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Wie können Beschäftigungs- und Arbeitsfragen in ... - ETUC

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EGB‐ <strong>Wie</strong> <strong>können</strong> <strong>Beschäftigungs</strong>‐ <strong>und</strong> <strong>Arbeitsfragen</strong> <strong>in</strong> Anbetracht der Auswirkungen der Umstrukturierungen<br />

auf die Rolle der Arbeitsgruppe als Faktor für den (<strong>Wie</strong>der‐)Aufbau von Fachwissen verknüpft werden?<br />

Nach Angaben der befragten Mitarbeiter <strong>und</strong> Betriebsräte hat der technische Know‐how‐<br />

Transfer von Honeywell‐Mitarbeitern <strong>in</strong> Deutschland an Kollegen im Ausland (z. B. <strong>in</strong> Indien)<br />

bisher nicht sehr gut funktioniert, <strong>in</strong>sbesondere weil der vom Management festgesetzte<br />

Zeitrahmen zu kurz (manchmal weniger als e<strong>in</strong> Jahr) bemessen war. E<strong>in</strong>ige der Befragten<br />

me<strong>in</strong>ten, dass e<strong>in</strong> erfolgreicher Transfer von Betriebsprozess‐ <strong>und</strong> Systemkenntnissen <strong>in</strong><br />

der Regel etwa fünf Jahre dauert. Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, dass viele hoch qualifizierte<br />

Mitarbeiter („Wissensträger“) ASG vor der Schließung verlassen hatten <strong>und</strong> bei der<br />

Konkurrenz untergekommen waren.<br />

1.3. Auswirkungen der Restrukturierung auf die „Arbeitsgruppe“<br />

Auswirkung 1: Stärkung des Zusammenhalts der Mitarbeiter<br />

Während der Verhandlungen zwischen Betriebsrat <strong>und</strong> Management (d. h. vor den<br />

tatsächlichen Entlassungen) herrschte große Solidarität <strong>in</strong> der gesamten Belegschaft,<br />

starker Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e enge Verb<strong>und</strong>enheit mit „ihrem<br />

Standort“. Diese Situation hat geschichtliche Gründe: Zusammenhalt <strong>und</strong> Solidarität s<strong>in</strong>d<br />

trotz oder gerade wegen Änderungen der Eigentümerstrukturen <strong>und</strong> damit<br />

e<strong>in</strong>hergehender Restrukturierungsmaßnahmen am Standort Wedel über Jahrzehnte<br />

„gewachsen“.<br />

Der Betriebsrat konnte auf große Unterstützung <strong>und</strong> das Vertrauen der Belegschaft zählen<br />

– während der Verhandlungen wurde deutlich, dass die f<strong>in</strong>anzielle Existenzgr<strong>und</strong>lage der<br />

Mitarbeiter durch hohe Ausgleichszahlungen gesichert werden kann. Die Solidarität kam<br />

auch dar<strong>in</strong> zum Ausdruck, dass sich 95 % der Beschäftigten im Rahmen der<br />

Betriebsratswahlen im Jahr 2010 auf die Wahlliste setzen ließen.<br />

Als der Sozialplan, e<strong>in</strong>schließlich der f<strong>in</strong>anziellen Entschädigung, letztlich vere<strong>in</strong>bart wurde,<br />

war der Zusammenhalt zwischen den entlassenen <strong>und</strong> den verbleibenden Mitarbeitern<br />

noch sehr stark. Es gab offensichtlich ke<strong>in</strong>e „Härtefälle“, die zwischen Management <strong>und</strong><br />

Betriebsrat ausgehandelten Entschädigungen wurden fast e<strong>in</strong>hellig als akzeptabel erachtet.<br />

Mobb<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Neid konnten so vermieden werden.<br />

Schließlich ist noch erwähnenswert, dass r<strong>und</strong> 15 bis 20 der ehemaligen ASG‐Mitarbeiter<br />

nach wie vor zu e<strong>in</strong>em monatlichen Treffen <strong>in</strong> fre<strong>und</strong>schaftlicher Atmosphäre<br />

zusammenkommen <strong>und</strong> auch über e<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>e‐Plattform mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Kontakt s<strong>in</strong>d.<br />

Auswirkung 2: Verschlechterung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen der im Unternehmen verbliebenen<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> nachlassende Dynamik der „Arbeitsgruppe“<br />

Nach Aussage e<strong>in</strong>es Großteils der Befragten waren die im Unternehmen verbliebenen <strong>und</strong><br />

Anfang 2011 nach Hamburg versetzten Mitarbeiter mit e<strong>in</strong>er Verschlechterung der<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen konfrontiert. Die ersten drei bis vier Monate nach dem Umzug nach<br />

Hamburg funktionierte die technische Infrastruktur (Software, Hardware, Netzwerk,<br />

Buchhaltungssystem, Klimaanlage usw.) nur mangelhaft. Die befragten Mitarbeiter<br />

erklärten, dass die Umzugsplanung zu wünschen übrig ließ. Vertriebler <strong>und</strong><br />

Betriebsfachleute <strong>und</strong> Mitarbeiter der Produktentwicklung mussten sich e<strong>in</strong> Großraumbüro<br />

teilen. Die Produktentwickler fühlten sich durch die Vertriebler gestört, die ihre Arbeit<br />

großteils per Telefon abwickelten. Dies hat sich negativ auf die Produktivität ausgewirkt.<br />

Europapanorama – 7 Fallstudien aus 6 Ländern zur Veranschaulichung der Lage 31

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