ZUR LAGE
ZUR LAGE
ZUR LAGE
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
GENUSS<br />
Aus Kernen-Stetten:<br />
Wurst-Albino mit Biss<br />
Metzgermeister Wolfgang Schlegel vom „Gasthof<br />
zum Ochsen“ in Kernen-Stetten schwört auf sein<br />
preisgekröntes Rezept für eine eigentlich bayerische<br />
Spezialität: die Weißwurst!<br />
Vorweg: Dem Meister der Weißwurst ist die bajuwarische<br />
Sitte des Saugens („zuzeln“) schlicht zuwider. „Meine<br />
Weißwurst hat Biss, sie muss geschnitten werden“, sagt<br />
Wolfgang Schlegel aus Stetten im Remstal. Bei der 39. Europameisterschaft<br />
der Weißwurstmacher im französischen<br />
Alençon im vergangenen Jahr belegte seine<br />
schnittige Rezeptur den zweiten Platz unter 1200 Würsten<br />
– hinter dem Produkt eines Pfälzer Metzgers.<br />
Schlegel macht kein Geheimnis aus den Zutaten für seine<br />
preisgekrönten Weißwürste. Er nimmt bestes Material<br />
und ausgesuchtes Fleisch. „Nur wenn was Gescheites<br />
reinkommt, kommt was Gescheites raus“, sagt der Metzgermeister<br />
und Mitbesitzer vom traditionsreichen „Gasthof<br />
zum Ochsen“, der den Beinamen „ehemalige Herberge<br />
der Herren von Stetten“ trägt. Ein Kalbskopf ist fester<br />
Bestandteil seiner Rezeptur, denn er bindet das Brät. Gekochte<br />
Schweineschwarte, die viele als Ersatz nehmen –<br />
„vor allem in Bayern“, sagt er verschmitzt – kommt bei<br />
ihm nicht in den Topf.<br />
Frühmorgens an jedem Werktag steht Wolfgang Schlegel<br />
in der Metzgerei. „Ich mache täglich Würste, denn Frische<br />
ist das Wichtigste.“ Das gilt auch für die Zutaten.<br />
Mit dem scharfen Messer schneidet Schlegel die Stiele der<br />
Petersilie weg, so dass nur noch die Blätter übrig bleiben.<br />
Sie kommen in einen Plastiktrog und werden vom Vize-<br />
Europameister eigenhändig mit dem Schlauch gewaschen.<br />
„Andere nehmen getrocknete Kräuter.“<br />
Die Petersilie kommt ganz zum Schluss in das Brät. Doch<br />
vor dem Start muss alles bereitstehen für die feine Rezeptur,<br />
die vor allem aus jeder Menge Fleischlichem besteht.<br />
Das Schweine- und das Kalbfleisch landet grob zerkleinert<br />
als Erstes im Kutter. Als Nächstes greift sich die<br />
große Maschine mit scharfen Messern eine Handvoll<br />
Zwiebeln. Die erste Karussellrunde kann beginnen. Der<br />
Kutter macht einen Höllenlärm. Der Metzgermeister<br />
bleibt hoch konzentriert. Ein ums andere Mal nimmt er<br />
eine Schaufel, taucht sie in den großen Bottich mit Eis<br />
ein, der griffbereit neben dem Kutter steht, und schüttet<br />
große Brocken Gefrorenes in die immer sämiger werdende<br />
Masse. „Es gibt keine Brühwurst ohne Eis“, sagt er.<br />
Der Fleischbrei darf nicht zu heiß werden, was durch die<br />
hohe Rotation der Messer sehr schnell passieren kann.<br />
„Und dann würden die Weißwürste kaputtgehen.“<br />
Als Nächstes landet, platsch, eine Ladung Speck in der<br />
44