Der Maler Bô Yin Râ - Die Seite für Sucher nach spiritueller Wahrheit
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im engeren Sinn artistischen Bereich hinauswächst und mit den Mitteln der gelehrten oder<br />
schöngeistigen Ästhetik nicht völlig zu erfassen ist, mithin Gefahr läuft, in deren Bereich auf<br />
Widerspruch, Feindseligkeit, Achselzucken, Gleichgültigkeit, Verachtung und alles mögliche<br />
sonst zu stoßen, nur gerade nicht auf ein wirkliches Begreifen. Denn dieses Begreifen ist<br />
hier zugleich schöpferischer, nämlich ein selbstschöpferischer Prozess: In dem Maße, wie<br />
man diesen Bildern gerecht wird, wird man sich selbst gerecht und fördert sich selbst, wird<br />
geistig wacher. Und das ist schließlich ein Gewinn, dessen Wert nicht abzuschätzen ist. <strong>Die</strong><br />
Frage, welchen Rang <strong>Bô</strong> <strong>Yin</strong> <strong>Râ</strong> innerhalb der Künstlerschaft der Gegenwart oder der Vergangenheit<br />
zu beanspruchen hat, kann nicht beantwortet werden, weil sie falsch gestellt ist.<br />
Denn er steht <strong>für</strong> sich, weil er zu jenen wenigen Menschen gehört, die der übrigen Menschheit<br />
als Brückenbauer, als Mittler zur Rückfindung in die verlassene und verratene geistige<br />
Heimat dienen. Man kann diese wenigen Mittler nicht in einem Atem mit anderen Menschen<br />
nennen, weil sie eben sui generis sind und bleiben. Sie bieten mit ihren Ausdrucksmitteln<br />
etwas, was alle anderen Menschen, seien sie auch so groß wie Cäsar oder Michelangelo oder<br />
Goethe, nicht zu bieten haben. Es hat ja schließlich auch keinen Sinn, die überlieferten Worte<br />
Jesu literarhistorisch und ästhetisch zu auskultieren. Man kann sie ästhetisch beanstanden<br />
oder untadelig finden. Eine Erkenntnis von irgendwelchem Wert ist damit nicht gewonnen.<br />
Das gleiche gilt von den Schriften und Bildern des Künstlers, der in diesem Buche betrachtet<br />
wird. je mehr er in seinem künstlerischen Werdegang zu seiner eigentlichen Ausdrucksform<br />
gelangt, die seine geistige Erkenntnis und vor allem seine geistige Helferschaft sinnlich fassbar<br />
machen kann, desto mehr entzieht sich das Gebilde der üblichen ästhetischen Wertung,<br />
wenn man auch unbedenklich sagen darf, dass es notwendigerweise eine formal gelungene<br />
Lösung darstellt. In dem Maße, wie dieses Ziel noch nicht ganz erreicht ist, also etwa in den<br />
vorgriechischen Studienjahren, können der ästhetischen Schulbetrachtung mehr Rechte zugebilligt<br />
werden.<br />
Wir haben mit diesen Überlegungen der zeitlichen Ordnung ein wenig vorgegriffen. Es<br />
bleibt uns noch übrig, aus der Menge des Erhaltenen vier Beispiele von Bildgedanken aus<br />
der vorgriechischen Stufe hier einzuschalten, die, wie es uns scheint, besonders deutlich zeigen,<br />
welchen Weg der Künstler gegangen ist. Wir sagten ausdrücklich: Bildgedanken. Denn<br />
die in den Abbildungen vorliegenden Ausformungen gehören, wenn wir uns nicht irren, einer<br />
späteren Zeit an, die ihrer Ausdrucksmittel schon sicher geworden ist. Ganz gleichgültig, ob<br />
die erste Fassung dieser Bildung noch irgendwo vorhanden ist oder nicht, kann man sie doch<br />
deutlich durchschimmern sehen.<br />
<strong>Die</strong>sen vier nun zu betrachtenden Bildern ist die Baumwelt gemeinsam, zu absoluter Größe<br />
und Zeitlosigkeit gesteigert, von einem Frieden und einer Feierlichkeit durchgeistigt, wie<br />
sie die äußere Welt nicht geben kann. Sie zeigen deutlich, dass der Geist die Materie denkt<br />
und bildet, dass auch die irdische Natur seine Schaubühne ist. <strong>Die</strong> stellen, aber nicht starren,<br />
von edlen Lebenswogen still durchfluteten Symmetrien des Bildgedankens «Largo» (Abb. S.<br />
35) stimmen im Wechselspiel mit den Horizontalen der lichten Wolke, des Horizontes und<br />
des spiegelnden, umbuschten Weihers in der Tat das Largo einer gedämpft pastoralen Musik<br />
an. Musik ist ja immer in den Bildern unseres Meisters, das muss unermüdlich wiederholt<br />
werden. Noch ist ein Unterton von Romantik in dieser Komposition, unmittelbarer zusam-