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Wie können Beschäftigungs- und Arbeitsfragen in ... - ETUC

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EGB‐ <strong>Wie</strong> <strong>können</strong> <strong>Beschäftigungs</strong>‐ <strong>und</strong> <strong>Arbeitsfragen</strong> <strong>in</strong> Anbetracht der Auswirkungen der Umstrukturierungen<br />

auf die Rolle der Arbeitsgruppe als Faktor für den (<strong>Wie</strong>der‐)Aufbau von Fachwissen verknüpft werden?<br />

Die Sozialpartner sollten sich dieser Frage annehmen <strong>und</strong> spezifische Instrumente<br />

entwickeln, um dieses Kapital an Kompetenzen zu erhalten, aber auch wachsen zu lassen.<br />

Da ke<strong>in</strong>erlei Benchmarks zur Frage der kollektiven Kompetenz vorliegen, wie unsere Studie<br />

nahelegt, sollte e<strong>in</strong> erster Schritt die Bewusstmachung <strong>und</strong> Sensibilisierung se<strong>in</strong>. Die<br />

Auswirkungen dieser Kurzsichtigkeit, sei es auf psychosozialer Ebene (Fälle von<br />

Absonderung, Auflösung der Arbeitsbeziehung,…) oder <strong>in</strong> direkterem Zusammenhang mit<br />

der Leistung des Unternehmens (etwa Qualitätskrisen), gilt es aufzuzeigen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />

Mittelpunkt des sozialen Dialogs zu stellen. Ferner bedarf es e<strong>in</strong>er Bewusstmachung des<br />

Ausmaßes <strong>und</strong> der Komplexität dieser Aufgabe, um diese „loose‐loose‐Situation“, die sich<br />

<strong>in</strong> allen Unternehmen e<strong>in</strong>gestellt hat, zu überw<strong>in</strong>den. Diese Situation spricht für<br />

längerfristige Lösungen <strong>und</strong> damit für Antizipation. Es wäre völlig naiv anzunehmen, dass<br />

die Frage der kollektiven Kompetenz bei e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> wenigen Wochen durchgeführten<br />

Umstrukturierung oder e<strong>in</strong>em Unternehmen, das <strong>in</strong> der Vergangenheit dieser Dimension<br />

nicht Rechnung getragen hat, berücksichtigt werden kann. Um Probleme zu vermeiden,<br />

müssen die Sozialpartner mit der Problematik, den Mechanismen, den Instrumenten<br />

vertraut se<strong>in</strong> <strong>und</strong> somit diese Fragen <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, ähnlich, wie dies bei der<br />

<strong>in</strong>dividuellen Kompetenz der Fall war.<br />

Es geht gewissermaßen darum, e<strong>in</strong>e Revolution zu entfachen. E<strong>in</strong>e Revolution im<br />

etymologischen S<strong>in</strong>n, deren Dynamik zum Bruch mit den Individualisierungspraktiken<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Leistungen, der Kompetenzen <strong>und</strong> Beurteilungen führt, die zum Zeitpunkt<br />

der Umstrukturierung zu Auswahlprozessen werden. Man muss die Gruppe als<br />

gleichberechtigten Akteur der wirtschaftlichen Leistung, der strategischen Kompetenz <strong>und</strong><br />

der organisatorischen Effizienz wiederherstellen. Es gilt, Wissenstransfer <strong>und</strong> kollektive<br />

Intelligenz e<strong>in</strong>zusetzen, um so den E<strong>in</strong>zelkönner zu vervollständigen. Man muss sich die<br />

Anfälligkeit der kollektiven Kompetenz vor Augen führen <strong>und</strong> sich ihrem Transfer<br />

verschreiben, ebenso wie dem Generationenwechsel der Arbeitskräfte. Denn das fehlende<br />

B<strong>in</strong>deglied könnte für immer verloren gehen.<br />

Auf praktischer Ebene lassen sich folgende Instrumente e<strong>in</strong>setzen:<br />

• E<strong>in</strong>e fortlaufende Evaluierung der kollektiven Kompetenzen<br />

Jährliches Mitarbeitergespräch mit der Arbeitsgruppe<br />

Identifizierung der kollektiven Kompetenzen <strong>und</strong> Management ihres Transfers im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er erweiterten Personal‐ <strong>und</strong> Kompetenzplanung<br />

• E<strong>in</strong>e Analyse der kollektiven Kompetenzen im Rahmen von Umstrukturierungen, aber<br />

auch als Ressource bei der Suche nach alternativen Lösungen<br />

E<strong>in</strong>en „Lebenslauf“ des bedrohten Standortes erstellen<br />

• Gruppen‐Mentor<strong>in</strong>g zur Erhöhung der Transparenz <strong>und</strong> den Austausch kollektiver<br />

Erfahrungen<br />

Diese Instrumente bef<strong>in</strong>den sich noch im Versuchsstadium <strong>und</strong> werden oft bruchstückhaft<br />

durchgeführt. Es gilt nun, ihre Bekanntmachung zu erreichen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Praxis Synergien zu<br />

schaffen.<br />

Dies erfordert e<strong>in</strong>em Paradigmenwechsel <strong>in</strong> unseren Vorstellungen von<br />

<strong>Beschäftigungs</strong>fähigkeit, Leistung, Kompetenz <strong>und</strong> Wert, die e<strong>in</strong>er zunehmenden<br />

68 Europapanorama – 7 Fallstudien aus 6 Ländern zur Veranschaulichung der<br />

Lage

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