Download - NABU Oberberg
Download - NABU Oberberg
Download - NABU Oberberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Artenvielfalt und Landwirtschaft<br />
∅ 6,8 Mrd. €<br />
Artenvielfalt und Landwirtschaft<br />
schaft versus Ackerbau), hat man die sogenannte Betriebsprämie eingeführt.<br />
Über 97 % fließen heute in diese Prämie. Jeder Betrieb erhält sie allein für die<br />
Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen, in NRW beträgt sie 359 € pro<br />
Hektar und Jahr. Dabei ist egal, was und wie viel oder wie wenig der Landwirt<br />
produziert. Hauptsache er hält bestimmte Auflagen ein – die sogenannten „anderweitigen<br />
Verpflichtungen“ oder „Cross-Compliance“ (Details vgl. Abb.1).<br />
pro Jahr von der EU für Deutschland<br />
Gemeinsame Agrarpolitik 2007-2013<br />
1. Säule = Direktzahlungen<br />
∅ 5,7 Mrd. €<br />
100 % von EU<br />
Betriebsprämie<br />
Erhält jeder Landwirt pro Hektar und<br />
Jahr, sofern er sich an die Cross-<br />
Compliance hält.<br />
Cross-Compliance: Neben 18 schon<br />
bestehenden EU-Verordnungen und<br />
Richtlinien des Natur-, Umwelt-, Tierund<br />
Verbraucherschutzes, sind Vorgaben<br />
zur Erosionsvermeidung als zusätzlich<br />
zu erbringende Leistungen<br />
ebenso vorgeschrieben wie eine vielfältige<br />
Fruchtfolge oder Maßnahmen zur<br />
Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Für<br />
alle nicht für die Produktion genutzten<br />
Flächen sind Begrünungs- und<br />
Pflegemaßnahmen zwingend erforderlich,<br />
um die landwirtschaftlichen<br />
Flächen in einem guten landwirtschaftlichen<br />
und ökologischen Zustand zu<br />
halten. Die Beseitigung von Landschaftselementen<br />
wie Hecken, Baumreihen<br />
und Feldgehölzen ist verboten.<br />
Preisstützung<br />
2. Säule = ELER<br />
∅ 1,1 Mrd. € (EU)<br />
+ ca. 0,6 Mrd. € (Bund und Länder)<br />
+ Anteil Kommunen<br />
1. Steigerung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
z.B. Bildung, Investitionen, Infrastruktur<br />
wie Wegebau NRW 23 %<br />
2. Nachhaltige<br />
Landbewirtschaftung<br />
z.B. Agrarumweltmaßnahmen<br />
(z.B. Ökolandbau, Grünlandextensivierung,<br />
Uferrandstreifen, vielfältige Fruchtfolgen,<br />
Blühstreifen, Zwischenfrüchte,<br />
Erosionsschutz)<br />
und Vertragsnaturschutz NRW 59 %<br />
3. Lebensqualität und<br />
Diversifizierung<br />
der ländlichen Wirtschaft<br />
u.a. Erhalt und Verbesserung des<br />
ländlichen Erbes im Bereich Naturschutz<br />
NRW 15 %<br />
4. Leader<br />
Aufbau regionaler Netzwerke zur<br />
Steigerung der ländlichen Wirtschaftskraft.<br />
NRW 4 %<br />
Die Bauern schimpfen auf die Cross-Compliance-Regeln, die tatsächlich sehr<br />
kompliziert und offenbar kaum zu überblicken sind. Halten sie sich nicht an die<br />
Verpflichtungen, gibt es Abzüge bis zu 100 % bei den Direktzahlungen.<br />
Für einen Landwirt in <strong>Oberberg</strong> - mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von<br />
40 ha (IT.NRW) - wären dies 14.500 € pro Jahr. Ohne die Direktzahlungen stünden<br />
die meisten hiesigen Milchbetriebe vor dem Aus, denn die niedrigen Milchpreise<br />
decken kaum die Aufwendungen; zudem müssen die Bauern für mehr als<br />
2/3 ihrer Flächen auch noch Pachtgebühren in Höhe von ca. 135 € pro Hektar<br />
Grünland aufbringen. Gerade bei weniger erfolgreichen Betrieben macht die<br />
Betriebsprämie mehr als 50 % des Gewinns aus („Ratgeber Förderung 2012“,<br />
LZ Rheinland).<br />
2. Säule = Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung<br />
ländlicher Räume (ELER)<br />
Mit den Mitteln der 2. Säule soll die nachhaltige Landwirtschaft gestärkt und die<br />
Entwicklung der ländlichen Räume unterstützt werden. Das Förderspektrum ist<br />
sehr breit gefächert und verteilt sich auf die vier in Abb 1 aufgeführten Schwerpunkte.<br />
Die Teilnahme ist freiwillig!<br />
Deutschland erhält im Schnitt für die 2. Säule von der EU 1,1 Mrd. € pro Jahr.<br />
Davon fließt wiederum nur ein Bruchteil in die Agrarumweltprogramme und in<br />
den Vertragsnaturschutz. Diese sind aber gerade für den Erhalt der Biodiversität<br />
und somit der Artenvielfalt von Bedeutung, da sie Maßnahmen des Umweltund<br />
Naturschutzes fördern, die die geltenden gesetzlichen Standards aus der<br />
1. Säule übersteigen. Landwirte, die daran teilnehmen, erhalten zum einen die<br />
Betriebsprämie aus der 1. Säule und aus der 2. Säule eine Aufwandsentschädigung<br />
z.B. für die Grünlandpflege in feuchten Bachtälern per Handmahd.<br />
Neben der EU beteiligen sich auch der Bund, die Länder und die Kommunen an<br />
der Finanzierung der 2. Säule. Dafür können sie mitentscheiden, was in ihren<br />
Regionen im Rahmen von ELER genau gefördert werden soll. Die Angst der<br />
Bauern, die an den Umweltprogrammen teilnehmen/teilnehmen wollen: Wenn<br />
mal kein Geld im NRW-Haushalt ist, werden die EU-Fördergelder der 2. Säule<br />
gestrichen. Rita Vogt<br />
Abb.1: Die zwei Säulen der EU-Agrarförderung: Förderpolitik in Schieflage.<br />
(Die Prozentangaben in der 2. Säule geben an, wie die ELER-Mittel von im Schnitt<br />
124 Mill. € pro Jahr in NRW verteilt werden.)<br />
32 33