PDF-Ausgabe - G´sund Online
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MENSCHEN HELFEN MENSCHEN<br />
MENSCHEN HELFEN MENSCHEN 7<br />
Gefahr und Angst gehören zu ihrem Alltag<br />
Hilfe für die Helfer<br />
Für Sanitäter und U-Bahn-Lenker,<br />
Bergungstrupps und Polizisten<br />
gehören die Gefahr und das Leiden zum<br />
Berufsalltag. Der Umgang mit Leiden<br />
und Sterben ist aber auch Spitalsalltag.<br />
Der folgende Beitrag über den Umgang<br />
mit Angst und traumatischen Reaktionen<br />
konnte dankenswerterweise der<br />
„Solidarität”, der Illustrierten des ÖGB,<br />
Dezember 1999, entnommen werden.<br />
Er wurde jedoch gekürzt und teilweise<br />
bearbeitet.<br />
Professionelle Hilfe<br />
Beim Österreichischen Bundesheer<br />
wurde professionelle Hilfe nach<br />
kritischen Ereignissen erstmals 1998 mit<br />
System und flächendeckend angeboten.<br />
Ernst Frise, Leiter des Heerespsychologischen<br />
Dienstes: „Es war international<br />
ein langer Weg, bis man bereit war,<br />
sich mit der Angst des Soldaten<br />
auseinander zu setzen. Und auch<br />
psychologische Vorbereitung auf einen<br />
Einsatz ist wichtig.”<br />
Das Bundesheer praktiziert ein sogenanntes<br />
„Critical incident stress<br />
debriefing”: eine Methode des Stress-<br />
Managements, die auf den Amerikaner<br />
Jeffrey T. Mitchell zurückgeht. Zwölf<br />
Psychologen wurden mit der Methode<br />
vertraut gemacht und dafür ausgebildet.<br />
Sie kommen überall dort zum Einsatz,<br />
wo Soldaten mit Unfällen, Katastrophen<br />
oder Kriegsgeschehen konfrontiert sind.<br />
Auch bei der Exekutive gibt es seit<br />
1993 eine besondere psychologische<br />
Betreuung, die jene Beamten in<br />
Anspruch nehmen können, die direkt<br />
oder indirekt an einem Schusswaffengebrauch<br />
beteiligt waren. Martin Held,<br />
Bundesministerium für Inneres: „Zu<br />
erleben, wie ein Mensch stirbt, ein<br />
Kollege verletzt wird oder man selbst<br />
Verletzungen davonträgt, gehört zu den<br />
stressreichsten Dingen überhaupt.”<br />
Darüber hinaus wird bei der Polizei in<br />
den letzten Jahren verstärkt auf<br />
Vorbereitung gesetzt. Die Wiener<br />
Alarmabteilung beispielsweise bekommt<br />
Psychologieunterricht, weil bei weitem<br />
nicht jedes Problem mit Exekutivmitteln<br />
gelöst werden kann.<br />
Die Angst fährt mit<br />
Nahezu jeder U-Bahn-Lenker der Wiener<br />
Verkehrsbetriebe wird im Laufe seines<br />
Berufslebens mit Unfallopfern oder<br />
Selbstmördern konfrontiert. Dabei ist das<br />
Schlimmste daran nicht einmal der<br />
Unfall selbst und die ersten Stunden<br />
danach. Denn da gibt es einen<br />
antrainierten Ablauf, den man eben rein<br />
„männlichen” Berufen. Aber es gibt noch<br />
viele weitere Berufsgruppen, bei denen<br />
die Angst und die Gefahr zum<br />
Arbeitsalltag gehören:<br />
Sanitäter und LKW-Lenker, Ärzte,<br />
Feuerwehrleute, Bergungstrupps und<br />
Polizisten sind oft die sekundären Opfer<br />
der menschlichen Tragödien, der<br />
Unglücksfälle oder der Naturkatastrophen<br />
und tragen oft tiefe seelische<br />
Verwundungen davon. Erst beim<br />
Grubenunglück in Lassing und danach<br />
beim Lawinenabgang in Galtür wurde<br />
auch in Österreich öffentlich über Hilfe<br />
und Betreuung für die Retter gesprochen.<br />
Schwierige Verarbeitung von Schockerlebnissen für Helfer<br />
automatisch ausführt. Schlimm wird es<br />
eher dann, wenn man zum ersten Mal<br />
allein ist und zum Nachdenken kommt.<br />
Dann analysiert man hunderte Male,<br />
was man gemacht hat oder hätte<br />
machen sollen.<br />
Franz Kaida, Leiter des Sicherheitstechnischen<br />
Dienstes: „Wir haben<br />
deshalb vor 11 Jahren eine psychologische<br />
Nachbetreuung ins Leben<br />
gerufen, die allen Fahrern angeboten<br />
wird.” Die Notwendigkeit einer solchen<br />
psychologischen Unterstützung nach<br />
traumatischen Erlebnissen war lange Zeit<br />
ein Tabuthema, vor allem in traditionell<br />
Menschliches Leid und<br />
Tabuthema Angst<br />
Anfälligkeit für Fehler ist auch bei den<br />
Sanitätern ein Risiko, das schwer<br />
wiegende Konsequenzen haben kann.<br />
Kaum eine andere Berufsgruppe ist so<br />
oft und so intensiv mit menschlichem Leid<br />
und extremen Belastungssituationen<br />
konfrontiert. Und es hat sich gezeigt,<br />
dass die mangelnde Verarbeitung dieser<br />
Situation zu Angst, Unsicherheit,<br />
Unentschlossenheit und Fehlleistungen<br />
führt.<br />
Um dem vorzubeugen, bieten die<br />
Hilfsorganisationen ihren Mitarbeitern<br />
psychische Betreuung in Form von<br />
Schulungen an. Unter dem Motto<br />
„Posttraumatische Stressbewältigung”<br />
wurden beispielsweise in Lassing nicht<br />
nur die Angehörigen der verschütteten<br />
Bergmänner, sondern auch die Helfer<br />
psychologisch betreut. Grumbach: „Wie<br />
wichtig das ist, gibt nur kaum jemand<br />
zu. Über sowas spricht man nicht, weil<br />
da müsste man auch selber Fehler<br />
zugeben.”<br />
Angst und Fehler sind die Todfeinde<br />
jener, von denen rund um die Uhr volle<br />
Einsatzkraft, Nervenstärke und überlegtes<br />
Handeln erwartet wird. Die<br />
Betroffenen müssen von Schuldgefühlen<br />
befreit und dazu gebracht werden, über<br />
das Erlebte zu sprechen.<br />
Seelische Belastungen<br />
Und oftmals kommt zum Schockerlebnis<br />
die quälende gerichtliche Erhebung<br />
nach einem Unfall und damit das bange<br />
Warten während den Ermittlungen.<br />
Helmut Gruber, Personalvertreter der<br />
Lokführer: „Das ist immer eine enorme<br />
seelische Belastung. Wenn einer der<br />
Fahrer an einem Bahnübergang auf ein<br />
Hindernis wie etwa einen PKW trifft, hat<br />
er kaum Chancen zu bremsen. Im<br />
Grunde kann er nur zuschauen, wie’s<br />
passiert.” Auch bei den ÖBB wurden<br />
daher einige Triebfahrzeugführer eigens<br />
dafür geschult, ihren Kollegen nach<br />
solchen Ereignissen zur Seite zu stehen.<br />
Die Betroffenen können auch einen<br />
Psychologen ihrer Wahl oder im<br />
Rahmen eines Kuraufenthaltes einen<br />
Vertragspsychologen konsultieren. „Es<br />
gibt viele, die sich anfangs über den<br />
Schock hinwegspielen und professionelle<br />
Hilfe nicht in Anspruch nehmen<br />
wollen. Wir überlegen schon lange,” so<br />
Gruber, „wie man diese Leute vor sich<br />
selbst schützen kann.”<br />
Internationale Erfahrungen bestätigen,<br />
dass es bei besonders gefährdeten<br />
Berufsgruppen nahezu immer zu<br />
„posttraumatischen Belastungsreaktionen”<br />
kommt. „Hilfe für Helfer” ist also<br />
mehr als notwendig.<br />
■<br />
Hilfe unter Gleichgesinnten<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Ein gemeinsamens Merkmal gesundheitsbezogener Selbsthilfegruppen ist ihre<br />
Funktion als Treffpunkt von Menschen, die durch ihre spezifische<br />
Leidenserfahrung ihre Eigenverantwortung erkennen und in der Gruppe individuelle<br />
Bewältigungsstrategien suchen. Sie bieten PatientInnen und Angehörigen<br />
Informationen und sozial-emotionalen Rückhalt. Dies sind nur einige der Ergebnisse<br />
einer vom Fonds Gesundes Österreich in Auftrag gegebenen Studie zum Thema<br />
„Wirkung von Selbsthilfegruppen auf Persönlichkeit und Lebensqualität“.<br />
Selbsthilfegruppen<br />
in der Steiermark<br />
Broschüre: Selbsthilfegruppen/<br />
Beratungsstellen/ Betreuungseinrichtungen<br />
Steirische Gesellschaft für Gesundheitsschutz, Marburgerkai 51/II, 8010 Graz,<br />
Tel.: (0316) 82 20 94/16, Fax: /31<br />
Selbsthilfegruppen in Österreich<br />
Broschüre: Österreichische Selbsthilfegruppen im Gesundheitsbereich, Fonds<br />
Gesundes Österreich, Mariahilferstraße 176, 1150 Wien, Tel.: (01) 895 04<br />
00/11, Fax: /20, e-mail: sigis@fgoe.org, Internet: www.fgoe.org<br />
Broschüre: Tips zur Gründung einer Selbsthilfegruppe, Fonds Gesundes<br />
Österreich, Mariahilferstraße 176, 1150 Wien, Tel.: (01) 895 04 00/11,<br />
Fax: /20, e-mail: sigis@fgoe.org, Internet: www.fgoe.org.<br />
■<br />
Benefiz-Konzert<br />
Militärmusik spielte<br />
Auch heuer hat sich das Militärkommando Steiermark wieder in den Dienst einer<br />
guten Sache gestellt. Bei einem kürzlich erfolgten Benefizkonzert der Militärmusik<br />
im großen Arbeiterkammersaal in Graz konnte der Erlös an freiwilligen Spenden in<br />
der Höhe von 42.000 Schilling der Leukämiehilfe Steiermark übergeben werden. ■<br />
Foto: Grebien Milkdost<br />
V.l.n.r.:<br />
Präsident<br />
Walter<br />
Rotschädl,<br />
Dir. Rupert<br />
Tunner, OA<br />
Dr. Gerald<br />
Jäger und<br />
Divisionär<br />
Arno Manner<br />
Menschen helfen Menschen<br />
Menschen helfen Menschen