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Der Maler Bô Yin Râ - Die Seite für Sucher nach spiritueller Wahrheit

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vermieden werden konnte. Entscheidend ist dabei natürlich die große Gabe des Künstlers, zu<br />

vereinfachen und allein das Wesentliche zu gewahren: Felsen, Mauergürtel und Tempel jener<br />

jungfräulichen, aus dem Haupte des himmlischen Zeus geborenen Göttin. <strong>Die</strong> Gebäude des<br />

Erechtheions zur Rechten des Parthenons sind fast nicht mehr angedeutet. <strong>Die</strong> Bäume des<br />

Vordergrundes samt dem Stück Stadt des Mittelgrundes scheinen beinahe nur Dämmerungstraumschichten<br />

und Frühnebel, welche dann die besonnte Tageswirklichkeit im Südlicht um<br />

so leuchtender hervortreten lassen. <strong>Die</strong> Gesamtsilhouette gleicht dem Umriss einer Flachkuppel,<br />

die sozusagen mit der sie anstrahlenden aufgehenden Sonne korrespondiert. Wer diese<br />

Stätte kennt und weiß, wie arg die Wirkungen einer missratenen Neustadt den gebliebenen<br />

Adel des Altertums von jeder, am meisten von der östlichen <strong>Seite</strong> her zu beeinträchtigen und<br />

zu verwirren drohen, der kann noch entschiedener aus dieser schönen Zeichnung den Keim<br />

zu einem leider nie ausgeführten Meisterwerk herausfühlen.<br />

Nun vermag eine Zeichnung allein die Behauptung jenes Gelehrten nicht zu widerlegen;<br />

vielleicht aber ist das einem Bilde möglich, welches zwar nicht die Akropolis als Ganzes vergegenwärtigt,<br />

jedoch eine Quintessenz ihres göttlichen Seins, nämlich die Säulen des Parthenon<br />

(Abb. S. 97). Auch dieses Werk hat der schon wiederholt erwähnte Japaner Urushibara<br />

durch einen farbigen Holzstich wiederzugeben versucht.<br />

Es sind die drei Säulen der Nordostecke, neben denen das Mörsergeschoss des in venezianischen<br />

<strong>Die</strong>nsten unter Morosini stehenden Lüneburgischen Leutnants am 26. September<br />

1687 abends 7 Uhr ein furchtbares Loch gerissen hat, weil die an diesem Kulturverbrechen<br />

auch nicht gerade schuldlosen Türken den Tempel, obwohl sie ihn als Moschee eingerichtet<br />

hatten, als Pulvermagazin missbrauchten. <strong>Die</strong> Griechen haben inzwischen die herumliegenden<br />

Säulentrommeln und Trümmer einzusammeln und bei ihrer Wiederaufstellung der nördlichen<br />

Säulenwand zu verwerten versucht - wenn auch leider nicht immer ganz richtig. <strong>Die</strong>s<br />

geschah ungefähr ein Jahrzehnt <strong>nach</strong> dem Aufenthalt unseres Künstlers in Griechenland. Ein<br />

heutiger Besucher Athens wird also den im Bilde wiedergegebenen Zustand nicht antreffen<br />

können.<br />

Wiederum erblicken wir, wie auf dem Nemea-Bild, drei geeinte, diesmal aber völlig<br />

durch das Gebälk gesammelte und dicht beieinander stehende Säulen, welche die ganze rechte<br />

Bildhälfte besetzen. Auf der anderen <strong>Seite</strong> entsprechen ihnen attische violenfarbene Erde<br />

und attischer abgründig blauer Himmel über den rein umrissenen Bergformen. Sehr gesättigt<br />

an Gehalt und Bedeutung sind solche Ordnung und Gegenüberstellung. Wenn sich auf der<br />

einen <strong>Seite</strong> Himmel und Erde in ewiger Entfernung sehnsüchtig anblicken, so zeigt sich auf<br />

der anderen die Einung von beiden formal und symbolisch vollzogen, insbesondere durch die<br />

Mittlerfiguren der Säulen. Ganz links ist ein vom Bildrand stark überschnittener Säulenstumpf<br />

zu stehen gekommen, der die Lösung des Gegensatzes auch an diesen Rahmenteil<br />

hinträgt, hierdurch gleichzeitig die Komposition auf unerlässliche Weise schließend. <strong>Der</strong><br />

aufsteigende Umriss der hellstrahlenden Marmorblöcke links im Vordergrund entspricht den<br />

Fluchtlinien des Architravs oben rechts, wodurch - abgesehen von manchen anderen, nicht<br />

unbedeutenden Korrespondenzen - das wohltuende Gleichgewicht der ganzen Komposition<br />

bedingt ist.

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