KREISTEIL - CDU Kreisverband Biberach
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Was macht eigentlich ... <strong>KREISTEIL</strong><br />
Franz Baum,<br />
ehemaliger Landtagsabgeordneter aus Rot an der Rot<br />
im Gespräch mit Kreispressesprecher Paul Altenhöfer<br />
Herr Abgeordneter a.D. Franz Baum, wie<br />
lange sind Sie jetzt nicht mehr Mitglied im<br />
Landtag?<br />
Seit 1988 bin ich jetzt im Ruhestand. Ich<br />
war Mitglied des Landtages von Baden-<br />
Württemberg von 1972 bis 1988. Ich war<br />
zweimal der Direktkandidat und zweimal<br />
bin ich als Zweitkandidat in den Landtag<br />
gewählt worden. 1972 habe ich gegen den<br />
damaligen Bürgermeister von <strong>Biberach</strong> die<br />
Kandidatenwahl gewonnen. Das zweite<br />
Mal habe ich noch gegen den damaligen<br />
Landrat Wilfried Steuer das Direktmandat<br />
gewonnen. Damals haben wir so viele<br />
Stimmen gewonnen, dass ich noch als<br />
zweiter Abgeordneter für den Wahlkreis<br />
<strong>Biberach</strong> in den Landtag gewählt wurde.<br />
Wie haben sie vor 24 Jahren die Freiheit<br />
vom Mandat empfunden?<br />
Ich habe mich 1988 politisch zurückgenommen<br />
und 1990 habe ich die Leitung der<br />
Jugendbildungsstätte St. Norbert in Rot<br />
abgegeben. Ich bin dafür in die kirchliche<br />
Verbandsarbeit eingestiegen und das hat<br />
mir viel Freude bereitet.<br />
Heißt das, dass Sie eine Entlastung gespürt<br />
haben nicht mehr für alles verantwortlich<br />
zu sein, oder ist es gut alles aus<br />
der Distanz betrachten zu können?<br />
Ich habe meine gemeinsamen Interessen<br />
mit meiner Ehefrau im kulturellen Bereich<br />
ausbauen und mich diesen Dingen widmen<br />
können. Und so kann ich sagen, ich war<br />
hocherfreut über die Entlastung und genieße<br />
seitdem die Freiheit, nicht mehr in<br />
einem Abhängigkeitsverhältnis zu stehen.<br />
Was hatten Sie sich für die Zeit nach der<br />
Mandatszeit vorgenommen und haben Sie<br />
sich den Wunsch erfüllt?<br />
Ich war ja vorher schon im Jugendbildungswerk<br />
tätig und da haben sich über<br />
Bekannte schnell neue Betätigungsfelder<br />
in der kirchlichen Verbandsarbeit aufgetan.<br />
Ich war Diözesanvorsitzender der katholischen<br />
Verbände in der Diözese Rottenburg<br />
und später Landesvorsitzender<br />
der Kolpingfamilie in Baden Württemberg.<br />
Ich habe diese Tätigkeiten mit sehr viel<br />
Freude ausgeführt, so hat sich mein<br />
Wunsch nach einer erfüllenden Tätigkeit<br />
voll erfüllt.<br />
Was empfinden Sie heute als die größte<br />
Herausforderung ihrer Abgeordnetenzeit?<br />
Die Schulreform in den 70er Jahren und<br />
die Sozial- und Familienpolitik. Ich war<br />
Vorsitzender des Landeselternverbandes<br />
und habe mich daher in die Empfindungen<br />
<strong>Biberach</strong> 3/2012 >>> Seite 26<br />
der Eltern gut hineinversetzen können. Ich<br />
habe mich zuerst in der Kultuspolitik engagiert,<br />
später mehr in der Familien- und Sozialpolitik.<br />
Welches war Ihre schwerste Entscheidung<br />
als Abgeordneter?<br />
Da gab es einige schwierige Entscheidungen.<br />
So war die Gründung und der Aufbau<br />
der Sonderschulen zum damaligen Zeitpunkt<br />
ein wesentlicher Fortschritt, da man<br />
so vielen Kindern die größtmögliche Förderung<br />
zukommen lassen konnte. Diese<br />
Schule war mir sehr am Herzen gelegen<br />
und wir haben damit große Erfolge gehabt.<br />
Gerecht ist nicht jedem das Gleiche zu geben,<br />
sondern jedem das zu geben was er<br />
benötigt, um seine Talente bestens fördern<br />
zu können. Gleichmacherei bringt<br />
nach meiner Meinung uns in diesem Punkt<br />
nicht weiter, der Mensch muss nach seinen<br />
Fähigkeiten gefördert werden.<br />
Gab es Entscheidungen, die Ihnen schlaflose<br />
Nächte bereitet haben?<br />
Ja, die Einführung des Pflegegeldes für die<br />
häusliche Pflege von behinderten Kindern<br />
hat mich damals sehr bewegt. Wobei die<br />
Einführung noch relativ unumstritten war.<br />
Jedoch gab es Initiativen, nur noch andere<br />
Formen zu fördern und das häusliche Pflegegeld<br />
wieder abzuschaffen. Da musste<br />
ich mich hinstellen, konnte es aber nicht<br />
verhindern. Doch der Druck aus der Bevölkerung<br />
wurde so groß, dass es nach zwei<br />
Jahren wieder eingeführt wurde.<br />
An welche Momente denken Sie besonders<br />
gern in ihrer Zeit als Abgeordneter?<br />
An die Erkenntnis der Wichtigkeit der Familie<br />
für unsere Gesellschaft. Da konnten<br />
wir damals für die Familien einiges tun.<br />
Auf meinem Antrag hin haben wir ein „Jahr<br />
der Familie“ ausgerufen und darauf folgend<br />
noch ein „Jahr des Kindes“. In diesen<br />
Jahren bin ich zum richtigen Familienpolitiker<br />
geworden. Die Einführung des Erziehungsgeldes<br />
kann ich heute noch als Erfolg<br />
bezeichnen, an dem ich mit Stolz beteiligt<br />
war, denn ich habe führende Politiker<br />
der Union von der Richtigkeit überzeugen<br />
können.<br />
Haben sich Freundschaften mit Abgeordneten<br />
entwickelt, die heute noch gepflegt<br />
werden?<br />
Ja, zum Beispiel Erwin Teufel, ihn kannte<br />
ich schon aus der Jugendarbeit in den 60er<br />
Jahren. Wir hatten uns ein wenig aus den<br />
Augen verloren, umso größer war die gegenseitige<br />
Freude, als wir uns beide als<br />
Ein zufriedener Franz Baum aus Rot an der<br />
Rot, im Landtag von Baden-Württemberg<br />
von 1972-1988. (Foto: P. Altenhöfer)<br />
neue Abgeordnete im Landtag wiedergetroffen<br />
haben. Da gab es noch viele Abgeordnete<br />
die ein ausgeprägtes Wir-Gefühl<br />
hatten, die zu den gemeinsamen Zielen<br />
standen. Auch regional haben wir gut zusammengearbeitet,<br />
da stand die Kollegialität<br />
vor dem individuellen Erfolg.<br />
Wie war das Verhältnis zu Ihren Kollegen<br />
im Parlament der anderen Parteien?<br />
Das Verhältnis zu den Kollegen der anderen<br />
Parteien war sehr unterschiedlich. Die<br />
Sozialdemokraten waren noch viel dogmatischer<br />
und ideologischer als heute. Mit<br />
den Grünen war ich auch noch acht Jahre<br />
im Parlament und da waren einige dabei,<br />
die mir eher gelegen hatten.<br />
Wie war der Korpsgeist unter den Abgeordneten<br />
der Fraktion, ich denke mir da<br />
gibt es Sympathien aber auch eventuell<br />
das Gegenteil?<br />
Der Korpsgeist war sehr gut, damals war es<br />
wichtig für den Einzelnen, sich auch mal<br />
etwas zurückzunehmen. Leider findet man<br />
diese Tugend heute eher selten. Da gab es<br />
große Solidarität und Gemeinsamkeiten<br />
unter den <strong>CDU</strong> - Abgeordneten.<br />
Wie sehen Sie heute das Kollegenverhältnis<br />
im Parlament? Haben Sie noch Kontakt<br />
zu ehemaligen Kollegen aus dem politischen<br />
Umfeld? Hat sich das politische Umfeld<br />
geändert?<br />
Ja. sporadisch habe ich noch Kontakt zu einigen<br />
ehemaligen Kollegen, wie Erwin Teufel.<br />
Ich habe bereits ausgeführt, dass heute<br />
das kollegiale Miteinander nach meiner<br />
Einschätzung nicht so gut ist. Früher hatten<br />
die Abgeordneten der <strong>CDU</strong> vor ihrer<br />
politischen Laufbahn Erfahrung im Berufsleben<br />
gesammelt und wussten wofür sie