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Kapitel 2 – Theoretischer Hintergrund<br />
ein wesentliches Merkmal von Anforderungssituationen im Zusammenhang mit BNE, das<br />
häufig die Schwierigkeit solcher Situationen ausmacht. Daher ist der Umgang mit Komplexität<br />
eine Herausforderung, die nicht nur in der Schule, sondern grundlegend auch in der Hochschule<br />
eingeübt werden muss. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewältigung komplexer<br />
Situationen sind einerseits die Ambiguität- oder Unsicherheitstoleranz, sowie andererseits die<br />
Selbstwirksamkeitserwartung der handelnden Personen (Dörner 2003). Mit Ambiguitätstoleranz<br />
ist eine offene Haltung gegenüber Situationen gemeint, die sich durch Unstrukturiertheit,<br />
Unübersichtlichkeit und Informationsmangel auszeichnen. Menschen, die sich davon nicht<br />
abgeschreckt, sondern eher angezogen und herausgefordert fühlen, sind ambiguitätstoleranter<br />
und handeln entsprechend in derartigen Situationen kompetenter (Dalbert 1999). Zudem wirkt<br />
eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung motivierend, sich komplexen Anforderungen zu stellen<br />
(Schwarzer & Jerusalem 2002). Die Herstellung einer komplexen Situation im Hinblick<br />
auf Natur ist im Seminarraum höchstens auf theoretischer Ebene möglich, reale Komplexität<br />
hingegen erwartet die Lernenden vor der Haustür.<br />
Es wird deutlich, dass für die Lehrerbildung dieselben Argumente gelten, wie für das Lernen<br />
der Schülerinnen: In Bezug auf naturbezogenes Lernen ist das reflektierte Handeln mit direktem<br />
Kontakt zum Gegenstand innerhalb einer komplexen Lernumgebung von grundlegender<br />
Bedeutung. Das Sammeln eigener Erfahrungen beim Gemüseanbau, der Vogelbeobachtung<br />
oder der Vermittlung von Pflanzensystematik ist Voraussetzung dafür, dass der Wert für das<br />
kindliche Lernen erkannt, die Methoden geübt und Vertrauen in das eigene Vorgehen entwickelt<br />
wird – und damit dafür, dass Freilandarbeit später im eigenen Unterricht in Frage<br />
kommt.<br />
Die Forderung nach adäquaten Übungsfeldern erhebt auch der „Biologiedidaktik Studienrahmenplan“<br />
des Verbands Deutscher Biologen (VDBiol, jetzt VBIO), Sektion Fachdidaktik<br />
(gekürzt in Berck 2005): Hier wird vorgeschlagen, zwei Semesterwochenstunden für Freilandbiologie<br />
/ Exkursionen bereitzustellen, in denen die Studierenden „die Methodik der Planung,<br />
Durchführung und Auswertung von Schulgartenarbeit und Exkursionen mit Schülern<br />
erarbeitet und deren didaktische Begründung reflektieren“. Der Frage, welche Hochschulen<br />
dieser Empfehlung folgen, nimmt sich eine eigene Bestandsaufnahme von Lehrveranstaltungen<br />
mit hohem Freilandanteil an (Kap. 3.2.2): Hier werden die Ergebnisse einer bundesweiten<br />
Umfrage an Universitäten, die Biologielehrpersonen (Sek. 1) ausbilden, vorgestellt.<br />
2.2.7 Forschungsinteresse<br />
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Ausprägungen von Überzeugungen<br />
gegenüber Freilandarbeit bei Lehramtsstudierenden vorliegen, und in welcher Weise<br />
diese möglicherweise im Zusammenhang miteinander stehen. Im Fokus stehen dabei der Naturbezug<br />
der Probandinnen, ihre Selbstwirksamkeit bzw. Kompetenzeinschätzung und ihre<br />
Überzeugung gegenüber der Wirksamkeit (Wirksamkeitsüberzeugung) und Machbarkeit<br />
(Kontrollüberzeugungen) von Freilandarbeit im späteren Unterrichtsalltag.<br />
Ausgehend von der These, dass sich derartige Überzeugungen in unterschiedlichem Maß<br />
durch Bildungsmaßnahmen an der Hochschule verändern lassen, ist darüber hinaus das Ziel,<br />
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