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G E M E I N D E - I N F O - Gemeinde Wielenbach

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Wer von Wilzhofen kommt, dem wird am Ortsrand vor dem „Dietrich-Bergerl“ rechter Hand<br />

das altgewohnte Transformatorenhäuschen fehlen. Von hier aus, der einzigen Trafostation<br />

im Ort, wurden bis in die Sechziger Jahre alle Stromverbraucher versorgt.<br />

Dies sei der Anlass für eine kleine Rückschau unter dem Motto „<strong>Wielenbach</strong> und die<br />

elektrische Energie!<br />

Es war am 26. März 1914, als der für die damalige Zeit sehr fortschrittliche <strong>Gemeinde</strong>rat<br />

den Vertrag mit dem Stromlieferanten, den Isarwerken in München, unterzeichnete.<br />

Der Vertrag ist als Anlage abgedruckt (Anlage 3).<br />

Durch den 1. Weltkrieg verzögerten sich die nötigen Arbeiten wie Leitungsverlegung, Hausanschlüsse-<br />

und Installationen bis etwa 1919. Bis zu dieser Zeit gab es keine Straßenbeleuchtung.<br />

In den Häusern sorgten Petroleumlampen und Kerzen für das nötige Licht. In der<br />

Kirche brannten am Altar und zusätzlich an den Seitenwänden einige Kerzen. Da dies bei<br />

weitem nicht ausreichte, brachte jeder erwachsene Besucher sein eigenes Licht in Form sogenannter<br />

Wachsstöcke mit. Das waren etwa Bleistift-dicke, zu handlichen Päckchen aufgewickelte<br />

Wachskerzen. Auf alten Kirchenbänken kann man noch die zahlreichen Brandspuren<br />

dieser nicht ungefährlichen Lichtquellen sehen. Die Luft für die Orgelpfeifen wurde mühselig<br />

durch Treten eines großen Blasebalges (im Dachgeschoss) erzeugt. Die wenigen Maschinen<br />

für Bauern und Handwerker (z.B. Futterschneider, Odelpumpe) wurden von Hand, die Gattersäge<br />

mit Wasserkraft angetrieben. Gedroschen wurde auf der Tenne mit dem Dreschflegel.<br />

Größere Bauern mieteten sich eine Dreschmaschine samt Dampflokomobile als Antrieb<br />

von der Baywa. Für die Kinder war deren Einsatz ein ganz besonderes Ereignis. Für die<br />

Menschen in dieser Zeit bedeutete die Einführung der elektrischen Energie einen riesigen<br />

Fortschritt und einen wahren Segen.<br />

In den ersten Jahren beschränkte sich deren Anwendung vor allem auf die Beleuchtung.<br />

Aus Sparsamkeit wurden aber nur in den wichtigsten Räumen der Häuser (Küche, Stube,<br />

Stall, Werkstatt) Leuchten installiert. Steckdosen gab es nicht. Das erste Elektrogerät war<br />

meist das Bügeleisen. Zum Betreiben wurde eine sogenannte Schraubfassung als Zwischenstück<br />

vor der Zuglampe in der Küche verwendet. Erst mit der Einführung weiterer Geräte<br />

(Tauchsieder, Kochplatten, Radio usw.) in den Dreißiger-Jahren kamen die Steckdosen in<br />

Gebrauch. Kunststoffe als Isoliermaterial gab es noch nicht. Man verwendete vor allem das<br />

zerbrechliche Porzellan, das erst später vom Bakelit abgelöst wurde.<br />

Die ersten Maschinen in dieser Zeit hatten keinen eigenen Motorantrieb, sondern nur eine<br />

Riemenscheibe. Landwirte und Handwerker betrieben mit nur einem Motor sämtliche Maschinen<br />

über Riemen. Zur Kraftübertragung für mehrere stationäre Geräte diente eine Transmission.<br />

Für bewegliche Maschinen, oder wenn diese räumlich weiter getrennt waren, benützte<br />

man transportable Motoren auf Schubkarren oder Tragen. Die offenen Riemenantriebe waren<br />

Ursache für häufige schwere Unfälle.<br />

Bis etwa 1948 war die Netzspannung 110 Volt. Durch die einzige Trafostation und die inzwischen<br />

stark gestiegene Belastung durch vermehrt eingesetzte Motoren war das Netz bald zu<br />

schwach. Besonders betroffen davon waren die Abnehmer am Ende der Versorgungsleitung,<br />

also der Nordwestteil des Ortes. Da kam es häufig vor, dass man in den Hauptbelastungszeiten<br />

(Dreschzeit, frühe Winterabende) wegen Strommangels auf bestimmte Arbeiten verzichten<br />

bzw. sie verschieben musste. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mein Vater dann im-

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