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Der Maler Bô Yin Râ - Die Seite für Sucher nach spiritueller Wahrheit

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musste, schmerzlich vermissen. Schon die Chinesen haben bewiesen, dass man heilige Kunst<br />

ohne Heiligenmalerei sehr wohl schaffen kann, dies dank ihrer geradezu als hieratisch anzusprechenden<br />

Landschaftskunst, die stets aus den Tiefen der Meditation geholt ist. In unseren<br />

Zeiten und Breiten wurde diese Möglichkeit gewiss auch mitunter erahnt, durch die von uns<br />

betrachtete Landschaftskunst aber erfüllt als große Natur, gesehen und gestaltet durch eine<br />

große Natur. Es hieße diese Kunst völlig missverstehen, wenn man sie als Zeugenschaft <strong>für</strong><br />

Pantheismus auslegen wollte. Denn sie vergöttert nicht die Natur durch ihre Gestaltung, sondern<br />

gibt sie der Gottheit zurück, aus deren Imagination sie gezeugt ist. Damit hat die entschiedene<br />

und ständig wachsende Neigung der Kunst und der Kunstliebhaber seit den Tagen<br />

der Renaissance zum geistigen Erlebnis der Landschaft ihren Sinn gefunden, von dem aus<br />

bewusster als bislang weiter gebaut werden könnte. Es ist ein wundervolles menschliches<br />

Band, welches derart unseren Künstler mit den ersten Gipfelwanderern Europas zurückverbindet:<br />

mit dem Dichter Petrarca und mit Pius II., dem großen Piccolomini; besonders aber<br />

mit einem Einzelgänger an der Schwelle unserer Zeit, dem edlen Geist des <strong>Maler</strong>s Giovanni<br />

Segantini.<br />

WEIHESTÄTTEN<br />

Einen Schritt weiter in dieser als durchaus religiös anzusehenden Kunst bedeuten jene<br />

Landschaften, die zu ihrem Sinnesausdruck durch wissende Menschenhand fanden. Es sind<br />

Landschaften, aus denen echte Weihestätten emporwuchsen, Landschaften also, wo es gilt,<br />

grobe Schuhe abzustreifen, damit man sie mit zart hintastender, ehr<strong>für</strong>chtiger Sohle betrete.<br />

<strong>Bô</strong> <strong>Yin</strong> <strong>Râ</strong> gab solchen Bildern einen ganz besonderen Glanz, weil er ihn diesen Weihestätten<br />

innewohnen fühlte. <strong>Die</strong> dort anzutreffenden Bauten konnten nicht bloß neue Linien und<br />

Farbwerte innerhalb der Natur bedeuten, sie brachten, wie man getrost sagen darf, auch jungfräuliche<br />

Stilwerte. Das ist so gemeint:<br />

In allem richtigen Bauen ist die Absicht enthalten, dem Geist Wohnungen zu bauen, und<br />

zwar <strong>nach</strong> dem Modell der vielen Wohnungen in des Vaters Hause, von denen der Lieblingsschüler<br />

Johannes seinen Meister sprechen lässt. Ist doch das Bauen überhaupt die Urhandlung<br />

des sich offenbarenden Geistes. Das Leben des Weltalls ist eben unerschöpfliches Bauen.<br />

Darum steht im Anfang allen wirklichen Menschseins das Bauen. <strong>Der</strong> von der griechischen<br />

Sprache abstammende Begriff Architektur birgt das alles in sich und heißt geradezu<br />

Ur- oder Erzgefüge. Welche Fülle von Sinn wächst da zu Blüte und Frucht empor!<br />

Nun gibt es ein Bauglied, in welchem sich das Konstruktive wie in seinem Inbegriff sammelt,<br />

strafft und emporreckt. Es ist die Säule, deren sinngemäßeste Form der griechische<br />

Geist aus den ägyptischen und vorderasiatischen Vorstufen herausläuterte. In der dorischen<br />

Säule verkörpert sich der Grund- und Lichtgedanke aller Baukunst. So kommt es denn, dass<br />

die Säule, vielmehr ihr griechischer Name Stylos, zu einem Begriff verholfen hat, der seine<br />

Anwendung findet, wo immer der Menschengeist sich formend der Natur bemächtigt. Man<br />

spricht dann von Stil, spürt also mehr oder minder bewusst Säulenwirksamkeit und empfindet<br />

die Säule als Rückgrat eines jeglichen Stilwillens. Und so wird, wenn der Tempel sich

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