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Der Maler Bô Yin Râ - Die Seite für Sucher nach spiritueller Wahrheit

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Baum, weil er ein Sinnbild der feierlichen Entscheidung ist, die den Menschen dann je <strong>nach</strong><br />

dem gewählten Weg in der Zypresse den düsteren Totenbaum oder den in die Höhe strebenden<br />

Lebensbaum empfinden lässt.<br />

Auch in diesem Bilde scheinen mythosschaffende Kräfte am Werk. Es ist, als würde man<br />

- wie einst der chinesische <strong>Maler</strong> Wu Tao tse vor den Augen des Kaisers in sein eigenes Bild<br />

hineinschritt und auf ewig darin entschwand - in diesen Wiesenplan hineingezogen, um dann<br />

im Wald der feierlichen Zypressenfialen das Glück der Herzenserkenntnis zu erfahren. Ein<br />

physisches Gelände zwar, mutet es doch an wie der von Dante erschaute elysische Limbus,<br />

jene stille Stätte am Rande des Inferno, wo die hohen Geister der Alten sich zusammenfinden,<br />

die, wie der hierin zeitgebundene Dichter wähnt, als Helden nicht erlöst werden konnten.<br />

Gesetzt, der Limbus wäre so, wie das betrachtete Bild ihn uns vorstellt, so bestünde <strong>für</strong><br />

seine Bewohner wohl die Möglichkeit, zur Anschauung Gottes zu gelangen.<br />

AUS GRIECHISCHEN BERGEN<br />

Es hat seine Bedeutung, dass der letzte Verkünder ewiger Erkenntnis, einer der Lichtboten,<br />

die so selten geboren werden, Augenmensch und bildender Künstler gewesen ist. Vielleicht<br />

wollte der Geist durch das Wirken einer dazu geeigneten menschlichen Entelechie den<br />

Abgrund schließen, der im gegenwärtigen Abendland zwischen Innen und Außen klagt, und<br />

ließ sie das inwendig Gesehene, welches sonst einen Erlebenden der Körperwelt zu sehr entrücken<br />

und entfremden könnte, mit Farbe und Form dem Auge, diesem Inbegriff der Sinne,<br />

fasslich machen.<br />

Daher wird hier der Teil aus des Meisters Arbeiten, welcher sich mit unserer Umwelt befasst,<br />

sorgsam erläutert. Bildet er doch die Voraussetzung zu den geistlichen Bildern, die ja<br />

alles andere sind als Ausdruck einer Marotte und Sonderrichtung. Wenn man die Erdlandschaften<br />

mit <strong>nach</strong>schaffendem Auge als Gestaltungen begriffen hat, dann ist man auch zum<br />

Erfassen der Geistlandschaften gerüstet; denn diese werden sich nur solchen Betrachtern erschließen<br />

können, welche die ästhetischen und künstlerisch durchaus unproblematischen Gebilde<br />

auf künstlerische Weise ansehen. Das künstlerische Begreifen führt vor allem dazu,<br />

dass die geistige Heilkraft, die jedem guten Kunstwerk innewohnt, zur Auswirkung kommen<br />

kann. Darf doch getrost gesagt werden, dass besser wird, wer ein Kunstwerk richtig und in<br />

seelischer Sammlung ansieht. Mit der formalen und inhaltlichen Analyse ist noch wenig getan,<br />

obwohl sie Wegweiserdienste leisten kann.<br />

Es wurde schon mehrmals auf das Gebiet in dieser Kunst hingewiesen. Wie Jede gute<br />

Kunst, sind die Bilder selbstverständlich <strong>nach</strong> einer einheitlichen Bauidee komponiert und<br />

geformt. Aber es ist bereits auch der Gegenstand, der Inhalt, der Vorwurf zu den Gestaltungen<br />

gebaut. Das gewählte Naturmotiv ist gleichsam durch die Gemütskräfte des Künstlers<br />

verwandelt, noch bevor die Gesetze der Bildgestaltung zur Anwendung gelangen. Es liegt

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