ERSTES BUCH SÄKULARE BILDER
VORSTUFE UND VORBETRACHTUNGEN <strong>Der</strong> erste Eindruck angesichts der Bilder des Meisters ist Reinheit und Helligkeit. Er ist dem Erlebnis verwandt, das man hat, wenn man zum erstenmal ein Stück Mittelmeer von einer hochgebauten Küste aus gewahrt. Man fühlt sich gleichsam gebessert durch die Nachbarschaft dieser sauberen Kunst und durch die sich alsbald einstellende Vermutung ihrer lichten Herkunft. Schon das Handwerkliche in ihr, von dem noch zu sprechen sein wird, ist immer klar und durchsichtig, ganz unproblematisch, allem Geheimnisvolltuenden abhold. Farbton sitzt sicher, sorgfältig und ohne Ängstlichkeit neben Farbton. Keine der Moderichtungen, die einander in den letzten Jahrzehnten die Türklinke überlassen haben, kann diesen <strong>Maler</strong> <strong>für</strong> sich beanspruchen. Sein stets festgehaltener Leitgedanke lautete: völlige Klärung des Bildmotivs; damit befand er sich bereits in einem gewissen Gegensatz zu den Zeitströmungen, die der Verwirrung und dem Chaos nur zu sehr hörig waren. Vom ersten Strich des Pinsels oder Zeichenstifts an offenbarte er sich als «das Land der Griechen mit der Seele suchend», hierin ein Mitwanderer Goethes. So hellenisierte er gewissermaßen von Anfang an seine Kunst; nicht aus eklektischer Formblasiertheit, sondern infolge einer natürlichen Verwurzelung in hellenischem Erdreich, zu welchem edler Zwang ihn endlich auch im Körper hintrug. Zu späteren Zeiten, als er in der italienischen Schweiz wohnte, hat ihm der schöne Tessiner Boden, so oft es wieder einmal ans Landschaftern ging, «griechische» Landschaften zugetragen. Sein Ziel, das da Ordnung, Einfachheit und Einung im Bildmotiv genannt werden darf, hat er sehr zeitig erfasst, wie schon aus seinen gedanklich merkwürdigen Schwarzweiß- Mappen, beispielsweise dem 1906 herausgegebenen Zyklus «Aus dem Traumland», oder den zarten Pflanzenstudien seiner Skizzenbücher hervorgeht. <strong>Die</strong> technische Verfestigung seines Talentes musste er naturgemäß wie jeder andere Sterbliche allmählich und mühsam durchführen, Können und Wollen zur Deckung bringen, das bekannte Wort Liebermanns bewahrheitend: «Zeichnen ist die Kunst, wegzulassen». Für die <strong>Maler</strong>ei gilt diese treffende These nicht minder. Sie gilt überhaupt <strong>für</strong> das gesamte Schaffen im Universum, ist sie doch eine besondere Anwendung jenes Grundgesetzes, das, wie schon bemerkt, Jede Kraft im geistigen und natürlichen Haushalt den Weg des geringsten Widerstandes gehen heißt. <strong>Der</strong> schöpferische Mensch muss mit dem geringstmöglichen Aufwand an Kraft und Mitteln die größtmögliche geistgemäße Wirkung erzielen. Lex parsimoniae nannte man das Gesetz wohl zu Zeiten. Den inneren Treueid zu dieser heiligen Satzung hat jeder Meister einer Kunst in aller Stille abgelegt. An einem Kunstwerk verdienen nur solche Teile, wofern man von Teilen im Kunstwerk überhaupt sprechen darf, erfühlt und gewürdigt zu werden, die <strong>nach</strong> der Lex parsimoniae gewachsen sind. <strong>Der</strong> ganze Rest ist schlecht gemacht, Flickwerk, vielmehr gar nichts. «Und wär’ er von Asbest: Er ist nicht reinlich. » Hierin denn also beruht das Geheimnis dessen, was man Bauen im Kunstwerk füglich nennen darf, echtes Bauen, welches dem starren Nichts immer ein Stück gestalterfüllten Raumes, ein Stück Wirklichkeit, ein Stück lebenjauchzender Kraft und Spannung zwischen grenzesetzenden Formpfeilern und -säulen abgerungen hat. Angesichts eines Bildes, das
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Es ist, wie wenn wir in die glorios
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geistig erlösender Strahlungen fü
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erfassen und auszuschöpfen ist. Er
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Vom Verfasser ist erschienen: LUDWI