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<strong>USKA</strong><br />
Amateurfunk explizit im revidierten Fernmeldegesetz !?<br />
Dr. Markus Schleutermann HB9AZT<br />
Wie vorab inoffiziell verlautet, soll<br />
nächstens mit den Arbeiten an einer<br />
Revision des Fernmeldegesetzes<br />
(FMG) begonnen werden. Lesen Sie<br />
nachfolgend die Argumente unseres<br />
erfahrenen Profis HB9AZT, warum<br />
er ein grundsätzliches Recht auf eine<br />
Antenne fordert.<br />
Unser Funkdienst müsste explizit ins<br />
FMG explizit aufgenommen werden<br />
Wichtig scheint mir, dass im Gesetz<br />
auch das öffentliche Interesse an<br />
diesem Funkdienst erwähnt wird,<br />
denn ich erlebe es immer wieder,<br />
dass in Antennenprozessen geltend<br />
gemacht wird, dass die Station rein<br />
privaten Interessen diene. Wenn<br />
man da etwas Rückenwind aus dem<br />
FMG hätte, der das öffentliche Interesse<br />
an diesem Funkdienst festhält,<br />
so würde dies die Argumentation<br />
erleichtern.<br />
Das Problem liegt allerdings darin,<br />
dass die Hoheit bezüglich Bauwesen<br />
bei den Kantonen und Gemeinden<br />
liegt, man wird hier also auf Bundesebene<br />
nur eine absolute Minimalvorschrift<br />
schaffen können. Ich halte<br />
es aber auch für sehr geschickt, bei<br />
dieser Revision als Trittbrettfahrer aufzuspringen.<br />
Es stellt sich nur die Frage,<br />
wen wir dazu bewegen<br />
könnten, dieses Anliegen<br />
aufzunehmen. Nachher<br />
müssten sicher die vorhandenen<br />
politischen Kontakte<br />
aktiviert werden, damit die<br />
Revision erfolgreich durchgebracht<br />
werden kann und<br />
man müsste wohl Nationalrat<br />
Toni Brunner plausibel erklären,<br />
dass er nicht mehr funkenderweise<br />
übers schöne Toggenburg schwärmen<br />
könnte, wenn es den Amateurfunk<br />
nicht mehr gibt, weil uns die Ohren<br />
abgeschnitten worden sind.<br />
Auch wenn ich in jüngster Vergangenheit<br />
zahlreiche Antennenfälle im<br />
Sinne meiner Klienten erfolgreich<br />
abschliessen konnte, so beurteile ich<br />
die Situation an der Antennenfront<br />
als dramatisch. Jedes Baugesuch ruft<br />
eine Flut von Einsprachen hervor,<br />
meistens geht es dabei um Aesthetik<br />
und diffuse Aengste vor Strahlung,<br />
weil die Leute leider von Physik keine<br />
Ahnung mehr haben, so musste ich<br />
mir schon einlässliche Parteivorträge<br />
über Antennen anhören, die im Empfangsfall<br />
stören und Schlaflosigkeit<br />
verursachen. Und wenn die Antenne<br />
dann steht, dann hört man damit<br />
nichts, weil der Störpegel auf S9 liegt.<br />
Dazu ist das Bewilligungsverfahren<br />
aufwändig und teuer. Leider verschärfen<br />
unsere Medien die Situation<br />
mit unsachgemässer Berichterstattung<br />
und die Schulen unterrichten<br />
lieber in sozialer Kompetenz, Gruppenprojekten<br />
und Integration von<br />
Migranten-Minderheiten, als dass<br />
sie sich um so schnöde und triviale<br />
Lächerlichkeiten wie Elektrophysik<br />
bemühen. Ich kann mich gut daran<br />
erinnern, dass ich das seinerzeit in<br />
der 3. Sekundarklasse noch lernen<br />
musste, mein Sohn ist erstmals im<br />
3. Jahr der Berufsschule auf den Begriff<br />
der Elektrizität gestossen, aber<br />
nur weil er eine technische Berufslehre<br />
abgeschlossen hat, sonst hätte<br />
er heute noch keine Ahnung, was<br />
Elektrizität ist. Unterdessen hat die<br />
Sache eine andere Wendung genommen,<br />
wir streiten uns heute zuhause<br />
"die Stossrichtung müsste dahin gehen,<br />
dass wir ein grundsätzliches Recht auf<br />
unsere Antennen haben, etwa vergleichbar<br />
mit Art. 66 und 67 im RTVG" "<br />
darum, wer am Abend den KO und<br />
den Funktionsgenerator benützen<br />
darf und der "Zastrov" wurde wieder<br />
zur Bettlektüre:-) Dass unter diesen<br />
Voraussetzungen der Ingenieurnachwuchs<br />
bald ausstirbt, ist kein Wunder.<br />
Aus meiner Sicht müsste die Stossrichtung<br />
dahingehen, dass wir ein<br />
grundsätzliches Recht auf unsere<br />
Antennen haben, etwa vergleichbar<br />
mit Art 66/67 im RTVG (Bundesgesetz<br />
über Radio und Fernsehen):<br />
Art. 66 Freier Programmempfang<br />
Jede Person ist frei, die an die Allgemeinheit<br />
gerichteten in- und ausländischen<br />
Programme zu empfangen.<br />
Art. 67 Kantonale Antennenverbote<br />
1) Die Kantone können in bestimmten<br />
Gebieten das Errichten von Aussenantennen<br />
verbieten, wenn:<br />
a. dies für den Schutz bedeutender<br />
Orts- und Landschaftsbilder, geschichtlicher<br />
Stätten oder von Natur- und<br />
Kunstdenkmälern notwendig ist; und<br />
b. der Empfang der in der Region üblichen<br />
Programme unter zumutbaren<br />
Bedingungen gewährleistet bleibt.<br />
2) Das Errichten einer Aussenantenne,<br />
mit der weitere Programme empfangen<br />
werden können, muss ausnahmsweise<br />
bewilligt werden, wenn das Interesse<br />
am Empfang derProgramme das<br />
Interesse am Orts- und Landschaftsschutz<br />
überwiegt.<br />
Vorschlag für die Revision des FMG:<br />
„Der Amateurfunkdienst ist ein im<br />
öffentlichen Interesse liegender, experimenteller<br />
und nicht kommerziellen<br />
Zwecken dienender Funkdienst<br />
gemäss internationalem Radioreglement<br />
(RR), welcher der persönlichen<br />
Weiterbildung, der Forschung und der<br />
Aufrechterhaltung der Kommunikation<br />
in ausserordentlichen<br />
Lagen dient.<br />
Die Konzession für den Amateurfunkdienst<br />
berechtigt<br />
den Inhaber zum Erstellen<br />
und Betreiben der dafür notwendigen<br />
Geräte und Antennen<br />
und zur Durchführung<br />
von Experimenten damit. Kantonale<br />
oder kommunale Verbote von Antennen<br />
des Amateurfunkdienstes<br />
sind nur zulässig, wenn dies für den<br />
Schutz bedeutender Orts- und Landschaftsbilder<br />
unumgänglich ist. Das<br />
Errichten von Antennen für den Amateurfunkdienst<br />
in diesen Zonen muss<br />
ausnahmsweise bewilligt werden,<br />
wenn das Interesse am Betrieb der<br />
betreffenden Anlage das Interesse<br />
am Orts- und Landschaftsschutz<br />
überwiegt. Die Kantone sehen für<br />
50 HBradio 4 - 2012