ZWEITES BUCH BILDER DES EWIGEN
DAS BILDNIS JESU <strong>Die</strong>ses Haupt ist etwas Vereinzeltes im Schaffen des Meisters und kann uns als Mittler zwischen der landschaftlichen und geistlichen Gestaltung dienen, ganz ebenso wie auch Jesus eine Brücke war und ist von der dumpfen Erde zur Lichtwelt. <strong>Bô</strong> <strong>Yin</strong> <strong>Râ</strong> hat in seinem Leben sehr selten porträtiert: es gibt außer diesem Haupte nur noch die Bildnisskizze eines Initiierten sowie einige erfundene Köpfe zu Gestalten aus der Dichtung. Er hat zwei Bildnisse von Jesus gemalt. <strong>Die</strong> erste Fassung, die als Studie entstand, enthält, scharf konturiert, alles Wesentliche des natürlichen Antlitzes; es bedurfte jedoch einer abermaligen Vornahme der Aufgabe, um die zuerst so hieratisch und flächig gesehene Gestalt im erdenmenschlichen Sinn eindrücklicher zu machen 1 . Kurz, er hat das Bildnis wiederum gemalt, weil er noch etwas anderes zu sagen fand. Wir haben es immer als eine Lücke empfunden, dass die künstlerisch gestaltende Christenheit in bald zweitausend Jahren fast nie ein Bildnis ihres Meisters aus Nazareth geschaffen hat, das durch Ähnlichkeit und geistige Entsprechung überzeugt. In die Nähe solcher Leistung kamen lediglich einige uralte grandiose Musivbilder, etwa in griechischen Klöstern, auch die Apsidengestalt in der Kathedrale von Monreale, oder vielleicht gewisse ostkirchliche Ikonen. Gerade die größten Künstler des Abendlandes scheiterten seltsamerweise an dieser Menschengestalt, selbst ein Michelangelo nicht ausgenommen. Sie gerieten bald in ölige Sanftheit, bald in irgendwelche Abgeschmacktheit, bald ins Romantische, bald ins Grausige, manchmal auch ins Novellistische oder Genrehafte. Sogar eine singuläre Tat der Kunst wie das Abendmahl Leonardos zeigt, soweit gerade von Jesus noch etwas zu sehen ist, eine milde und überzarte Gestalt, die wohl nicht so zwingend ist wie die übrigen Köpfe oder gar der erhabene Gesamtorganismus des Bildes. Raffael, Tizian, Grünewald, Dürer, Rembrandt, wer hat Jesus wirklich gesehen? Wer unter den Neueren und Neuesten? Sie haben immer nur etwas in ihrer Phantasie Emporsteigendes gesehen, das dann meistens auf eine Art idealen Selbstbildnisses hinauslief. Gab es auch nur eine Arbeit von allen diesen Künstlern, die uns sagt: So in der Tat könnte Jesus ausgesehen haben, dieses Antlitz trägt wirklich die Handschrift eines Schicksals, eines Selbstes und eines Werkes ohnegleichen? <strong>Die</strong> Frage bezieht sich also, wohlbemerkt, nicht so sehr auf einen künstlerischen und ästhetischen Tatbestand - wäre es doch Vermessenheit, jenen Künstlern wegen dieses von ihnen nicht gelösten Bildnisproblems die Gestaltungskraft aberkennen zu wollen - sondern sozusagen auf ein psychologisches Faktum und die Unerreichbarkeit eines Modells. Mit anderen Worten: <strong>Der</strong> psychologische Gehalt aller dieser in Rede stehenden Jesusbildnisse stimmt immer nur teilweise oder überhaupt nicht mit der Fülle unserer Vorstellung überein, und diese Vorstellung dürfte ein Hinweis sein, dass das Modell dennoch nicht so unerreichbar ist, da es ja in unserer Vorstellung sehr lebendig lebt und nie so recht mit den von den Künstlern gelieferten Vorbildern übereinstimmen mag. Den Grund zu alledem suchten wir früher in der verhältnismäßigen Ju- 1 Vgl. hierzu <strong>Bô</strong> <strong>Yin</strong> <strong>Râ</strong>: Aus meiner <strong>Maler</strong>werkstatt, S. 86-89.
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Vom Verfasser ist erschienen: LUDWI