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Wolfgang Schlegel (Bild<br />
rechts) hat ein besonders<br />
geschicktes Händchen für die<br />
Weißwurst-Produktion.<br />
Foto: Eva Herschmann<br />
Maschine. Fast 30 Kilogramm Rohmaterial mischt Wolfgang<br />
Schlegel zusammen. „Das gibt rund 200 Paar Weißwürste.“<br />
Der Metzgermeister greift zu einer Schale mit<br />
Salz. Schwungvoll schüttet er einen Teil in das – erst<br />
langsam, dann immer schneller – rotierende Brät. Dass<br />
die Würste so schön weiß sind, liegt am Kochsalz, sagt er.<br />
„Pökelsalz macht Würste rot.“ Anschließend kommt<br />
braunes und gelbes Pulver in die Masse: Bratwurst gewürz<br />
und Zitrone. „Die Säure gibt einen feinen Geschmack.“<br />
Als das heiße ausgelöste Fleisch eines Kalbskopfes in der<br />
Brätmasse versinkt, steigt ein feuchter Nebel-Schwall<br />
auf. Mit den Händen prüft Wolfgang Schlegel die Konsistenz,<br />
die langsam genau die richtige Sämigkeit erreicht.<br />
Der Metzgermeister schaltet den Kutter eine Stufe höher.<br />
Das Brät müsse ganz weich sein, aber nicht zu locker.<br />
Nach einigen weiteren Rotationen ist der Wurstexperte<br />
zufrieden. Für eine spezielle Variante würde er jetzt, ganz<br />
zum Schluss, noch schäumenden Wein hinzugeben, informiert<br />
Schlegel. „Zwei Flaschen für 200 Paar Weißwürste.“<br />
Diese Form der Weißwurst-Veredlung sei, soviel er<br />
wisse, einzigartig, sagt der Stettener stolz. Wenn der Meister<br />
mit dem Brät fertig ist, beginnt der Job von Metzger<br />
Hans-Jürgen Hinzdorf an der Vakuum-Maschine, mit der<br />
die Masse in den zarten Natur-Schweinedarm gespritzt<br />
wird. Hinzdorf formt mit flinken Händen Würs te, jede genau<br />
100 Gramm schwer und gefüllt mit all den Zutaten.<br />
Die preisgekrönte Weißwurst aus dem Remstal punktet<br />
auch bei Experten aus dem Mutterland des strammen<br />
Albinos. Württemberger-Redakteur Rudolf Knoll, ein gebürtiger<br />
Münchner, war beim Geschmackstest dabei,<br />
überprüfte auch kritisch den begleitenden Senf („der<br />
süße Senf von Händlmaier aus Regensburg ist die Idealbesetzung“)<br />
und bescheinigte dem Exemplar aus dieser<br />
Wurstküche einen schönen Biss und pikante Würze.<br />
Auch ungezuzelt. Die mit Sekt „gedopten“ Weißwürste<br />
munden ebenfalls, urteilte der Fachmann und adelte<br />
mit seinem abschließenden Urteil die württembergische<br />
Weißwurst: „Viele bayerische Metzger wären über diese<br />
Qualitätswurst aus Schwaben überrascht.“ Zu Weißwürs<br />
ten beider Art empfiehlt Knoll natürlich kein Weißbier,<br />
sondern einen würzigen Weißwein. „Eher keinen<br />
Riesling, lieber einen Sauvignon Blanc oder Weißburgunder.<br />
Auch ein herber Sekt passt.“<br />
Eva Herschmann<br />
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