Angstfrei hinausgehen, um zu dienen - Bistum Münster
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5<br />
Pastoralplan für das Bist<strong>um</strong> Münster<br />
2013 formuliert: „Je genauer die aktuelle<br />
Lebenssituation der Menschen wahrgenommen<br />
wird, <strong>um</strong>so leichter wird es<br />
Verantwortlichen in der Pastoral fallen,<br />
in Kontakt mit den Menschen <strong>zu</strong> treten<br />
und ihnen, wie es die französischen<br />
Bischöfe genannt haben, „den Glauben<br />
vor<strong>zu</strong>schlagen“. 2<br />
Die Pfarreien im Bist<strong>um</strong> Münster sind<br />
gefordert, in Orientierung und Auseinanderset<strong>zu</strong>ng<br />
mit dem Diözesanpastoralplan<br />
für sich neu <strong>zu</strong> entdecken, wie sie<br />
ausgehend von den vorhandenen Charismen<br />
und Ressourcen und der Konfrontation<br />
mit dem Evangeli<strong>um</strong> ihre jeweils<br />
eigenen Schwerpunkte und Maßnahmen<br />
entwickeln, <strong>um</strong> glaubwürdig und im<br />
Vertrauen auf die Gegenwart des<br />
Geistes Kirche vor Ort sein <strong>zu</strong> können.<br />
„Eine menschennahe Pastoral setzt<br />
voraus, die Wirklichkeit der Menschen,<br />
ihre Lebens<strong>um</strong>stände und ihre Einstellung<br />
z<strong>um</strong> Leben nüchtern wahr<strong>zu</strong>nehmen<br />
und diese im Licht des Evangeli<strong>um</strong>s<br />
<strong>zu</strong> deuten und <strong>zu</strong> verstehen.“ 3<br />
Kooperation mit der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität<br />
Das Instr<strong>um</strong>entari<strong>um</strong> Gemeindebefragung<br />
ist eine Möglichkeit, sich differenziert<br />
mit der Wirklichkeit der Pfarrei<br />
auseinander <strong>zu</strong> setzen. Ihre Erkenntnisse<br />
sind hilfreich für jede Pastoralplanung<br />
vor Ort. Um eine professionelle<br />
Erstellung, Bearbeitung und Auswertung<br />
der Fragebogenaktion in Coesfeld<br />
<strong>zu</strong> gewährleisten, ist für diese Gemeindebefragung<br />
das Knowhow des Instituts<br />
für Soziologie der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
in Münster genutzt<br />
worden. Die Entwicklung, aber auch die<br />
Auswertung und Interpretation der Ergebnisse<br />
ist in enger Kooperation mit<br />
diesem Institut entstanden. Somit ist<br />
gewährleistet, dass die Fragen „richtig“<br />
formuliert, die Stichprobe repräsentativ<br />
und die Ergebnisse valide sind. Der<br />
<strong>zu</strong>grunde liegende Fragebogen kann<br />
für andere Pfarreien im Bist<strong>um</strong> Münster<br />
als Orientierung <strong>dienen</strong>, wenn sie<br />
ihrerseits Umfrageprojekte planen.<br />
Verhältnisbestimmung von Kirche<br />
und Welt<br />
1983 hat der verstorbene Bischof von<br />
Aachen, Klaus Hemmerle, in einem<br />
Brief an die Jugend dargelegt, in welchem<br />
Zusammenhang die Tradition der<br />
Kirche und der Lebensalltag und die<br />
Lebenserfahrung der Menschen <strong>zu</strong>einander<br />
stehen.<br />
Er benennt hierfür drei Strukturelemente,<br />
von denen er eines als den Vorrang<br />
des Neuen bezeichnet und wie<br />
folgt konkretisiert: „Das, was das Evangeli<strong>um</strong><br />
braucht, <strong>um</strong> ganz gegenwärtig<br />
werden <strong>zu</strong> können, ist drinnen in der<br />
nächsten Generation, in den Möglich-<br />
keiten ihres Denkens und ihres Herzens<br />
– die neue Generation bringt Neues für<br />
das Evangeli<strong>um</strong>, für sein Verständnis<br />
und für seine Lebbarkeit.“ 4<br />
Besonders diese Dimension christlichen<br />
Glaubens, der Glaube an die Vergegenwärtigung<br />
des Glaubens in den jeweils<br />
folgenden Generationen, verweist eindrücklich<br />
auf die Notwendigkeit, die<br />
auch in der Pastoralkonstitution Gaudi<strong>um</strong><br />
et Spes formuliert ist, die Welt<br />
immer wieder neu verstehen <strong>zu</strong> lernen. 5<br />
Die Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit den Erkenntnissen<br />
der Gemeindebefragung<br />
in Coesfeld kann diese Dimension anregen:<br />
sich sozialwissenschaftliche Erkenntnisse<br />
<strong>zu</strong>nutze <strong>zu</strong> machen, <strong>um</strong> so<br />
besser <strong>zu</strong> verstehen, was Menschen<br />
heute von Kirche im Nahra<strong>um</strong> erwarten<br />
und dann <strong>zu</strong> reflektieren und <strong>zu</strong> entscheiden,<br />
wie sie bestmöglich ihre Botschaft<br />
heute verkünden kann.<br />
Bist<strong>um</strong>sinteresse war es von Beginn an,<br />
hieraus Erkenntnisse <strong>zu</strong> generieren, die<br />
über die Pfarrei Anna Katharina hinaus<br />
Bedeutung für die Pastoral im Bist<strong>um</strong><br />
Münster erlangen und zentrale Erkenntnisse<br />
für die Pfarreien im Bist<strong>um</strong> auf<strong>zu</strong>arbeiten.<br />
Einige dieser Erkenntnisse<br />
legen wir mit dieser Ausgabe von<br />
Unsere Seelsorge vor.<br />
1 z.B. des Religionsmonitors, der diversen<br />
Shell-Jugendstudien, der kirchlichen Sinus-<br />
Milieu-Studie<br />
2 Pastoralplan für das Bist<strong>um</strong> Münster,<br />
Seite 12.<br />
3 Pastoralplan für das Bist<strong>um</strong> Münster,<br />
Seite 26.<br />
4 Klaus Hemmerle: Was fängt die Jugend<br />
mit der Kirche an? Was fängt die Kirche mit<br />
der Jugend an? 1983, dok<strong>um</strong>entiert auf<br />
www.klaus-hemmerle.de<br />
5 II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution<br />
„Gaudi<strong>um</strong> et Spes“, Nr. 4: „Zur Erfüllung<br />
dieses ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit<br />
die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit <strong>zu</strong><br />
forschen und sie im Licht des Evangeli<strong>um</strong>s<br />
<strong>zu</strong> deuten. So kann sie dann in einer jeweils<br />
einer Generation angemessenen Weise auf die<br />
bleibenden Fragen der Menschen nach dem<br />
Sinn des gegenwärtigen und des <strong>zu</strong>künftigen<br />
Lebens und nach dem Verhältnis beider<br />
<strong>zu</strong>einander Antwort geben. Es gilt also, die<br />
Welt, in der wir leben, ihre Erwartungen,<br />
Bestrebungen und ihren oft dramatischen<br />
Charakter <strong>zu</strong> erfassen und <strong>zu</strong> verstehen.“<br />
Andreas Fritsch<br />
Bischöfliches Generalvikariat Münster<br />
Fachstelle Gemeindeberatung<br />
fritsch-a@bist<strong>um</strong>-muenster.de