Das Kurzwort zwischen 'Langue' - Universität Koblenz · Landau

142 Sascha Michel
ein Aspekt der Gebrauchsweise des Wortes, indiziert also den kontextuellen
Rahmen der Äußerungsbedeutung. Konnotationen können demnach als partiell
lexikalisierte Kontextfaktoren der Äußerungsbedeutungen eines Wortes bezeichnet
werden. Je nach Kontext werden bestimmte Konnotationen aktiviert bzw.
modifiziert und sind ebenso wie die deskriptive Bedeutung einem Wandel unterworfen.
Konnotationen geben auf der Sprachsystemseite mithin einen Hinweis auf den
Sprachgebrauch: „Im Sprachgebrauch können durch Konnotationen zusätzliche
Informationen über Sprecher/Schreiber, über die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern
und damit über die soziale Situation übermittelt werden“
(Schippan 1992: 157).
Das heißt, Konnotationen verbalisieren Besonderheiten hinsichtlich des diasystematischen
Gebrauchs von Wörtern, also ob Wörter diatopischen, diastratischen
oder diaphasischen 22 Restriktionen ausgesetzt sind. Insbesondere diaphasische
Merkmale werden vielfach als Konnotationen angegeben, etwa wenn der
Gebrauch von Wörtern als Jargon, abwertend oder stilistisch gehoben bezeichnet
wird.
Was bedeutet die Annahme von Konnotationen nun für das Bedeutungsverhältnis
zwischen synonymen Wörtern? Meist wird zwischen totaler und partieller
Synonymie (Homoionymie) unterschieden. Totale Synonymie „setzt […] uneingeschränkte
Austauschbarkeit der betreffenden Ausdrücke in allen Kontexten
voraus und bezieht sich sowohl auf denotative […] als auch konnotative […]
Bedeutungselemente“ (Bußmann 2008: 708). Aus sprachökonomischen Gründen
ist totale Synonymie freilich selten. In der Regel werden hierzu Kurzwörter
gezählt: „Relativ viele, triviale Fälle finden sich in Form von Abkürzungen 23 :
LKW – Lastkraftwagen, LP – Langspielplatte, BH – Büstenhalter. Ähnlich verhält
es sich mit Paaren aus Kurzwörtern und ihren Langformen: Bus – Omnibus,
Lok – Lokomotive […]“ (Löbner 2003: 117).
Partielle Synonymie bezieht sich dagegen auf Lexeme, „die auf Grund ihrer
denotativen und konnotativen Bedeutung in einigen, aber nicht in allen Kontex-
22 Vgl. zum Diasystem des Deutschen z. B. Girnth (2007: 189).
23 Gelegentlich werden Abkürzungen und Kurzwörter außerhalb der Kurzwortforschung terminologisch
nicht voneinander getrennt, obwohl sich diese Unterscheidung etabliert und als
praktikabel erwiesen hat.