ZUR LAGE
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Das Ballgefühl, das Rolf Geiger in<br />
seiner aktiven Zeit auszeichnete (Bild<br />
unten bei einem Länderspiel, im<br />
Hintergrund Helmut Haller), hat er<br />
auch im stolzen Alter nicht verloren.<br />
Fotos: Simone Mathias<br />
Montag auf dem Kleinfeld. „Er läuft nicht mehr viel“,<br />
verrät der im Remstal lebende Hansi Müller, selbst<br />
42-facher Nationalspieler und 23 Jahre jünger als Geiger.<br />
„Aber er macht nach wie vor seine Tore.“ Und hinterher<br />
bevorzugt er Trollinger!<br />
Seine sportliche Karriere beschreibt man am besten als<br />
abwechslungsreich. Höherklassig begann sie 1955 bei den<br />
Stuttgarter Kickers. 1957, da hatte er gerade sein ers tes Tor<br />
im Nationalteam geschossen, wechselte er zum VfB, wurde<br />
aber bald darauf für sieben Monate gesperrt, weil man<br />
ihm die damals verbotene Entgegennahme von Handgeld<br />
nachwies. Womit die angestrebte Teilnahme an der Weltmeisterschaft<br />
1958 ins Wasser fiel. Der Bundestrainer<br />
nahm den reuigen Sünder wieder in seinen Kader auf.<br />
1962 rechnete sich der immer etwas störrische Geiger keine<br />
Chance auf einen Stammplatz bei der WM in Chile aus<br />
und schickte Herberger eine Absage. Anschließend wechselte<br />
er nach Italien zum FC Mantua und war damit einer<br />
der ersten deutschen Spitzenfußballer, die im Stiefelland<br />
aktiv waren. Mit einigen seiner damaligen Mannschaftskollegen<br />
trifft er sich noch gelegentlich im Urlaub auf Ischia.<br />
„Da heißt es dann immer: hoch die Tassen.“<br />
Sein Kontakt zum Wein bestand schon in der aktiven Zeit<br />
beim VfB Stuttgart. „Nach dem Spiel gab es oft ein Viertele<br />
für jeden. Unser Trainer Georg Wurzer musste immer<br />
aufpassen, dass es nicht mehr wurde.“ Die Flaschen mit<br />
Trollinger spendierte die Vorstandschaft. Auch familiäre<br />
Weinwurzeln sind bei Rolf Geiger vorhanden. „Mein<br />
Großvater hatte zwei Hektar in Marbach am Neckar, in einer<br />
Terrassenlage. Gelegentlich wurde ich als Bub mitgenommen<br />
und habe gesehen, was das für eine fürchterliche<br />
Handarbeit war. Meinen Eltern wurde das dann zu<br />
viel, so dass die Fläche verkauft wurde, bevor ich auf die<br />
Idee kommen konnte, Wengerter zu werden.“<br />
Als Fußballer fühlte er sich in Italien zwar wohl („Zum<br />
Essen gab es immer Wein“), aber nach einer Saison kehrte<br />
er doch 1963 zum VfB zurück und beendete erst 1967, im<br />
Alter von 32 Jahren, seine aktive Laufbahn. In diese zweite<br />
Stuttgarter Phase fiel seine Heirat mit Helga, die sich<br />
für ihren quirligen Rolf zunächst auf dem Fußballplatz<br />
begeisterte. Im Rückblick können beide herzlich lachen<br />
über eine Aussage eines VfB-Funktionärs: „Hoffentlich<br />
kommst du mit ihm besser zurecht als wir.“<br />
Sie bekam ihn in mittlerweile 47 Ehejahren besser in den<br />
Griff als jeder Trainer. Und sie hielt ihm den Rücken frei,<br />
als der gelernte Maurer nach dem Sport als Bauunternehmer<br />
und Immobilienmakler aktiv wurde und hier sehr erfolgreich<br />
war. 1995 übernahmen die beiden Töchter die<br />
Firma Rolf Geiger Wohnbau. Er hatte genug verdient, um<br />
sich unter anderem einen wohl gefüllten Weinkeller mit<br />
namhaften Bordelaiser Gewächsen leisten zu können.<br />
„Aber so etwas wird nur bei großen Anlässen geöffnet<br />
oder auch verschenkt. Ich halte meinem täglichen Trollinger<br />
die Treue“, lacht Geiger.<br />
Der Wein kommt meist aus Mundelsheim oder aus dem<br />
Bottwartal. Helga Geiger trinkt gelegentlich mit. „Damit<br />
ich nicht zu viel erwische“, schmunzelt der Hobbykoch.<br />
Manchmal reizt ihn die chinesische Küche. Aber schwäbisch<br />
steht im Vordergrund. Für die handgeschabten<br />
Spätzle und für Braten mit Sauce ist sie zuständig. Wenn<br />
er am Herd steht, fällt das Ergebnis oft deftig aus. „Ges tern<br />
gab es Sauerkraut mit Schweinelendchen“, verrät<br />
Rolf Geiger. „Und dazu natürlich Trollinger.“<br />
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