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Kapitel 2 – Theoretischer Hintergrund<br />
Die Wirksamkeitseinschätzung von Freilandarbeit sowie die Einschätzung förderlicher<br />
und hemmender Faktoren ist an eigene Erfahrungen mit Freilandarbeit gebunden – sei es in<br />
der eigenen Schulzeit, oder aber zu späteren Gelegenheiten im Rahmen des Studiums oder im<br />
Freizeitbereich. Dafür kommt beispielsweise das Engagement in einer Umweltbildungseinrichtung<br />
oder bei den Pfadfinderinnen in Frage. Personen, die keinerlei Erfahrungen mit naturbezogener<br />
oder biologischer Freilandarbeit gemacht haben, können eine entsprechende<br />
Einschätzung nur auf der Basis von Vermutungen, Hörensagen oder gemäß einer (vermuteten)<br />
sozialen Erwünschtheit abgeben. Je nach Entstehungsquelle, der Bedeutsamkeit von erworbenen<br />
Erfahrungen oder auch dem eigenen Wunschdenken werden also Einschätzungen<br />
zu Wirksamkeit und Realisierbarkeit von Freilandarbeit sehr unterschiedlich veränderbar sein.<br />
Überzeugungsänderungen an der Hochschule: Übungsfelder in der Lehrerbildung<br />
Die vorliegende Untersuchung nimmt sich der Frage an, ob und unter welchen Bedingungen<br />
Überzeugungen zu Freilandarbeit bereits in der Lehrerausbildung – und hier speziell der universitären<br />
Ausbildungsphase – veränderbar sind.<br />
Aufgabe der Hochschule ist die grundlegende Kompetenzvermittlung, die auch über das eigentliche<br />
Fach hinausgeht. Wildt (2006) definiert dabei die Bereiche Fachkompetenz, Methodenkompetenz,<br />
Selbstkompetenz sowie Sozialkompetenz, die gemeinsam in die Handlungskompetenz<br />
münden. Mindestens die beiden letztgenannten Kompetenzbereiche sind fachunabhängig.<br />
Hiermit verbunden ist nicht nur der Aufbau eines Professionswissens, sondern zusätzlich<br />
die Förderung der Handlungsbereitschaft, was schließlich - gemeinsam mit dem Wissen<br />
und Können die professionelle Handlungskompetenz ausmacht (Wildt 2006).<br />
Darüber besteht die Funktion der Hochschule in der „Erzeugung des akademischen Habitus“,<br />
der Ausbildung einer „Handlungsgrammatik“ und eines „professionellen Blicks“, was nach<br />
Portle & Huber (1995) gemeinsam als Fachsozialisation bezeichnet wird. Sie dient dazu, ein<br />
nicht verbalisiertes Einvernehmen untereinander innerhalb des Studienfachs zu ermöglichen.<br />
Es wird bereits eine Form von sozialer Norm entwickelt, die „die Wirklichkeit (...) auf eine<br />
bestimmte Weise strukturiert, es werden ganz spezifische Informationen weiter gesucht, um<br />
das Problem auf habitusspezifische Weise lösen zu können“ (S. 100).<br />
Dass die Hochschule auch eine Überzeugungsveränderung bewirken kann, konnte bei Soziologiestudierenden<br />
nachgewiesen werden: Deren politisch-ökonomisch-soziale Orientierungen<br />
verschoben sich im Laufe ihres Studiums tendenziell in Richtung einer stärker liberalen<br />
Denkweise (Portle & Huber 1995, S. 94f). Aktuelle Studien zur Frage der Überzeugungsänderung<br />
in der Lehrerbildung liegen in Bezug auf das Lehrlernverständnis im Mathematikunterricht<br />
vor. Im Zentrum des Interesses stehen vor allem konstruktivistische und transmissionsorientierte<br />
Perspektiven auf das Lehren und Lernen. Steinmann & Oser (2012) weisen nach,<br />
dass eine Anpassung von Überzeugungen der Studierenden an die der fachdidaktischen und<br />
fachlichen Ausbilderinnen geschieht, weniger aber denen der Erziehungswissenschaftlerinnen.<br />
Sie betonen, dass aus diesem Grund eben jene Überzeugungen von Hochschuldozentinnen<br />
verstärkt in den Blick genommen werden sollten. Zusammenhänge zwischen den Lernangeboten<br />
aus mathematikdidaktischen Lehrveranstaltungen und einer konstruktivistischen Perspektive<br />
können Biedermann et al. (2012) nachweisen. Sie betonen in diesem Zusammenhang<br />
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