04.01.2014 Aufrufe

Eric Voegelins Politische Religionen. Kontexte und Kontinuitäten

Eric Voegelins Politische Religionen. Kontexte und Kontinuitäten

Eric Voegelins Politische Religionen. Kontexte und Kontinuitäten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

40<br />

Mit dem abschließenden Kapitel ist das Ziel dieses Prozesses in<br />

Sicht – die innerweltliche Gemeinschaft. Den Weg zu ihr sieht Voegelin<br />

in der politisch-religiösen Symbolik seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

vorgezeichnet. Während die „Formensprache der Gemeinschaftsreligion“<br />

(S. 49) im wesentlichen unverändert bleibt, wandeln sich die<br />

Inhalte in der von Hobbes gewiesenen Richtung: „Die Ekklesia löst<br />

sich immer mehr aus dem Verband des universalen Reiches mit der<br />

hierarchischen Spitze in Gott, bis sie sich in einzelnen Fällen verselbständigt<br />

<strong>und</strong> innerweltlich schließt. Sie ist nicht mehr sakral von<br />

der obersten Quelle her durchströmt, sondern ist selbst ursprüngliche<br />

sakrale Substanz geworden.“ […..] „Was dem Analytiker zu tun<br />

bleibt, ist, die früher gezogenen Linien zu ergänzen <strong>und</strong> auf<br />

Symptome der neuen Inhaltsfüllung hinzuweisen.“ (S. 49) Dabei<br />

werden als letzte große „Voraussetzung“ zur Entstehung der Kultur<br />

der neuen Innerweltlichkeit die schon oben behandelten Leistungen<br />

der Wissenschaft <strong>und</strong> der an ihnen sich entzündende Geist des<br />

Szientismus eingeführt. „Gegenformeln zu den Geistreligionen <strong>und</strong><br />

ihrer Weltansicht werden gebildet, die sich aus der Weltwissenschaft<br />

als der gültigen Form der Einsicht im Gegensatz zu Offenbarung <strong>und</strong><br />

mystischem Denken legitimieren; es entstehen die „wissenschaftlichen<br />

Weltanschauungen“, der „wissenschaftliche Sozialismus“, die<br />

„wissenschaftlichen Rassenlehre“, die Welträtsel“ werden inventarisiert<br />

<strong>und</strong> gelöst. Gleichzeitig verfällt das Wissen um die f<strong>und</strong>amentalen<br />

Seinsfragen <strong>und</strong> um die Formensprache, in der sie zu<br />

behandeln sind...“ (S. 50) Wir sind damit wieder bei der kurz im<br />

Volksbildungsaufsatz von 1936 behandelten Problematik angelangt.<br />

Erst jetzt, im zweiten Abschnitt, der sich mit der „Symbolik“ der<br />

vollständig in sich abgeschlossenen innerweltlichen Ekklesia befasst,<br />

kommen die aktuellen Phänomene – die faschistisch-italienische <strong>und</strong><br />

die nationalsozialistisch-deutsche Ekklesia – in den Blick. Dabei<br />

beschränkt sich die Untersuchung auf die Analyse einiger<br />

Kernsymbole, in denen die innerweltliche Religiosität Ausdruck<br />

findet: auf dem Volksgeist als „sakraler Substanz“ (S. 57); auf das<br />

Volk <strong>und</strong> die Volksgenossen, in denen er geschichtliche Wirklichkeit<br />

gewinnt; auf den „Führer“, in dem sich Volksgeist <strong>und</strong> Volkswille<br />

realisieren <strong>und</strong> zu dem allein der „innerweltliche Gott“ spricht <strong>und</strong><br />

der damit – nota bene: in der innerweltlichen Verkürzung – eine<br />

ähnliche Mittlerfunktion einnimmt wie im ägyptischen Fall der Pha-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!