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Der Maler Bô Yin Râ - Die Seite für Sucher nach spiritueller Wahrheit

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ler ist niemals dem schrecklichen Zug der Zeit gefolgt, deren Kunst das Neue oft dadurch<br />

sucht, dass sie Abscheu erregt. Henry Beyle-Stendhal, Frankreichs größter Prosaiker, der<br />

seine erstaunlichen Erkenntnisse oft so ganz nebenbei vorbringt, äußert einmal in seinem berühmten<br />

Buch über die Liebe, dass die Künstler sich vor einer Klippe zu hüten hätten, nämlich<br />

vor Dingen, die Abscheu erregen. Gleichwohl hat es die moderne Kunst über sich gebracht,<br />

das Abscheuliche in allem zu entdecken, sei es Landschaft, Mensch, Tier, Stilleben<br />

oder dekorative Abstraktion. Sie hat also etwas getan, vor dem sich sogar Karikatur und Satire<br />

zu hüten haben. Und so ist es denn dazu gekommen, dass die Künstler, welche doch allezeit<br />

die Mitmenschen, ob sie es wollen oder nicht, dazu zwingen, die Welt so anzusehen und<br />

zu empfinden, wie es die Kunst tut, dem Abscheulichen eine furchtbare Anziehungskraft und<br />

eine ungebührliche Vordringlichkeit in allen Erscheinungen des Daseins gegeben haben.<br />

Auch diese Bemerkung musste gemacht werden, um die formalen und geistigen Wirkungen<br />

der in diesem Buche betrachteten Kunst so deutlich wie möglich zu umreißen.<br />

In dem von uns angeschauten, aus dem Zufallsgewirk des schenkenden Tages entstandenen<br />

Gebilde ist doch allenthalben der Stil eines geometrisierenden und bauenden Willens<br />

spürbar. Welch eine Konzentration gegenüber diesem Wettkampf zwischen dem trägen und<br />

fast fleischigen Gelb der Erde und den heftigen Blaus in Luft und Wasser bedeutet aber dann<br />

das tosende Presto, welches über einem majestätisch unerschütterlichen Orgelpunkt dahinrast,<br />

jenes Bild «Hochsommersturm» also! (Abb. S. 49)<br />

Aus der Landschaft ist ein Naturdom geworden. <strong>Die</strong> bröckelnde Erde erstarrte zu Felsgestein,<br />

das <strong>nach</strong> Umgestaltung in ewige Kristallformen drängt. Aus gleitenden oder verschwimmenden<br />

Linien entstanden hochgemute und sichere Konturen, seien sie elastisch gekurvt<br />

oder auf geometrische Gerade und Winkel gebracht. Das dunkle, da und dort wie zischendes<br />

Metall aufblitzende Meer lagert sich gefährlich an die hartnäckigen Landmassen<br />

hin, deren Wucht fast zurückzuweichen scheint. Überall siedet ein geheimer Aufruhr, über<br />

welchem abgründiger und unbeteiligter Himmel steht. Schon die blendenden dahinjagenden<br />

Wolken gehören nicht mehr zu ihm; sie dampften wohl aus der kochenden See empor. Man<br />

hört den Sturm heulen und die Brandung klatschen, aber man hört noch vernehmlicher den<br />

Siegeston des durchblauten Tages, dessen Ewigkeitsblick kein Orkan trüben kann.<br />

<strong>Die</strong> Klippe im Wasser vergrößerte sich und ward zum Angelpunkt des Bildes. Ihre Form<br />

ist jetzt überall in Vergrößerung, Engführung und Umkehrung wiederkommendes und fugiertes<br />

Hauptthema. <strong>Der</strong> in der Skizze noch etwas leere Vordergrund bekommt Plastik. Aus<br />

rissigen und schütteren Stellen gestaltet sich links ein kräftiger, ebenfalls <strong>nach</strong> der Hauptkontur<br />

gebildeter Block. <strong>Die</strong> Brandung sprüht um deutlich gegliedertes Steingetrümmer. Nichts<br />

Unbestimmtes wird mehr geduldet. Verschwommene und gedehnte Stimmungslarven sind in<br />

allen diesen Bildern nicht möglich. Nie segelt der Künstler auf unsicheren Meeren der Träume.<br />

In seinem gesamten Werk ist lichter Weltentag, der das Zweideutige und Verführerische<br />

fortsengt.<br />

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