1949-Kleine Geschichte der Schweiz im 2 Weltkrieg - Burgenverein ...
1949-Kleine Geschichte der Schweiz im 2 Weltkrieg - Burgenverein ...
1949-Kleine Geschichte der Schweiz im 2 Weltkrieg - Burgenverein ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 24 -<br />
S. 38: kleine und kleinste Beträge neben grossen und grössten gezeichnet. Schon ein<br />
halbes Jahr später ergab sich, dass die Wehranleihe um 100 Millionen Franken<br />
überzeichnet worden war. Die Armee hatte jetzt die Finanzen bekommen,<br />
<strong>der</strong>en sie bedurfte, um das zu werden, was die Zeit verlangte.<br />
Der Erfolg <strong>der</strong> Wehranleihe bewies bereits, wie vorzüglich <strong>der</strong> Geist in den<br />
breiten Schichten des Volkes geblieben war. Nur ein verschwindend kleiner<br />
Teil, Menschen aus dem Bodensatz des Volkes, verharrte als Anhang und<br />
Mitläufer bei dem <strong>im</strong>mer offenkundiger in die abschüssige Bahn des Verrates<br />
hineingleitenden Frontismus. Trotzdem erwies sich jetzt, um wieviel schwerer<br />
als die materielle Sicherheit, in <strong>der</strong> Form von Wehrkrediten und einer<br />
geschickten Aussenpolitik, die geistige Verteidigung aufzubauen war. Das<br />
Volk hielt an <strong>der</strong> alten Abneigung gegen Polizeigesetze fest. Es wollte nichts<br />
wissen von Maulkrätten und Gesinnungsschnüffelei: Es wollte Vertrauen!<br />
Verschiedene Vorstösse in den eidgenössischen Räten, die darauf abzielten,<br />
den polizeilichen Staatsschutz zu erweitern, mussten fallen gelassen werden.<br />
Das Volk fühlte sich, trotz allen Umbrüchen, seiner selbst sicher.<br />
Es erwies sich freilich, dass unsere freiheitlichen Einrichtungen für Faschismus<br />
und Nationalsozialismus höchstens als die günstige Möglichkeit betrachtet<br />
wurden, um sich unbehin<strong>der</strong>t breit zu machen. Im eigenen Volke waren zwar<br />
die neuen Lehren auf unfruchtbaren Boden gefallen. Sie wurden gleichsam<br />
eingekapselt, wie Tuberkelbazillen von einem wi<strong>der</strong>standsfähigen Körper. Da<br />
begannen die Deutschen (aber auch die Italiener taten das), die in <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
nie<strong>der</strong>gelassenen Reichsdeutschen in nationalsozialistische<br />
Organisationsformen zusammenzufassen.<br />
S. 39: Die Deutschen wurden gezwungen, diesen Organisationen sich anzuschliessen.<br />
Manche machten von selbst mit. Mit deutscher Gründlichkeit und oft mit<br />
herausfor<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Taktlosigkeit entstanden so <strong>im</strong> ganzen Land herum die<br />
nationalsozialistischen Gruppen. Ein beson<strong>der</strong>er «Landesleiter» in Davos,<br />
Gustloff, leitete den ganzen Aufbau. Da wurde am 4. Februar 1936 dieser<br />
Landesleiter von David Frankfurter, einem jugoslawischen Staatsangehörigen<br />
deutsch-jüdischer Abkunft, ermordet. Dieser politische Mord erregte in <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> wie <strong>im</strong> Ausland grosses Aufsehen. Die deutschen Machthaber<br />
erhoben sofort erregt die Anklage, Frankfurter sei von <strong>der</strong> Schreibweise <strong>der</strong>