PDF Download - b:sl Beruf-Schulleitung
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:Thema Schultrojaner<br />
15<br />
Ende der Debatte?<br />
Weiteres Vorgehen nach Aus für Schultrojaner unklar<br />
Das Problem ist alles andere als neu, wenn auch erst in den letzten Jahren in das Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />
gelangt. Die Rede ist von der Verwertung geistigen Eigentums im digitalen Raum. Die Musikbranche<br />
leidet schon seit Jahren unter Umsatzeinbußen durch unautorisierte Vervielfältigungen, und auch die Verlage<br />
geraten angesichts des Siegeszugs von Kindle & Co. allmählich unter Zugzwang.<br />
So ist auch der Vorstoß der Bunde<strong>sl</strong>änder in Kooperation mit den<br />
Verlagen zu verstehen, Schulrechner auf digitale Kopien urheberrechtlich<br />
geschützter Texte hin zu untersuchen. Bereits seit Jahren<br />
existierten Pläne, mittels einer Scansoftware stichprobenartig Untersuchungen<br />
anzustellen – das Vorhaben wurde unter der unrühmlichen<br />
Bezeichnung „Schultrojaner” und durch die umfangreiche mediale Berichterstattung<br />
einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Rechtliche Grundlage<br />
sollte der „Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen”<br />
bilden, den die zuständigen Landesministerien bereits 2010<br />
mit den Bildungsverlagen abgeschlossen hatten.<br />
Das geplante Vorgehen löste von Beginn an heftige Proteste aus.<br />
Beispielhaft dafür steht der offene Brief eines Frankfurter Lehrers (zu<br />
finden unter http://herrlarbig.de/2011/11/01/betreff-schultrojaner-liebeschulbuchverlage/#more-26883),<br />
der nicht nur völlig zurecht moniert,<br />
dass sämtliche Schulen unter Generalverdacht gestellt würden, sondern<br />
auch giftig auf die Jahresbilanz der Verlage verweist, in denen<br />
unter anderem von der erfreulichen Entwicklung des Schulbuch-Geschäfts<br />
die Rede ist.<br />
Auch der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-<br />
Peter Meidinger, äußerte sich außerordentlich kritisch zum Vorhaben<br />
der Länder, so etwa zur Forderung Niedersachsens, die Schulen sollten<br />
entsprechende Informationen offenlegen: „Von den <strong>Schulleitung</strong>en<br />
werden damit eine Vorgehensweise und eine Erklärung gefordert, denen<br />
sie gar nicht nachkommen können. Für die Abgabe der Erklärung<br />
müssten sie alle Dateien und Ordner von Lehrkräften und Schülern<br />
auf allen lokalen und externen Schulrechnern durchforsten, wozu sie<br />
weder in der Lage noch berechtigt sind. Einerseits stehen den <strong>Schulleitung</strong>en<br />
dazu die erforderlichen technischen Hilfsmittel nicht zur Verfügung,<br />
zum anderen würden dadurch die Persönlichkeitsschutzrechte<br />
von Lehrkräften massiv verletzt!”, erklärte Meidinger.<br />
Unter anderem wegen dieser harschen Proteste wurde das Vorhaben<br />
nun auf Eis gelegt. Dabei hätte es die Verlagsbranche eigentlich von Anfang<br />
an besser wissen müssen, schließlich hat die Musikindustrie in den<br />
letzten Jahren bereits in ähnlicher Weise vorgeführt, wie es nicht geht:<br />
Drakonische Strafen für vergleichsweise geringe Verstöße und eine Politik<br />
der Repression haben das Ansehen der Branche nachhaltig geschädigt,<br />
ohne entscheidende wirtschaftliche Verbesserungen zu bringen.<br />
Immerhin zeigen die Beteiligten mittlerweile Einsicht. So soll nun<br />
gemeinsam mit Lehrerverbänden und anderen Betroffenen eine Lösung<br />
erarbeitet werden, Gespräche hierzu sollen bereits im Sommer<br />
beginnen; dies ließ der Verband Bildungsmedien in seiner Pressemitteilung<br />
vom 7. Mai 2012 verlauten.<br />
Die im Rahmen dieser Gespräche entwickelte Lösung soll „alltagstauglich<br />
und praxisorientiert” sein, heißt es darin. Rechtekontrollen<br />
sollen in der Folge überflüssig werden, Rechtssicherheit für die Schulen<br />
gewährleistet sein.<br />
Auch Meidinger begrüßt diesen Ansatz: „Die Vernunft hat sich<br />
letztendlich durchgesetzt. Es ist wohl jedem der Beteiligten bewusst geworden,<br />
dass die Entwicklung und der Einsatz einer solchen Software,<br />
die den datenschutzrechtlichen Anforderungen genügt, nicht möglich<br />
ist. Zudem steht es gerade den Schulministerien als fürsorgepflichtige<br />
Dienstherrn der Lehrkräfte schlecht an, diese unter Generalverdacht<br />
zu stellen”, betonte der Verbandschef.<br />
Ob es sich bei der Neuausrichtung tatsächlich um die erhoffte Weichenstellung<br />
handelt, muss sich allerdings erst noch erweisen. Schließlich<br />
wurden bi<strong>sl</strong>ang weder die Parteien benannt, die an den Verhandlungstisch<br />
gebeten werden sollen, noch konkrete Ansätze vorgestellt,<br />
die zur Diskussion stünden.<br />
Autor: Michael Smosarski • Foto: Fotolia<br />
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b:<strong>sl</strong> 03:2012