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Kapitel 3 - Institut für Algebra, Zahlentheorie und Diskrete Mathematik

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Satz 3.14 Für einen endlichen Graphen G sind folgende Aussagen äquivalent:<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

Der Grad jeder Ecke von G ist gerade.<br />

Die Kantenmenge von G zerfällt in kantendisjunkte Kreise.<br />

Jede Komponente von G besitzt eine Euler-Tour.<br />

❞ k ′4 ❞<br />

k k4 3 k ❞ ✁ 3<br />

❞ k ❆ ′ 2 ❞ ✁ ❆ ❞ k′ 5 ❞<br />

k 1 ◗<br />

❞ ✁ ✑<br />

✑ k 6❆<br />

k ✁❞ k 5 ◗<br />

k ✁❞<br />

1<br />

′ ❞ k′ 7<br />

❞<br />

2<br />

Beweis. (a)⇒(b): Induktion nach der Anzahl der Kanten. Gibt es überhaupt<br />

keine Kanten, so ist nichts zu zeigen. Andernfalls findet man, startend mit einer<br />

beliebigen Ecke vom Grad > 0, durch Anhängen von Kanten einen Kreis K. Im<br />

Restgraphen, der durch Herausnahme von K entsteht, haben wieder alle Ecken<br />

einen geraden Grad. Nach Induktionsannahme kann die Kantenmenge dieses<br />

Restgraphen in disjunkte Kreise zerlegt werden. Durch Hinzunahme des Kreises<br />

K bekommen wir eine Zerlegung der Kantenmenge von G in Kreise.<br />

(b)⇒(c). Die Kantenmenge einer Komponente Z ist nach (b) disjunkte Vereinigung<br />

von Kreisen (denn jeder Kreis ist zusammenhängend, liegt also ganz in<br />

einer Komponente). Sei Y eine maximale Vereinigung solcher Kreise, die eine<br />

Euler-Tour (k 1 , ..., k l ) enthält. Unter der Annahme, dass Y echt in Z enthalten<br />

ist, finden wir wegen des Zusammenhangs von Z eine Kante k ′ 1 in Z \ Y , die mit<br />

einer Kante k i aus Y einen Endpunkt gemeinsam hat. Diese Kante liegt dann auf<br />

einem zu Y kantendisjunkten Kreis K ′ = (k ′ 1, ..., k ′ m) von Z. Aber dann wäre<br />

(k 1 , ..., k i , k ′ 1, ..., k ′ m, k i+1 , ..., k l ) eine Euler-Tour (durch einen Teilgraphen), im<br />

Widerspruch zur maximalen Wahl von Y .<br />

Der Schluss (c)⇒(a) ist klar: Bei einer Euler-Tour tritt jede Ecke ebenso oft als<br />

Endpunkt wie als Anfangspunkt einer Kante auf.<br />

□<br />

Stellen wir uns vor, das Brückenproblem sollte durch eine R<strong>und</strong>fahrt per Bus<br />

gelöst werden, <strong>und</strong> es gäbe Brücken, die nur in einer Richtung überfahren werden<br />

dürfen. Für diese Situation braucht man nur eine allgemeinere Definition von<br />

Digraphen mit Mehrfachkanten. Die Aussagen <strong>und</strong> ihre Beweise können dann<br />

nahezu wörtlich übernommen werden.<br />

Man definiert daher einen allgemeinen Digraphen als Quadrupel (X, P, a, e),<br />

bestehend aus einer Menge X (von Ecken” oder Knoten”), einer Menge P<br />

” ”<br />

(von Pfeilen” oder gerichteten Kanten”) <strong>und</strong> zwei Funktionen a : P −→ X<br />

” ”<br />

<strong>und</strong> e : P −→ X, die jedem Pfeil p ∈ P einen Anfangspunkt” a(p) <strong>und</strong> einen<br />

”<br />

Endpunkt” e(p) zuordnen. Damit hat man alle Spezialfälle (inklusive Mehrfachkanten,<br />

Schleifen <strong>und</strong> Richtungen) erfasst. Einen gerichteten Weg definiert man<br />

”<br />

dann zweckmäßigerweise als Folge (p 1 , ..., p l ) von Pfeilen mit e(p i−1 ) = a(p i )<br />

<strong>für</strong> 1 < i ≤ l <strong>und</strong> spricht von einem Kantenzug, falls die Pfeile paarweise<br />

verschieden sind. Speziell ist ein solcher Kantenzug (p 1 , ..., p l ) ein (gerichteter)<br />

Eulerscher Weg, falls er alle Pfeile des Graphen enthält. Entsprechend definiert<br />

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