffassung<br />

vom Menschen als eines homo religiosus darstellt.<br />

IV<br />

Wie sich noch zeigen wird, stand Voegelin den <strong>Politische</strong>n <strong>Religionen</strong><br />

später eher distanziert gegenüber. So bemerkte er in seinen<br />

Autobiographischen Reflexionen, dass er in diesem schmalen Band<br />

„noch Probleme wie die geistige Bewegung des Echnaton, die mittelalterlichen<br />

Theorien über spirituelle <strong>und</strong> temporale Macht, Apokalypse,<br />

den Leviathan von Thomas Hobbes <strong>und</strong> bestimmte<br />

nationalsozialistische Symbole zusammenwarf <strong>und</strong> weist selbstkritisch<br />

darauf hin: „Eine angemessene Betrachtung hätte weitreichende<br />

Differenzierungen zwischen diesen verschiedenen Phänomenen<br />

erfordert.“ 45 . Gemeint waren damit die Kapitel zwischen den<br />

43 CW 25, History of Political Ideas, Vol. VII, The New Order and Last<br />

Orientation, ed. with an introduction by Jürgen Gebhardt and Thomas Hollweck,<br />

Columbia and London: University of Missouri Press, 1999, S.193-<br />

242. Dt. <strong>Eric</strong> Voegelin, Schelling, Occasional Papers, XLV, München: <strong>Eric</strong>-<br />

Voegelin-Archiv, September 2004, S. 43 f. (Hervorh. PJO).<br />

44 So auch Michael Henkel, <strong>Eric</strong> Voegelin zur Einführung, Hamburg: Junius,<br />

1998, S. 91.<br />

45 Voegelin, Autobiographische Reflexionen, S. 70.

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