Der Maler Bô Yin Râ - Die Seite für Sucher nach spiritueller Wahrheit
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Menschen, denen hie und da etwas zufließt, etwas «einfällt», das ihre Seele mit Geistesblitzen<br />
durchzuckte. Aber sie würden ein ständiges Durchblitztsein nicht ertragen. Mancher dieser<br />
Blitze spiegelt sich in ihren Werken, die uns dann als Gruß aus ewiger Heimat selig erschauern<br />
machen. Ganz selten aber erhebt sich ein Auserwählter über die vielen Berufenen,<br />
von denen leider manche ein Phaëton-Schicksal durchmachen, und zieht seine Sonnenbahn,<br />
sicher die Zügel der schimmernden Rosse in Händen haltend wie Helios-Apollon. Inneres<br />
Leben und Werk eines solchen Menschen sind gleichmäßig und kontinuierlich ins Geistige<br />
verwoben, so dass der Glanz seiner Art nie erborgt oder bloße gelegentliche Influenz von<br />
oben her sein kann, sondern gesichertes Gut ist.<br />
<strong>Die</strong>ser Glanz nun liegt nicht nur auf den geistlichen Bildern, sondern auch auf allen griechischen<br />
Landschaften, die <strong>Bô</strong> <strong>Yin</strong> <strong>Râ</strong> gemalt hat. Von der unerlösten Wehmut, wie sie fast<br />
jedes irdische Gelände tragisch umwittert, geschweige denn von der überall anzutreffenden<br />
Hässlichkeit und Läppischkeit, ist nichts in die nüchterne Größe seiner Bilder eingedrungen.<br />
<strong>Die</strong> makabren Stimmungen der jugendlichen Schwarzweiß-Arbeiten sind restlos verschwunden.<br />
<strong>Die</strong> irdischen Formen sind ihm zu Gleichnissen geistigen Wirkens geworden. Dass überdies<br />
von seinen Erdlandschaften zu seinen Geistlandschaften nur ein Schritt ist, dessen<br />
werden wir bald inne werden. jedenfalls sind Willens- und Gesetzesgewalten im harmonischen<br />
<strong>Die</strong>nst des Universalgefüges auch hier in Klippen und Gewässern des ägäischen Inselmeeres<br />
<strong>für</strong> ein sehendes Auge am Werk, so dass den schwankenden Gefühlen hypnotisch<br />
verträumter Romantik kein Raum bleibt.<br />
Vielleicht haben die gepflogenen Erörterungen ein wenig dazu gedient, das Auge williger<br />
und offener zu machen <strong>für</strong> Bilder, die zu betrachten wir uns jetzt anschicken. Das großgesehene<br />
und auch äußerlich großformatige Gemälde «Felsen an der griechischen Küste» (Abb.<br />
S. 55) gehört zu den bedeutendsten Konzeptionen des griechischen Aufenthaltes. Unbekümmert<br />
zieht hier der Meister alle Register der blauen Farbe, vor der doch die raffinierteren<br />
Techniker der Palette eine große Angst haben, so dass sie sich in Brechungen nicht genugtun<br />
können, um dem Grellen, Harten und Kalten den Zutritt zu verwehren. <strong>Bô</strong> <strong>Yin</strong> <strong>Râ</strong> hat den<br />
Mut zur ungebrochenen Darstellung des homerischen weinfarbenen Meeres und des ungeheuren<br />
Himmelsblaues, strahlender und schimmernder Marmoreilande und eines trotzig gewürfelten,<br />
düsteren Felsblocks, den ein wütender Zyklop in die See geschleudert zu haben<br />
scheint. <strong>Die</strong> schneeig umbrandeten Felsbuchten zur Linken haben Mühe, ein Gegengewicht<br />
zu dieser braunvioletten Masse zu bilden. Obwohl nicht eine Spur von vegetativem, tierischem<br />
oder menschlichem Leben zu bemerken ist, lebt doch etwas geheimnisvoll Hochzeitliches<br />
in diesem Bilde: es ist, als seien diese Flut, diese Steine, diese Himmelslüfte, dieses<br />
Licht im Begriff, Götter zu gebären, jene okeanischen, chthonischen und olympischen Gestalten,<br />
jene Mutter- und Vatergottheiten, welchen die Imagination der hellenischen Seele zur<br />
mythischen Wirklichkeit verholfen hat. <strong>Die</strong>ses Bild ist gleichsam ein werdendes Mythologem.<br />
Mythische Strenge und chthonische Herbheit haben in dem kleinen Bildgefüge «Bei Kap<br />
Kolias» (Abb. S. 56) einen kaum noch zu übertreffenden Grad erreicht. <strong>Der</strong> schmale und stille,<br />
kaum artikulierte Meeresstreifen im Vordergrund bildet fast brandungslos eine Art Brüs-