1949-Kleine Geschichte der Schweiz im 2 Weltkrieg - Burgenverein ...
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setzte sich vorerst noch fort. 1922 wurde <strong>der</strong> Achtstundentag gesetzlich<br />
eingeführt, und 1925 st<strong>im</strong>mte das Volk einem Verfassungsartikel zu, <strong>der</strong><br />
best<strong>im</strong>mte, dass eine allgemeine Alters- und Hinterbliebenenversicherung<br />
geschaffen werden sollte. In den Gemeinden und Kantonen wuchs indessen die<br />
Sozialdemokratie aus <strong>der</strong> blossen Opposition heraus und in die politische<br />
Mitverantwortung hinein. Die Arbeiterschaft suchte ihren Platz in <strong>der</strong><br />
schweizerischen Gemeinschaft.<br />
Ein an<strong>der</strong>es, grosses Problem bildete die Bauernfrage. Sie hatte schon vor dem<br />
ersten <strong>Weltkrieg</strong> bestanden, als die allgemeine Freizügigkeit des<br />
internationalen Handels die Preise für Erzeugnisse <strong>der</strong> einhe<strong>im</strong>ischen<br />
Landwirtschaft zerfallen liess. Der Krieg brachte unseren Bauern einen<br />
unerwarteten wirtschaftlichen Aufschwung. Die Preise stiegen, und <strong>der</strong> Bauer<br />
verdiente ein schönes Stuck Geld. Indessen stiegen nicht nur die Preise <strong>der</strong><br />
Erzeugnisse, son<strong>der</strong>n auch diejenigen des Bodens. Die jungen Bauern mussten<br />
ihre He<strong>im</strong>et teuer bezahlen. Als <strong>der</strong> Krieg vorbei war und die Konkurrenz des<br />
Welthandels wie<strong>der</strong> einsetzte, sanken die Produktenpreise, indes die hohen<br />
Bodenpreise und die hohen Zinse blieben. Der Bund griff nur zögernd ein, um<br />
zu helfen, er besass dazu kein verfas-<br />
S. 20: sungsmässiges Recht. Die Bauern, die sich in verschiedenen Kantonen 1919<br />
zur eigenen Partei zusammengeschlossen hatten, for<strong>der</strong>ten Hilfe gegen die<br />
wirtschaftliche Verschlechterung. Sie verlangten ein Mitglied <strong>im</strong> Bundesrat.<br />
Ende 1929 wählte die Bundesversammlung den bernischen Bauernführer<br />
Rudolf Minger zum Bundesrat. In diesem waren jetzt drei Parteien vertreten.<br />
Mingers Wahl bewies, wie stark <strong>der</strong> Einfluss wirtschaftlicher Fragen auf die<br />
schweizerische Politik geworden war. Die Weltwirtschaftskrise, die bald darauf<br />
ausbrach, verstärkte diesen Einfluss, denn sie zwang den Bund, mit grösseren<br />
Massnahmen in den wirtschaftlichen Ablauf einzugreifen, sie zwang ihn aber<br />
damit auch, die Verfassung zu verletzen.<br />
Hatte sich also die <strong>Schweiz</strong> mit dem ersten <strong>Weltkrieg</strong> innenpolitisch verän<strong>der</strong>t,<br />
indem die beiden Gruppen <strong>der</strong> Bauern und <strong>der</strong> sozialdemokratischen<br />
Industriearbeiterschaft grösseren Einfluss auf die Politik bekamen als bisher, so<br />
ergab auch die aussenpolitische Lage des Landes ein an<strong>der</strong>es Bild. Auf den<br />
ersten Blick beurteilt kein ungünstiges.