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Angstfrei hinausgehen, um zu dienen - Bistum Münster

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17<br />

Aufgaben der Kirche<br />

Es ist bereits ersichtlich geworden, dass die Befragten der Kirche insgesamt eher nahe stehen. Zugleich<br />

ist aber eine Differenzierung zwischen der katholischen Kirche und der eigenen Pfarrei deutlich <strong>zu</strong>tage<br />

getreten. Man steht der Kirche distanzierter und kritischer gegenüber als der eigenen Gemeinde. Wo aber<br />

werden die Unterschiede gesehen? Anders ausgedrückt: Welche Kritikpunkte gibt es an der Kirche, die<br />

eine Distanz hervorrufen, die man gegenüber der Pfarrei nicht einnimmt?<br />

Ist diesem Zusammenhang wurde die Frage nach den bedeutenden Aufgaben der Kirche gestellt. Hier<strong>zu</strong> wurde die Wichtigkeit<br />

von acht Aussagen abgefragt, deren Mittelwerte in Abb. 04 dargestellt sind.<br />

Datenanalyse<br />

Ähnlich wie schon bei einigen anderen<br />

Themenbereichen gibt es nur eine<br />

5,00<br />

Aufgabe, der die Kirche in den Augen 4,50<br />

der Mehrheit nicht nach<strong>zu</strong>kommen 4,00<br />

bräuchte: sich stärker ab<strong>zu</strong>grenzen und 3,50<br />

3,00<br />

auf ihr Eigenes <strong>zu</strong> besinnen. Mit einer<br />

2,50<br />

stärkeren Besinnung auf die eigene Tradition<br />

und das, was die katholische Kir-<br />

1,50<br />

2,00<br />

che abgrenzt, wird man somit wohl keine<br />

Mehrheiten an sich binden können.<br />

1,00<br />

In gewisser Weise passt <strong>zu</strong> diesem Befund,<br />

dass die wichtigste Aufgabe der<br />

Kirche aus Sicht der Gemeindemitglieder<br />

in der entgegengesetzten Position<br />

einer kritischen Überprüfung der<br />

eigenen Tradition liegt.<br />

Es folgen zwei soziale Aufgaben: z<strong>um</strong><br />

einen die Forderung von karitativem Engagement<br />

und z<strong>um</strong> anderen, dass die<br />

Kirche sich für den gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt einsetzt. 11 Damit wird<br />

erneut die große Bedeutung der Kirche<br />

als Institution für sozial-karitative<br />

Dienstleistungen erkennbar.<br />

Insgesamt lässt sich also sagen, dass<br />

soziale Aufgaben und die Forderung<br />

4,42<br />

nach (Selbst-)Reflexion als die zentralen<br />

Aufgabenbereiche in den Augen der<br />

Gemeindemitglieder betrachtet werden<br />

können. Dies kann als klares Plädoyer<br />

für eine Kirche, die offen und bereit für<br />

Veränderungen und Reformen ist, gelesen<br />

werden. Diese Erkenntnis scheint<br />

<strong>um</strong>so wichtiger <strong>zu</strong> sein, weil der Spagat<br />

zwischen Verpflichtung gegenüber der<br />

eigenen Tradition auf der einen und<br />

der Berücksichtigung gesellschaftlicher<br />

Veränderungen auf der anderen<br />

Seite häufig nicht einfach <strong>zu</strong> leisten<br />

ist. Erst danach kommen die Forderuneigene<br />

Tradition<br />

kritisch prüfen<br />

sozial und<br />

kreativ tätig<br />

sein<br />

sich für gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt<br />

einsetzen<br />

Die Kirche soll ...<br />

4,04 3,96 3,91 3,88<br />

Orientierung für<br />

das Leben<br />

vermitteln<br />

demokratischer<br />

werden<br />

3,35<br />

spirituellen<br />

Bedürfnissen<br />

mehr Ra<strong>um</strong> geben<br />

3,04<br />

sich mehr auf<br />

geistliches Tun<br />

konzentrieren<br />

2,55<br />

sich stärker abgrenzen<br />

und auf ihr<br />

Eigenes besinnen<br />

Abb. 04<br />

gen, mehr Ra<strong>um</strong> für Spiritualität <strong>zu</strong><br />

geben und sich auf das eigene geistige<br />

Tun <strong>zu</strong> besinnen. Religiös-spirituelle<br />

Aufgaben treten für die Menschen in<br />

ihrer Relevanz also sehr deutlich in den<br />

Hintergrund, wenn es <strong>um</strong> Prioritäten<br />

geht, obgleich auch diese Aufgaben<br />

noch immer eher für wichtig als für<br />

unwichtig gehalten werden. Konzentration<br />

auf das Soziale wird insgesamt<br />

als bedeutsamer eingeschätzt als die<br />

Konzentration auf spirituelle Aufgaben.<br />

Nils Friedrichs<br />

Folgerungen<br />

Die Konzentration unserer Pastoral<br />

auf das „Eigentliche“, das geistliche<br />

Tun, ist nach Meinung der Mehrheit<br />

der Befragten nicht die wichtigste<br />

Aufgabe der Kirche. Sie soll sich gesellschaftlich<br />

einbringen und karitativ<br />

tätig sein. Dass sie ihre Traditionen<br />

überprüfen soll, überrascht nicht,<br />

ist doch der Ruf nach Reformen weit<br />

verbreitet. Die Pfarrgemeinde hat in<br />

diesen Fragen weniger Möglichkeiten.<br />

Solange sich die Kirche gesellschaftlich<br />

engagiert, findet sie eine breite Zustimmung.<br />

Ein Kurs der Abgren<strong>zu</strong>ng<br />

und Profilierung wird nicht als wichtig<br />

angesehen. Wie <strong>zu</strong> erwarten, sind<br />

spirituelle Themen nicht sehr stark<br />

gefragt, hier spricht die Kirche eine<br />

immer kleiner werdende Gruppe an.<br />

Johannes Hammans

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