Angstfrei hinausgehen, um zu dienen - Bistum Münster
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24 Unsere Seelsorge<br />
Die Aufgaben der Seelsorgerinnen und Seelsorger<br />
Die Aufgaben der Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Gemeinde können als weiterer und zentraler<br />
Bereich des Lebens in der Gemeinde betrachtet werden. Den Befragten wurden hier sieben Aussagen<br />
vorgelegt, <strong>zu</strong> denen sie sich erneut auf einer siebenstufigen Skala positionieren sollten.<br />
Datenanalyse<br />
Dieser Themenbereich erscheint aus<br />
zwei Gründen als besonders bedeutsam.<br />
Z<strong>um</strong> einen handelt es sich bei den Aussagen<br />
<strong>um</strong> klar formulierte Verhaltenserwartungen,<br />
die je nach Bereitschaft<br />
und Kapazitäten der Seelsorgerinnen<br />
und Seelsorger auch praktisch <strong>um</strong>gesetzt<br />
werden können. Z<strong>um</strong> anderen<br />
finden sich z<strong>um</strong> Teil tatsächlich klarere<br />
Akzente als in vielen anderen Themenkreisen.<br />
Betrachtet man die Anforderungen<br />
an die Seelsorge nach ihrer Wichtigkeit<br />
für die Gemeindemitglieder, so<br />
lassen sich drei Gruppen von Aufgaben<br />
voneinander unterscheiden (Abb. 08).<br />
Die mit Abstand stärkste Bedeutung<br />
wird der Seelsorge in der Begleitung an<br />
den Wendepunkten des Lebens und<br />
in der Unterstüt<strong>zu</strong>ng in sozialen Notsituationen<br />
<strong>zu</strong>gesprochen.<br />
7,00<br />
6,00<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
6,18 6,09<br />
Menschen<br />
an Wendepunkten<br />
des Lebens<br />
begleiten<br />
sich <strong>um</strong><br />
Menschen<br />
in sozialen<br />
Notlagen<br />
kümmern<br />
5,51<br />
sich <strong>um</strong><br />
ansprechende<br />
Gestaltung<br />
der<br />
Gottesdienste<br />
bemühen<br />
Es folgen vier Erwartungen, die im weiteren<br />
Sinne das religiöse Leben oder aber<br />
dessen Gestaltung in der Gemeinde betreffen:<br />
Die Seelsorgerinnen und Seelsorger<br />
sollen ansprechende Gottesdienste<br />
gestalten, ein Vorbild in ihrem Lebenswandel<br />
sein, die christliche Botschaft<br />
verkündigen und den Gemeindemitgliedern<br />
helfen, eigene Fähigkeiten und Interessen<br />
ein<strong>zu</strong>bringen. Obgleich diese<br />
vier Aufgaben als erheblich weniger<br />
wichtig angesehen werden als die sozialen<br />
Verpflichtungen, werden sie doch<br />
mehrheitlich noch klar für wichtig erachtet.<br />
Es folgt, als einzige Erwartung,<br />
die mit einem Mittelwert kleiner als<br />
4,0 (3,84) eher für nicht wichtig gehalten<br />
wird, die Aufgabe, regelmäßig<br />
Hausbesuche <strong>zu</strong> machen. Dies darf gewiss<br />
nicht so interpretiert werden, dass<br />
regelmäßige Hausbesuche grundsätzlich<br />
abgelehnt werden. Wenn aber Entscheidungen<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf die Verteilung<br />
von Ressourcen getroffen werden<br />
müssen, so könnte nach unseren Ergebnissen<br />
am ehesten auf diesen Punkt<br />
verzichtet werden. 14<br />
Dies bedeutet allerdings keinesfalls,<br />
dass die Begleitung durch die Seelsorgerinnen<br />
und Seelsorger nicht gewünscht<br />
ist. Im Gegenteil: Führt man sich vor<br />
Augen, dass die Begleitung sowohl an<br />
den Wendepunkten des Lebens als auch<br />
in Notlagen nahe<strong>zu</strong> eingefordert wird,<br />
so wird deutlich, dass es den Menschen<br />
<strong>um</strong> eine bedarfsorientierte Begleitung<br />
geht. Routinierte Hausbesuche sind<br />
nicht gefragt, aber wenn die Gemeindemitglieder<br />
in spezifischen Situationen<br />
die Seelsorge benötigen, dann sollte sie<br />
<strong>zu</strong>r Stelle sein. Vergleicht man bei diesem<br />
Frageblock die kirchennahen mit<br />
den kirchenfernen Mitgliedern der Gemeinde,<br />
so zeigen sich größere Unterschiede<br />
tatsächlich nur in Be<strong>zu</strong>g auf die<br />
religiösen Funktionen im mittleren Relevanzbereich.<br />
Dies offenbart sich insbesondere<br />
in Be<strong>zu</strong>g auf die Erwartung, die<br />
christliche Botschaft <strong>zu</strong> verkündigen.<br />
Während sich alle Befragten bei der Frage<br />
von Hilfe in sozialen Notlagen vollkommen<br />
einig sind, wird der Aspekt der<br />
Verkündigung von den Kirchennahen<br />
mit einem Mittelwert von 5,94 ebenfalls<br />
sehr stark betont. Die kirchenfernen<br />
Mitglieder halten ihn mit einem Wert<br />
Die Seelsorge soll ...<br />
5,16 4,96 4,86<br />
in ihrem<br />
Lebenswandel<br />
ein<br />
Vorbild sein<br />
christliche<br />
Botschaft<br />
verkünden<br />
helfen,<br />
eigene<br />
Interessen<br />
ein<strong>zu</strong>bringen<br />
3,84<br />
regelmäßig<br />
Hausbesuche<br />
machen<br />
Abb. 08<br />
von 3,73 sogar eher für unwichtig. Neben<br />
den regelmäßigen Hausbesuchen<br />
ist dies übrigens der einzige Aspekt, den<br />
die Kirchendistanzierten für eher unwichtig<br />
halten. Einigkeit scheint insgesamt<br />
betrachtet also bei den sozialen<br />
Verpflichtungen der Seelsorgerinnen<br />
und Seelsorger <strong>zu</strong> bestehen, die von<br />
allen Befragten sehr hoch gehalten<br />
werden. Religiöse Erwartungen werden<br />
jedoch verstärkt nur von den eher kirchennahen<br />
Mitgliedern benannt.<br />
Um diesen Befund noch etwas genauer<br />
<strong>zu</strong> überprüfen, wurde der Versuch<br />
unternommen, über eine so genannte<br />
Clusterzentrenanalyse verschiedene<br />
Gruppen <strong>zu</strong> bilden. Bei diesem Verfahren<br />
werden die Befragten auf Basis von<br />
Ähnlichkeiten in der Einstufung der<br />
Wichtigkeit der verschiedenen Aspekte<br />
in Gruppen eingeteilt. Entsprechend<br />
sollten sich die Befragten innerhalb<br />
einer Gruppe in Be<strong>zu</strong>g auf die Zustimmung<br />
<strong>zu</strong> den sieben dargebotenen Aufgaben<br />
von Seelsorgerinnen und Seelsorgern<br />
möglichst ähnlich sein. Zwischen<br />
den Gruppen sollten hingegen<br />
möglichst große Unterschiede vorliegen,<br />
<strong>um</strong> sie klar voneinander unterscheidbar<br />
<strong>zu</strong> machen. Das Ergebnis der Cluster-