ZUR LAGE
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meinden in Baden-Württemberg. Die Stadt hat selbst ein<br />
Weingut mit 17 Hektar Rebfläche, die Universität Hohenheim<br />
betreibt einen 2,2 Hektar großen Versuchsweinberg,<br />
wie in der Ausstellung zu erfahren ist. Hinzu kommen die<br />
umfangreichen Flächen der Genossenschaften von Untertürkheim,<br />
Bad Cannstatt und Rotenberg inklusive Uhlbach<br />
(Collegium Wirtemberg). Insgesamt stehen 423 Hektar<br />
unter Reben, immerhin zwei Prozent der Stadtfläche.<br />
Trotzdem reicht die Weinerzeugung nicht aus, um den<br />
Durst der Stuttgarter zu stillen: „Sie liegen mit ihrem jährlichen<br />
Pro-Kopf-Verbrauch deutlich über dem Bundesdurchschnitt“,<br />
informiert die Ausstellung.<br />
Und das war anscheinend schon immer so: „Wenn man in<br />
Stuttgart nicht einsamelete den Wein, würde die Stadt<br />
bald in Wein ersäufet sein“, schrieb ein mittelalterlicher<br />
Chronist. 1511 sollen bei der Hochzeit von Herzog Ulrich<br />
mit Prinzessin Sabina von Bayern aus einem Brunnen am<br />
Alten Schloss innerhalb von zwei Tagen und Nächten<br />
vier Millionen Liter Wein für die Stuttgarter Bevölkerung<br />
geflossen sein. Und der Schwabe Friedrich Schiller reimte<br />
1782: „Der Name Wirtemberg schreibt sich von Wirt am<br />
Berg. Ein Wirtemberger ohne Wein, kann der ein Wirtemberger<br />
sein?“ Aber auch in Europas Fürstenhäusern war<br />
der Württemberger Wein beliebt. So schrieb die Gemahlin<br />
des österreichischen Erzherzogs Ferdinand anno 1526,<br />
dass sie „mit Neckarweinen gut versorgt, demnächst wieder<br />
ins Kindbett steige“.<br />
Vergnüglich ist dies alles in der Ausstellung nachzulesen.<br />
Zu sehen sind unter anderem auch historische Originalwerkzeuge,<br />
Trinkgefäße aus der Römerzeit, die Figur des<br />
Heiligen Urban aus dem 16. Jahrhundert, mehr als hundert<br />
Jahre alte Holzfässer mit kunstvoll geschnitzter Vorderseite<br />
und eine komplett eingerichtete Küferwerkstatt.<br />
Wer mag, kann dem Bericht eines alten Weingärtners über<br />
die schwere Arbeit im Weinberg lauschen, als es noch keine<br />
modernen Maschinen gab und die Reben in steilen Terrassen<br />
angebaut wurden. Zu sehen sind Kurzfilme über<br />
die Rebflurbereinigung und den Hagelflieger. Beim Aromarad<br />
können verschiedene Geruchseindrücke erschnuppert<br />
werden. Ausgestellt sind außerdem Ölgemälde und<br />
Kohlezeichnungen des Stuttgarter Künstlers Eugen Häfele,<br />
die sich dem Thema Wein widmen.<br />
Nach ihrem Lieblingsort im neuen Weinbaumuseum gefragt,<br />
muss Andrea Gehrlach nicht lange nachdenken. Es<br />
ist die neue Vinothek – ein lichtdurchfluteter zweigeschossiger<br />
Glasbau in hellem Holz und warmen Rottönen,<br />
der an der Nordwestseite der bis zu 20 Meter hohen<br />
Kelter integriert wurde und den Blick freilässt auf das<br />
gewaltige Dachgebälk. „Wer in der Vinothek sitzt, ist irgendwie<br />
auch mitten im Museum“, meint die Leiterin<br />
der Symbiose zwischen alt und neu. „Und genau darauf<br />
wollten wir auch hinaus.“ 2000 Jahre Weinbaugeschichte<br />
im Blick, kann man hier 18 Gewächse der örtlichen<br />
Winzer und Weingärtnergenossenschaften probieren,<br />
dazu die eigens für das Weinbaumuseum gekelterte Rotweincuvée<br />
„Museumswein“ vom „Platzhirschen“, dem<br />
Collegium Wirtemberg.<br />
Sigrid Krügel<br />
Gebucht werden können unter anderem historische Weinproben, Sortenweinproben, Weinbergrundfahrten mit dem<br />
Oldtimer-Bus und Weinbergrundfahrten mit dem Segway. Die Termine werden im Internet veröffentlicht. Gruppen- und<br />
Sonderführungen auf Anfrage: Tel. 0711 222 81 22, E-Mail: touren@stuttgart-tourist.de.<br />
Fotos: z. V. g.<br />
Weinbaumuseum Stuttgart<br />
Uhlbacher Platz 4<br />
70329 Stuttgart<br />
Tel. 0711 32 57 18<br />
E-Mail: touren@stuttgart-tourist.de<br />
Internet: www.weinbaumuseum.de<br />
(hier gibt es das Weinbaumuseum<br />
auch fürs Smartphone)<br />
Öffnungszeiten:<br />
donnerstags und freitags: 14 bis 20 Uhr<br />
samstags: 14 bis 18 Uhr<br />
sonn- und feiertags: 11 bis 18 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
Erwachsene: 3,00 €<br />
Ermäßigt: 2,00 €<br />
Gruppen ab 10 Personen:<br />
2,00 € pro Person<br />
Kinder bis 14 Jahre: freier Eintritt<br />
Vinothek ohne Museum: freier Eintritt<br />
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