Kapitel 3 - Institut für Algebra, Zahlentheorie und Diskrete Mathematik
Kapitel 3 - Institut für Algebra, Zahlentheorie und Diskrete Mathematik
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Wurzelbäume <strong>und</strong> -wälder werden vielfach auf den Kopf gestellt (dualisiert). Die<br />
Diagrammdarstellung liefert dann ein nach unten verzweigtes Wurzelgeflecht.<br />
Vorsicht! Bei einem dualisierten Baum sind die Vorgänger” die Nachfolger!<br />
”<br />
❝<br />
❝ ✡ ❏ ❝<br />
❝ ✡ ❏ ❝ ❏ ❝<br />
❝ ✡ ❏ ❝ ❝ ✡ ❏ ❝<br />
Wie hängen die Bäume der Graphentheorie mit den Wurzelbäumen der Ordnungstheorie<br />
zusammen? Erinnern wir uns daran, dass der Nachbarschaftsgraph<br />
(X, E) einer geordneten Menge (X, ⊑) durch Symmetrisierung der Nachbarschaftsrelation<br />
⊏ ∨ entsteht, also indem man nur die ungerichteten Kanten zwischen<br />
benachbarten Elementen betrachtet:<br />
E = {xy | x ⊏ ∨ y}.<br />
Satz 3.27 Der Nachbarschaftsgraph eines Wurzelbaumes (X, ⊑) ist ein Baum,<br />
<strong>und</strong> die Ordnung ist durch diesen Baum <strong>und</strong> die Wurzel w festgelegt:<br />
(W) x ⊑ y ⇔ x liegt auf dem Pfad von w nach y.<br />
Umgekehrt gibt es zu jedem Knoten w eines Baumes B = (X, E) genau einen<br />
Wurzelbaum mit Wurzel w, dessen Nachbarschaftsgraph B ist, nämlich den<br />
durch (W) definierten. Aus jedem Baum mit n Knoten entstehen also genau<br />
n Wurzelbäume durch Festlegung der Wurzel.<br />
❝<br />
1<br />
❝ 5<br />
❝ 4<br />
❝ ❝<br />
2 3<br />
3 ❝ ❝ 4<br />
❅ ❝ 2<br />
<br />
w = 1<br />
❝ 5 ❝ 5<br />
❝ 5 1 ❝ ❝ 4 ❝ ❝<br />
1 ❝ ❝ 4 ❝ ❅ 3 ❝ 1 3<br />
❅ 2 ❝ 2<br />
❅ ❅ <br />
w = 2 w = 3 w = 4<br />
❝ 1<br />
❅ ❝2 <br />
❝ 3<br />
❝ 5 ❝ 4<br />
<br />
w = 5<br />
Beweis. Für einen Wurzelbaum (X, ⊑) ist der Graph (X, E) mit E = {xy|x⊏ ∨ y}<br />
wegen der maximalen Verkettung zusammenhängend. Wäre (x 0 , x 1 , ..., x l = x 0 )<br />
ein Kreis in (X, E) minimaler Länge, so könnte nicht <strong>für</strong> jedes i < l die Beziehung<br />
x i ⊏ ∨ x i+1 gelten (sonst wäre x 0 ⊏ x l ), also gibt es ein i mit x i−1 ⊏ ∨ x i<br />
<strong>und</strong> x i+1 ⊏ ∨ x i (wobei x −1 = x l−1 <strong>und</strong> x l+1 = x 1 zu setzen ist). Aber wegen<br />
der Bedingung (Ψ) wäre dann x i−1 mit x i+1 vergleichbar, <strong>und</strong> x i wäre zu einem<br />
dieser Elemente nicht benachbart. Also kann (X, E) keine Kreise enthalten.<br />
Nun sei B = (X, E) ein Baum <strong>und</strong> w ein fest gewählter Knoten. Wir definieren<br />
eine Relation ⊑ auf X durch (W) <strong>und</strong> beachten, dass es nach Satz 3.21<br />
stets einen eindeutigen Pfad zwischen w <strong>und</strong> y gibt. Die Relation ⊑ ist offenbar<br />
reflexiv <strong>und</strong> transitiv. Antisymmetrisch ist sie wegen der Nichtexistenz von<br />
Kreisen: Im Falle x ⊏ y ⊏ x gäbe es einen geschlossenen Weg durch x <strong>und</strong> y,<br />
<strong>und</strong> dieser enthielte einen Kreis. Die so entstehende geordnete Menge (X, ⊑) ist<br />
ein Wurzelbaum mit Wurzel w, denn nach Definition gilt w ⊑ y <strong>für</strong> alle y ∈ X,<br />
<strong>und</strong> im Falle x ⊑ z <strong>und</strong> y ⊑ z liegen x <strong>und</strong> y auf dem Pfad von w nach z,<br />
<strong>und</strong> es folgt x ⊑ y oder y ⊑ x. Der Nachbarschaftsgraph der Ordnung ⊑ ist der<br />
ursprüngliche Baum B (wegen der Eindeutigkeit der verbindenden Pfade). □<br />
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