der adler - Baden-Württembergischer Luftfahrtverband eV
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mente-Methode nachrechnen zu wollen,<br />
sehe ich anhand <strong>der</strong> Bauausführung<br />
und <strong>der</strong> Verrippung mit Streben<br />
welche immensen Festigkeiten wohl<br />
erzielt werden. Auf Nachfrage bei Peter<br />
Urban (er ist Leiter <strong>der</strong> Endmontage<br />
und fliegt jedes Flugzeug selber ein) erzählt<br />
er mir, dass sie zu Testzwecken<br />
eines dieser Flugzeuge mit 12g Belastung<br />
geflogen hätten. Dabei sei nichts<br />
gebrochen, einzig bei <strong>der</strong> Demontage<br />
waren die Aufnahmeaugen <strong>der</strong> Flügel<br />
um mehrere Millimeter verdrückt. Ja,<br />
ich weiß von ersten Flugzeugen, bei<br />
denen es Probleme mit den Holmen<br />
gab – wenn man da überhaupt von Problemen<br />
sprechen kann, denn das heißt,<br />
dass damals „nur“ bis ca. 7 – 8g Belastung<br />
möglich waren. Trotzdem wurde<br />
umgehend darauf reagiert und ein geschlossener<br />
Kastenholm eingearbeitet.<br />
Das nenne ich Revolution im UL-Flugzeugbau<br />
durch Evolution.<br />
Komplexe Neuentwicklung: nicht immer passen<br />
sie in die U-Klasse<br />
Mich hat beeindruckt, dass im Bereich<br />
des Laminierens überall dort, wo beson<strong>der</strong>e<br />
Kräfte „fließen“ auch entsprechende<br />
Verstärkungen und Rippen<br />
eingebracht wurden. Weiterhin beeindruckte<br />
mich, dass alle Scharniere<br />
<strong>der</strong> Ru<strong>der</strong> in Kohlefaser eingearbeitet<br />
werden und ausnahmslos in allen Aufnahmeösen<br />
für die Scharniere Bronzebuchsen<br />
eingearbeitet sind. Alles wird<br />
mit Schablohnen gefertigt. So gleicht<br />
jedes Flugzeug dem an<strong>der</strong>en. Zirka<br />
zwei Flugzeuge pro Woche werden hier<br />
gefertigt – rund Hun<strong>der</strong>t Flugzeuge im<br />
Jahr. Ich könnte noch in vielen Details<br />
schwelgen, doch das führt an dieser<br />
Stelle vielleicht zu weit. Als Ergebnis<br />
soll bleiben: Erfolgreiche UL Flugzeugbauer<br />
verstehen ihr Handwerk von <strong>der</strong><br />
Pike auf und nehmen Qualität, Sicherheit<br />
und auch Service sehr ernst.<br />
Instrumente<br />
Neben <strong>der</strong> Zelle ist die Instrumentierung<br />
ein weiterer sehr innovativer<br />
Bereich. Hier hat sich dank <strong>der</strong> UL-<br />
Fliegerei sehr viel getan. Heute ist beispielsweise<br />
ein GPS nahezu Standard.<br />
Ähnliches wird wohl bald für das EFIS<br />
und elektronische Motorenüberwachungsinstrumente<br />
gelten. Das konnte<br />
sich aber nur deshalb so rasant entwickeln,<br />
weil es nicht die in <strong>der</strong> traditionellen<br />
Luftfahrt übliche Regelungswut<br />
und Zulassungszwänge gibt. Was sich<br />
bewährt und dabei kostengünstig ist,<br />
wird weiterverwendet. Das Tüpfelchen<br />
auf dem i wäre <strong>der</strong> Autopilot. Aber armer<br />
deutscher Michel, da haben dir<br />
die Bürokraten mal wie<strong>der</strong> ein „faules<br />
Ei“ ins Netz gelegt und abermals mit<br />
<strong>der</strong> Begründung „Sicherheit“ den Einbau<br />
und die Nutzung untersagt.<br />
Käufer Entscheidung: Je mehr man reinpackt,<br />
desto mehr wiegt es<br />
Rettungssystem<br />
Das Tollste ist das Rettungssystem, das<br />
sich seit vielen Jahren in ULs bewährt<br />
hat. Um das System, das ja bekanntlich<br />
geschaffen worden ist, um Leben zu<br />
retten, in Flugzeuge <strong>der</strong> General Aviation<br />
einbauen zu dürfen, bedarf es fast<br />
heroischer Anstrengungen. Spätestens<br />
hier hat sich die ganze Schutz- und<br />
Sicherheits-Argumentation <strong>der</strong> Bürokraten<br />
ad absurdum bloßgestellt.<br />
Motoren für UL-Flugzeuge<br />
Für all diese Flugzeugtypen steht eine<br />
Fülle von Motoren zur Verfügung. Vieles<br />
wird ausprobiert und die Welt <strong>der</strong><br />
Flieger wie<strong>der</strong> bunter. Zum Einsatz<br />
kommen:<br />
– modifizierte Standardmotoren aus<br />
<strong>der</strong> Fahrzeugindustrie z.B. Smart,<br />
BMW-Boxer, Subaru<br />
– speziell entwickelte bzw. weiterentwickelte<br />
Flugmotoren z.B. UL-Power,<br />
Jabiru, Rotec, Rotax<br />
Allen Motoren ist gemein, dass Sie<br />
eine hohe Leistungsdichte bei geringem<br />
Gewicht, einen Treibstoffverbrauch<br />
zwischen 5 bis >20 Liter/<br />
Stunde haben und günstig im Erwerb<br />
und im Unterhalt sind. Auch die Motorlaufzeiten<br />
von bis zu 1.500 Stunden<br />
bis zur Überholung stehen den von<br />
zertifizierten Motoren in nichts nach.<br />
So konnten sich z.B. <strong>der</strong> Rotax UL<br />
(80 PS) und ULS (100 PS) binnen weniger<br />
Jahre als meistgenützter Motor<br />
etablieren. Ich schätze > 75 Prozent<br />
aller neueren Dreiachs-ULs fliegen in<br />
Europa mit Rotax-Motoren. Die beiden<br />
Motoren gibt es zertifiziert (da kostet er<br />
halt ein paar tausend Euro mehr) und<br />
nicht zertifiziert. Beide laufen übrigens<br />
vom gleichen Herstellungs-Band.<br />
Auch ohne allzu hohe Kostenaufwendungen<br />
für die Kunden steckt hinter<br />
solchen Aggregaten ein enormes<br />
Erfahrungswissen, gigantische Logistik<br />
und prima Motorenprüfstände. Das<br />
wird, im Vergleich zur General Aviation,<br />
alles mit Low Budget ermöglicht.<br />
Mein ganz persönliches Erfahrungswissen<br />
zu diesem Thema: Seit vielen<br />
Hun<strong>der</strong>t Stunden vertraue ich auf die<br />
Zuverlässigkeit eines Motortyps. Inzwischen<br />
bin ich ein Dutzend Mal<br />
über die Alpen geflogen und war erst<br />
vor einigen Monaten zum inzwischen<br />
fünften Mal in Italien, bin bis Palermo<br />
auf Sizilien geflogen, ohne je einen<br />
Aussetzer erlebt zu haben. Fliegerherz<br />
was willst Du mehr…<br />
Fazit<br />
Dieses himmlische Vergnügen <strong>der</strong> ultraleichten<br />
Fliegerei müssen wir uns<br />
unbedingt bewahren. Es gibt manche<br />
Interessensgruppe, <strong>der</strong> das zwar missfällt<br />
und mit logischer Argumentation<br />
erklärt, dass die Pfründe davonschwimmen.<br />
Wir dürfen uns jedoch<br />
nicht aufs Glatteis führen lassen. Es<br />
gilt: Was wir erreicht haben, müssen<br />
wir verteidigen. Wir dürfen den Klängen<br />
<strong>der</strong> ständig schwerer werdenden<br />
Sirenen nicht erliegen. Die schwerere<br />
LSA-Klasse ist gut. Zweifelsfrei. Die<br />
USA bestätigen dies und steuern mit<br />
ihrer 600 kg-Klasse von einem Zulassungsrekord<br />
zum nächsten. Dennoch<br />
plädiere ich dafür, dass in Europa die<br />
leichtere 450 kg-Klasse bleibt, wie sie<br />
ist. Und die Lösung? Wir führen in<br />
Europa ganz einfach eine LSA-Klasse<br />
neben <strong>der</strong> UL-Klasse ein. Die Australier<br />
haben uns das vorgemacht – mit<br />
Erfolg. Aber wir? Wir Europäer können<br />
ja immer alles noch besser. Und so haben<br />
wir als Ergebnis bis zum heutigen<br />
Stand in dieser Fra ge nichts erreicht.<br />
Die ULs ist zwar noch immer ULs,<br />
aber die Hersteller – und auch Käufer<br />
– sind verunsichert. Wir sollten uns gegenseitig<br />
stark machen für eine globale<br />
LSA-Klasse nach US-Art und einer UL-<br />
Klasse, wie wir sie in Europa erfolgreich,<br />
si cher und zu erschwinglichen<br />
ultraleichten Preisen fliegen können.<br />
Dies ist wahrlich ein Privi leg, für das<br />
es sich zu kämpfen lohnt.<br />
Text und Fotos: Leon Alexis Schweizer<br />
<strong>der</strong> <strong>adler</strong> 07/2010 Motorflug 21