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KREISTEIL - CDU Kreisverband Biberach

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Meinung <strong>KREISTEIL</strong><br />

Die Verstaatlichung der Betreuung<br />

unserer Kinder in der Diskussion<br />

Gedanken eines Vaters zur aktuellen Diskussion<br />

für eine möglichst frühe Betreuung<br />

von Kleinstkindern<br />

von Paul Altenhöfer, Dipl.Päd. (univ.), Kirchberg/Iller<br />

In der Diskussion um das Betreuungsgeld<br />

und dem Ausbau der Kindertagesstätten,<br />

über Kosten und über die Notwendigkeit,<br />

dass Frauen nach der Geburt eines Kindes<br />

schnell wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung<br />

stehen, wird meines Erachtens das<br />

Wohl der Kinder total vergessen. Die öffentliche<br />

Diskussion um das Betreuungsgeld<br />

wird auf Schlagworte wie „Herdprämie“<br />

reduziert. Die sonst so kritische Presse<br />

und auch Interessenverbände hinterfragen<br />

selten oder nie die Motivation die hinter<br />

solchen Argumenten steht.<br />

Paul Altenhöfer aus Kirchberg/Iller.<br />

Im Ausbau der Kita-Plätze wird das Allheilmittel<br />

sowohl für die Wirtschaft -<br />

Stichwort Fachkräftemangel- als auch für<br />

eine „gute“ Betreuung von „sogenannten<br />

sozialen Problemfamilien“ gesehen. Eltern<br />

die ihr Kind in den ersten Jahren selbst innerhalb<br />

der Familie betreuen und erziehen<br />

wollen, wird schon suggeriert, dass dies<br />

für die Kinder negativ wäre und ihre kognitive<br />

Leistungen nur ungenügend gefördert<br />

würden. Zudem klingt in den Medien und<br />

in der Gesellschaft bei der Antwort nach<br />

dem Beruf die Antwort „Hausfrau und<br />

Mutter/Vater“ schon die Nachfrage „nur“<br />

mit. Elternerziehung wird als Leistung<br />

nicht gewürdigt und erscheint wertlos.<br />

Ja, in Betreuungseinrichtungen mit hoher<br />

Qualität wird die Lernfähigkeit, das<br />

Denken und Wissen im Vorschulalter verbessert.<br />

Aber der Vorsprung schmilzt im<br />

Laufe der Schuljahre dahin und wird im Jugendalter<br />

ausgeglichen wie mannigfaltige<br />

Studien nachweisen. Auf andere Fähigkeiten,<br />

wie die sozioemotionale Kompetenz,<br />

wird in allen Diskussionen in keiner Weise<br />

<strong>Biberach</strong> 3/2012 >>> Seite 24<br />

(Foto: B. Volkholz)<br />

eingegangen. Selten habe<br />

ich in den Diskussionen<br />

um Kita-Plätze die Gefahren<br />

der langen Verweildauer<br />

in Betreuungseinrichtung<br />

von irgendeiner Seite gehört.<br />

Dabei gibt es inzwischen Langzeitstudien<br />

in den USA (im Auftrag des Nationalen<br />

Instituts für Kindergesundheit und Entwicklung),<br />

die nachweisen, „dass sich die<br />

Krippenbetreuung unabhängig von sämtlichen<br />

anderen Messfaktoren negativ auf<br />

die sozioemotionale Kompetenz der Kinder<br />

auswirkt“, wie der Leitende Arzt des<br />

Sozialpädiatrischen Zentrums Bielefeld-<br />

Bethel, Rainer Böhm schreibt. Will heißen,<br />

je länger Kinder in Betreuungseinrichtungen<br />

verweilen, desto ausgeprägter sind die<br />

sozialen Fehlverhalten, wie unangemessenes<br />

Streiten, Sachbeschädigungen, Schikanieren,<br />

Grausamkeiten oder häufiges<br />

Schreien. Unter den ganztags betreuten<br />

Kindern der Vierjährigen zeigen nach<br />

Böhm schon ein Viertel der Kinder ein klinisch<br />

relevantes Problemverhalten. Bei<br />

untersuchten Fünfzehnjährigen entladen<br />

sich Konflikte durch auffälligen Drogenkonsum,<br />

Alkoholexzesse, Rauschgift. Sehr<br />

hoch gestiegen sind bei den Untersuchten<br />

Vandalismus und Diebstahl, so Rainer<br />

Böhm.<br />

Die ständig gebetsmühlenartig vorgetragene<br />

Behauptung, dass Kinder allein durch<br />

das frühe Einspannen ins Kollektiv einer<br />

Krippenbetreuung zu günstigem Sozialverhalten<br />

befähigt werden, wird durch die<br />

amerikanische Großstudie ad absurdum<br />

geführt. Demnach führt die außerfamiliäre<br />

Betreuung bereits kleinster Kinder ohne<br />

ausgleichendes, intensives erzieherisches<br />

und emotionales Bemühen der eigenen Eltern<br />

geradezu in die Asozialität!<br />

Auch eine hohe Qualität der Krippenbetreuung<br />

zeigt kein signifikant besseres Ergebnis.<br />

Grundsätzlich bestätigt wird, dass<br />

das Erziehungsverhalten der Eltern einen<br />

deutlich stärkeren Einfluss auf die Entwicklung<br />

ausübt als die Betreuungseinrichtungen.<br />

Deswegen sollte Erziehung El-<br />

ternsache bleiben und nicht an andere Instanzen<br />

abgetreten werden. Folglich wäre<br />

in der Logik der Zeit nach der PISA - Studie<br />

eine Stärkung der Eltern in ihrem Erziehungsauftrag<br />

dringend geboten<br />

und die Betreuung in den ersten<br />

zwei bis drei Jahren in<br />

außerfamiliären Einrichtungen<br />

ist auf ein möglichst<br />

geringes Maß zu<br />

reduzieren.<br />

Die sonst so gutachtergläubigeGesellschaft<br />

ignoriert und<br />

blendet Studien aus, die<br />

nicht in ihre ideologisch<br />

geführte Diskussion um die<br />

Kinderbetreuung passen, deren<br />

Ziel es ist, dass immer mehr Kleinstkinder<br />

möglichst lange fern von Mutter (und<br />

Vater) in entsprechenden Einrichtungen<br />

betreut werden sollen, damit diese dem<br />

Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.<br />

Erziehungsleistung der Eltern aufwerten<br />

Böhm schreibt hierzu: „Die entsprechende<br />

Propaganda aber ist nicht nur bedenklich,<br />

sondern aufgrund der wissenschaftlichen<br />

Fakten grob fahrlässig, ja verantwortungslos<br />

- für die einzelnen betroffenen<br />

Kinder wie für die Zukunft unserer Gesellschaft.<br />

Denn das, was die Studie des amerikanischen<br />

Nationalinstituts feststellt, erweist<br />

sich nur als Spitze des Eisbergs“.<br />

Für mich bedeutet dies, dass die Erziehungsfähigkeit<br />

der Eltern gestärkt werden<br />

muss und die gesamte „geschürte Krippenplatz-Hysterie“<br />

eigentlich ein Holzweg<br />

ist. Die elterliche Erziehungsleistung muss<br />

dringend wieder aufgewertet werden, ein<br />

echter Familienlastenausgleich muss politisch<br />

in Gang gebracht werden, denn<br />

nichts kann in der Erziehung die Gesundheit<br />

unserer Kinder mehr fördern als eine<br />

liebevolle und kontinuierliche Präsenz in<br />

den ersten Lebensjahren. Damit wird auch<br />

die vielbeschworene Volksgesundheit gestärkt.<br />

Das Kindeswohl ist nicht einfach identisch<br />

mit dem Elternwohl, mit den elterlichen<br />

Selbstverwirklichungsbedürfnissen.<br />

Verantwortung für Kinder ist vor allem<br />

Selbstverantwortung. Und wenn Eltern<br />

aus kognitiven, sozialen oder sonstigen<br />

Gründen nicht in der Lage sind diese Aufgaben<br />

vollumfänglich wahrzunehmen,<br />

dann bedürfen sie unserer ganz besonderen<br />

Fürsorge, gerade in den Gedanken einer<br />

christlich orientierten Partei, damit sie<br />

in die Lage versetzt werden, ihrer Verantwortung<br />

gerecht zu werden.<br />

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