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Eric Voegelins Politische Religionen. Kontexte und Kontinuitäten

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Diese dritte Ebene klingt bereits in den ersten Worten der <strong>Politische</strong>n<br />

<strong>Religionen</strong> an, nämlich in dem dem Text vorangestellten Motto: „Per<br />

me si va ne la città dolente.“ („Durch mich geht man hinein in die<br />

Stadt der Trauer.“) Der Satz ist Dantes Göttlicher Komödie entnommen<br />

– dem Beginn des Dritten Gesanges des Infernos – <strong>und</strong> steht<br />

über dem Eingang in die Unterwelt. Mit ihm signalisiert der Autor<br />

gleich zu Beginn, dass er den im Folgenden von ihm behandelten<br />

Phänomenen überaus kritisch gegenübersteht. Im Zentrum seiner<br />

Kritik stehen – <strong>und</strong> in der Darstellung dieser Konsequenzen ist nun<br />

die Webersche Haltung der Werturteilsfreiheit deutlich verlassen –,<br />

die neue Ontologie <strong>und</strong> die Konsequenzen, die sich aus ihr für den<br />

Menschen ergeben: nämlich die Dekapitierung des welttranszendenten<br />

Gottes als Haupt der Schöpfungsordnung <strong>und</strong> seine Ersetzung<br />

durch neue innerweltliche Götter. Welche Konsequenzen dieser<br />

Schritt hat, zeigen die Passagen über das Hegelsche Staatsverständnis:<br />

„Wenn der Staat absolute Macht ist, dann darf er im Innern keine<br />

Schranken haben. Daher gehöre zu ihm das Mechanische der Ordnung<br />

<strong>und</strong> des Dienstes, gänzlicher Gehorsam <strong>und</strong> Abtun des eigenen<br />

Meinens <strong>und</strong> Räsonierens, Abwesenheit des eigenen Geistes <strong>und</strong><br />

zugleich intensive Gegenwart des Geistes, der im Staate aufgeht. Die<br />

Tapferkeit des einzelnen ist im Staate nicht persönlich, sondern mechanisch,<br />

nicht die einer besonderen Person, sondern die eines Gliedes<br />

des Ganzen. […..] es geht um die Frage, ob der Mensch persönlich<br />

existieren dürfe oder sich in ein überpersönliches Realissimum<br />

aufzulösen habe. De Kontakt von Mensch zu Mensch ist unterbrochen,<br />

un-menschliche Geistgebilde stehen einander gegenüber,<br />

<strong>und</strong> der Mensch ist gewandelt zu einem Maschinenglied, mechanisch<br />

im Getriebe mitspielend, abstrakt nach außen kämpfend <strong>und</strong><br />

tötend.“ (S. 14 f.)<br />

Und einige Passagen später, gleichsam als Resümee dieses Wandlungsprozesses<br />

im Hegelschen System: „Vor dem Realissimum des<br />

Staates versinken die Menschen, vor dem Realissimum des Weltgeistes<br />

Volk <strong>und</strong> Staat in das unpersönliche Nichts ihrer Instrumentalität.“<br />

(S. 15)<br />

Was in diesen Sätzen geballt zur Sprache kommt – Verlust der Personalität<br />

des Menschen, seine Auflösung als Person, seine Instrumentalisierung<br />

im Dienste der neuen Götter – zieht sich in einer<br />

Fülle kurzer Bemerkungen <strong>und</strong> Verweise durch den gesamten Text,

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