Im PDF-Format lesen - Waldegg
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vom Tankstellenshop, aus<br />
der Dorfbäckerei oder vom<br />
speziellen Holzofenbäcker?<br />
Dem Geschmack auf der Spur<br />
Dabei eines gleich vorweg: Geschmack<br />
ist individuell, es lässt<br />
sich schlecht darüber streiten<br />
oder wie der Lateiner sagt: «De<br />
gustibus non disptutandum est.»<br />
Allerdings gibt es sensorische<br />
Grundregeln und entsprechend<br />
ausgebildete Fachleute. Eine davon<br />
ist die in Unterwasser aufgewachsene<br />
Annagret Schlumpf,<br />
langjährige Küchenchefin in<br />
«Stumps Alpenrose» Wildhaus,<br />
ausgebildete Sensorikerin und<br />
heute Leiterin des gesamten Verpflegungsbereichs<br />
der psychiatrischen<br />
Klinik Herisau. Mit ihr<br />
begab sich «Bäuerin heute» auf<br />
Geschmackstest in Sachen Brot.<br />
Um auf den echten, urtümlichen<br />
Brotgeschmack eingestimmt zu<br />
werden, erfolgte vorgängig ein<br />
Besuch in der neu aufgebauten<br />
Holzofenbäckerei auf der <strong>Waldegg</strong>.<br />
Allerdings ohne Begleitung<br />
der Sensorikerin. Vielmehr ging<br />
es darum mitzuerleben, wie der<br />
Bäcker Christian Meier die Füllung<br />
des Holzofens vorbereitet.<br />
<strong>Im</strong> «Ziträdli», so heisst die seit<br />
anfangs 2012 eingerichtete<br />
Holzofenbäckerei, ist Bäcker<br />
Christian Meier dafür verantwortlich,<br />
dass jeden Tag eine<br />
Ofenfüllung frisches Brot gebacken<br />
wird. Gearbeitet wird<br />
mit Weizen- und Dinkelmehl.<br />
Christian Meier ist ein Kenner<br />
und Liebhaber des reinen<br />
Bio-Dinkels, vor allem wenn<br />
es sich um Demeterqualität<br />
handelt. «Wer sich mit dieser<br />
Getreidesorte ernährt, tut seinem<br />
Körper Gutes», sagt er im<br />
Brustton der Überzeugung.<br />
Doch zurück zur Produktion.<br />
Am späteren Nachmittag<br />
werden 50 Kilo Teig angesetzt.<br />
Dieser darf sich dann bis zum<br />
nächsten Morgen langsam entwickeln<br />
und wird ab 6.30 Uhr<br />
weiter verarbeitet. «Den Ofen<br />
einheizen und Brote formen gehört<br />
zur Vormittagsarbeit», sagt<br />
der Bäcker. Wer ihm zuschaut,<br />
wie er flink und mit schon tausendfach<br />
geübten Bewegungen<br />
ein Brot nach dem anderen<br />
formt, kommt ins Staunen.<br />
Christian Meier hat selbst während<br />
30 Jahren in Stein AR eine<br />
eigene Holzofenbäckerei betrieben,<br />
musste das Geschäft aber<br />
aufgeben, weil zu wenig Ertrag<br />
generiert werden konnte.<br />
Holzofen aus dem Jahr 1850<br />
Herzstück der Holzofenbäckerei<br />
auf der <strong>Waldegg</strong> ist ein aus dem<br />
Jahr 1850 stammender Holzofen.<br />
Während Jahren leistete<br />
das gute Stück seinen Dienst in<br />
der Bäckerei Wigetshof, einem<br />
zur Gemeinde Oberhelfenschwil<br />
im Toggenburg gehörenden<br />
Weiler. Fünf Jahre schlummerte<br />
das antike Werk in den Lagerräumen<br />
von Ofenbauer Rutz in<br />
Dietfurt. Nun versieht der im<br />
Innern neu angepasste Ofen seinen<br />
Dienst zuverlässig und zur<br />
grossen Freude von Bäcker und<br />
Kunden im «Ziträdli.»<br />
«Wichtig ist die immer gleiche<br />
Holzqualität, die Menge und<br />
das Gefühl für den Ofen und die<br />
Brote», so Christian Meier. «Gefühl<br />
und Liebe zum Handwerk<br />
statt chemische Zusätze und<br />
Hilfsstoffe», lautet das Credo des<br />
engagierten Berufsmannes. Die<br />
grosse Nachfrage und die Tatsache,<br />
dass die tägliche Ofenfüllung<br />
meist am frühen Nachmittag<br />
ausverkauft ist, geben ihm Recht.<br />
Drei Brote, drei Philosophien<br />
Am späteren Vormittag holt<br />
Christian Meier jeweils die<br />
Brote auf dem Ofen – Zeit, um<br />
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